Trotz schwierigem Umfeld schwarze Zahlen
Obwohl wichtige Geschäftsbereiche unter einem negativen Umfeld leiden, schafft es Uniqa-Generaldirektor Othmar Michl, seine Gesellschaft durch eine gute Mischung aus richtiger Schwerpunktsetzung, einer passenden Anreizpolitik und einem kompromisslosen Qualitätsmanagement auch in diesem Jahr weiterhin in den schwarzen Zahlen zu halten.
Othmar Michl, Generaldirektor der „Best Insurance Company, Hungary“: „Überall, wo Preise vergeben werden, die auch uns betreffen, sind wir inzwischen vorne mit dabei. Daran wird sich auch nichts ändern.“
Wie geht es Ihrer Branche?
Nach wie vor nicht besonders gut. Während die Versicherungswirtschaft 2009 noch einen Gewinn von 66 Milliarden Forint machen konnte, fiel er im letzten Jahr auf ein Minus von 3,3 Milliarden Forint. Das lag zum einen an der überdurchschnittlichen Zahl an Schadensfällen verursacht durch Unwetter und Flutkatastrophen, zum anderen aber auch an der im letzten Jahr eingeführten Sondersteuer für Finanzdienstleister. In diesem Jahr wird das Branchenergebnis erneut weit unter dem Wert von 2009, wahrscheinlich sogar wieder in den roten Zahlen liegen.
Dabei blieben Ihnen in diesem Jahr bisher Naturkatastrophen weitgehend erspart.
Ja, aber zwei wichtige Märkte, Auto und Wohnraum, tun sich weiterhin schwer. 2008 wurden noch 210.000 Neuwagen verkauft, in diesem Jahr werden es höchstens 45.000 sein. Auf diesem äußerst geschrumpften Markt wird zudem noch massiv um Marktanteile gekämpft. Ein ähnlich düsteres Bild bietet auch die Bauwirtschaft: Während es einen geschätzten Bedarf an jährlich etwa 120.000 Wohneinheiten gibt, werden in diesem Jahr nur annähernd 10.000 Wohneinheiten fertiggestellt. Sehen Sie doch nur aus dem Fenster! Im Panorama von Budapest gibt es kaum noch Baukräne
Wie sehr wird Ihre Versicherung die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer von 25 auf 27 Prozent berühren?
Dieser Schritt wird sich sowohl bei den Kosten der Versicherung als auch bei den Schadenzahlungen niederschlagen. Auf uns kommen dadurch nichtbudgetierte Kosten in Höhe von bis zu einer Milliarde Forint zu.
Wie schaffen Sie es, inmitten dieses schwierigen Umfelds weiterhin schwarze Zahlen zu schreiben?
Unter anderem durch eine angepasste Setzung von Schwerpunkten. So haben wir etwa zu Beginn des Jahres begonnen, uns stärker dem Bereich Lebensversicherungen zuzuwenden. Die Ergebnisse können sich schon jetzt sehen lassen. Während der Marktführer ING zum Halbjahr ein Minus von 15 Prozent verzeichnete, konnten wir hier ein Wachstum von 19,6 Prozent erzielen.
Wie war das möglich?
Zum einen durch die gute Leistung unserer etwa tausend Vertriebsmitarbeiter – hier konnten wir unsere Produktivität um 23 Prozent steigern – und zum anderen durch Produkte, die anscheinend sehr gut auf die Bedürfnisse des Marktes zugeschnitten sind. Für den Herbst rechnen wir mit einer weiteren dynamischen Entwicklung in diesem Segment.
Ist es in diesen Zeiten nicht schwierig, langfristige Geldanlagen zu verkaufen?
Ganz im Gegenteil! Ich bin seit 1973 in der Versicherungsbranche tätig. Unabhängig von Ungarn kann ich auf Grund meiner in dieser Zeit gemachten Erfahrungen feststellen, dass die Sparneigung in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten stärker ausgeprägt ist als in prosperierenden Zeiten, die wiederum stärker dem Konsum zu Gute kommen. Ich würde mir allerdings wünschen, dass der Staat die langfristige Eigenvorsorge seiner Bürger steuerlich noch stärker unterstützen würde.
Wie konnten Sie den schwächeren Ergebnissen bei Fahrzeug- und Wohnraumversicherungen noch entgegensteuern?
Forciert haben wir auch den Verkauf von Krankenversicherungen. Auch hier blieb uns der Erfolg nicht verwehrt. In diesem Jahr ist jeder zweite Kunde, der in Ungarn eine private Krankenversicherung abgeschlossen hat, ein UNIQA-Kunde.
Dieses Verhältnis liegt weit über Ihrem Marktanteil. Wie ist das möglich?
Ebenso wie bei den Lebensversicherungen: durch genau auf die Bedürfnisse der Versicherungsnehmer zugeschnittene Produkte. Zusätzlich sind sie auch optimal an die Gegebenheiten des ungarischen Gesundheitswesens angepasst. Hilfreich war in diesem Segment sicher auch, dass wir uns bei der Zusammenstellung unserer Angebote auf die Expertise unserer österreichischen Mutter, die hier mit etwa 50 Prozent Marktführer ist, stützen konnten. Krankenversicherungen sind eine spezielle Materie und verlangen viel Spezialwissen. Im Gegensatz zu Fahrzeugversicherungen beschäftigen sich in Ungarn nur relativ wenige Versicherer mit diesem Geschäft. Wir haben es mit etwa sechs größeren Anbietern zu tun.
Wie verlief Ihr bisheriges Geschäftsjahr?
Besonders erfolgreich in der Lebensversicherung und Krankenversicherung und auch trotz schwieriger Umstände in der Kaskoversicherung. In der Kfz-Haftpflichtversicherung haben wir Marktanteile verloren, die Prämien sind hier im Keller.
Wie ist das möglich? In unserem letzten Interview vor einem Jahr hatten Sie diesbezüglich angemerkt, dass sich die Versicherungsmathematik nicht austricksen lasse.
Zu dieser Aussage stehe ich auch jetzt noch. Noch ist auch nicht aller Tage Abend. Bisher hatten wir ein relativ schadensarmes Jahr. Zum einen sind durch die enorm gestiegenen Kraftstoffpreise die gefahrenen Kilometer drastisch zurückgegangen, zum anderen hatten wir einen relativ milden Winter. Beides führte zu einer geringeren Schadenshäufigkeit, sodass die Rechnung der Dumpinganbieter bisher aufgegangen ist. Bei dem vor zwei Jahren unter großem Wirbel untergegangenen Versicherer MÁV Biztosító ging es ja auch eine Zeit lang gut. Wenn die Werkstätten anfangen, reparierte Autos nur noch gegen Bares herauszugeben, weil sie Angst haben, auf den Kosten sitzen zu bleiben, ist es aber meistens schon zu spät.
Ist bei Haftpflichtversicherungen dieser enorme Anpassungsdruck nach unten typisch für die Region?
Nein, ganz und gar nicht. In Polen, Rumänien, der Slowakei, Tschechien und Kroatien liegen die Tarife teils erheblich über den ungarischen Tarifen. Hier in Ungarn ist es inzwischen schon fast ein Sport geworden, aus Kostengründen den Versicherer zu wechseln. Manchmal geht es nicht einmal mehr um Tausend Forint, die Anlass zu diesem Schritt geben. Angetrieben wird das „Wechselspiel“ durch die Internetbroker, durch die das Finden des billigsten Anbieters und ein Wechsel inzwischen sehr einfach geworden sind. Das Nachsehen haben kurzfristig alle großen Versicherer: Die Allianz hat in diesem Markt bisher etwa 8 Milliarden Forint an Prämienvolumen eingebüßt, die Generali etwa 6 und wir 2,8 Milliarden Forint. Für die Kunden ist es aber keineswegs sicher, dass das, was momentan wie die billigste Versicherung aussieht, sich auch mittel- und langfristig rechnet.
Wie kann die Abwärtsspirale gestoppt werden?
Zum einen durch die Versicherer selbst. Wenn Kunden bei einer Versicherungsfirma mehr als eine Versicherung haben und dies von der Versicherung auch noch honoriert wird, ist die Neigung, bei geringfügigen Preisdifferenzen gleich zu wechseln, geringer. Genau das ist die Überlegung bei unserem Multi-Partner-Programm. Im Schnitt haben unsere etwa 500.000 Kunden bei uns bereits 1,7 Versicherungen. Dieser Wert liegt zwar deutlich über dem Marktdurchschnitt, bietet aber noch reichlich Spielraum nach oben. Nachhaltig durchbrochen werden kann die Spirale aber vor allem dadurch, dass die Kaufkraft der Bürger wieder stärker wird.
Ende August konnten Sie im Gebäude der Londoner Börse im Rahmen der World Finance Insurance Awards 2011 eine Auszeichnung als „Beste Versicherungsgesellschaft Ungarns“ entgegennehmen. Was genau fanden die Juroren so anerkennenswert?
Konkret genannt wurden unsere sehr guten wirtschaftlichen Ergebnisse vom vergangenen Jahr sowie die Innovationskraft unserer Versicherungs- und Finanzprodukte. Anerkennung fanden auch unsere ersten eurobasierten Unit-linked Produkte mit Garantien. Der Preis ist eine schöne Anerkennung und Rückenstärkung für meine Mitarbeiter und mich. Er zeigt, dass wir auf gutem Weg sind und dies auch von anderen wahrgenommen wird. Der Preis ist auch eine deutliche Bestätigung für unsere Kunden, dass sie sich für die richtige Versicherung entschieden haben. Viel wichtiger als alle Preise sind aber letztlich die Ergebnisse von Kundenbefragungen oder GfK-Analysen. Bei einem kürzlich durchgeführten Mistery Shopping bei 123 Büros von uns konnten wir zu 97,2 Prozent Spitzenergebnisse erzielen. Es ist beruhigend zu wissen, dass wir landesweit gut aufgestellt sind. Bei einer Untersuchung von 21 Anlageportfolios bekamen wir vor ein paar Wochen 19 Mal die Note „best performer“, bei den anderen beiden Portfolios landeten wir auf Platz zwei. Gefreut hat mich auch, dass wir in diesem Jahr bereits zum fünften Mal den Superbrand-Award bekamen. Ausgezeichnet wurden wir auch mit dem Titel „Bestes Call Center Ungarn“. Oder ganz aktuell: in dieser Woche werden wir den “Money Moon Award” als Bestperformer in der Veranlagung von Lebensversicherungsfonds überreicht bekommen. (Die Übergabe des Preises fand nach dem Interview am gestrigen Donnerstag statt; Anmerk. Red.) Sie sehen, überall, wo Preise vergeben werden, die auch uns betreffen, sind wir inzwischen vorne mit dabei. Daran wird sich auch nichts ändern.
Lieber Othmar
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