Kreditklemme verlangsamt Wachstum
Obwohl die seit 1988 aktive Autovermietung Fox Autorent nach Bekunden ihres Geschäftsführers Wolfgang Bartesch aus dem Schlimmsten heraus ist und sich die Mietwagennachfrage insgesamt wieder positiv entwickelt, ist die Situation für die Firma noch immer alles andere als einfach. Insbesondere die Finanzierung stellt für Fox Autorent ebenso wie für die anderen Anbieter der Branche nach wie vor eine große Herausforderung dar.
Geschäftsführer Wolfgang Bartesch blickt dank zunehmender Nachfrage und abnehmenden Finanzierungssorgen wieder zuversichtlicher in die Zukunft.
Ist die Krise in der Autovermietungsbranche vorbei?
Die Wirtschaft bewegt sich momentan ganz klar in eine positive Richtung. Das spüren auch wir. So ist etwa die Nachfrage nach Mietwagen in diesem Jahr höher als noch vor einem Jahr. Wobei schon das letzte Jahr insgesamt nicht schlecht war. Sowohl die Nachfrage von Seiten der Firmenkunden als auch der Touristen hat sich wieder erholt. Diesen Teil der Krise, also den Nachfrageeinbruch, können wir langsam als überwunden ansehen. Was die andere große Krisenkonsequenz betrifft, nämlich den Zusammenbruch der Finanzierungen, bin ich derzeit aber noch nicht so positiv gestimmt. Nach wie vor ist es für kleine und mittelständische Unternehmen sehr schwer, an entsprechende Finanzierungen zu kommen. Das ist ein allgemeines Problem. Da aber unsere Branche aufgrund der Natur des Autovermietungsgeschäfts einen überdurchschnittlich hohen Finanzierungsbedarf hat, trifft uns die Zurückhaltung der Banken besonders stark.
Wo liegt das Problem bei den Finanzierungen?
Das Problem ist, dass die Banken inzwischen extrem vorsichtig geworden sind. Um gewisse Branchen, so auch um unsere, machen sie lieber einen Bogen. Da spielt es auch keine Rolle, wie lange man schon auf dem Markt ist, ob man auf langjährige gute Geschäftsbeziehungen zu der betreffenden Bank zurückblicken kann und wie die eigenen Geschäftszahlen sind. Mit diesem Problem des allgemeinen Misstrauens hat unsere gesamte Branche zu kämpfen.
Warum handeln die Banken Ihrer Meinung nach so überaus vorsichtig?
In der Vergangenheit haben sie sich ihre Finger nicht nur mit Autovermietern, sondern generell mit der gesamten Fahrzeugfinanzierung gewaltig verbrannt. Vor 2008 haben die meisten Autokäufer und so auch die Autovermieter ihre Neuwagen auf Schweizer-Franken-Basis finanziert. Die Probleme, die sich daraus im Laufe der Krise ergaben, sind bekannt. Durch diese negativen Erfahrungen wollen viele Banken jetzt gar nichts mehr von Fahrzeugfinanzierungen wissen.
Gibt es andere Finanzierungsalternativen? Wie sieht es beispielsweise mit Banken im Ausland aus?
Nein, das ist leider kein gangbarer Weg. Wir müssen unser Finanzierungsproblem hier in Ungarn lösen. Schließlich besteht unser Geschäftsmodell darin, die Autos mit einem gewissen Nachlass beim Händler zu kaufen und sie dann arbeiten zu lassen. In der Vergangenheit für etwa sechs Monate, jetzt oft länger als ein Jahr. Danach geben wir sie vertragsgemäß an die Händler zurück. Dieser Kreislauf würde bei einer Finanzierung aus dem Ausland nicht funktionieren, da Banken im Ausland Autos in Ungarn nicht als Sicherheiten akzeptieren können. Außerdem fehlen Ihnen die Kontakte zu den ungarischen Autohändlern, weshalb sie sich so nur schwer ein Bild von ihrer Bonität machen könnten. Hier in Ungarn kennen sich Banken und Autohändler dagegen sehr gut. Die Banken können so besser abschätzen, welche Geschäfte sie finanzieren wollen und welche nicht.
Zumindest eine finanzielle Entlastung könnte für Sie aber die „slowakische Lösung“ darstellen?
Ich weiß von mindestens zwei Mitbewerben, die in ihrer Flotte Autos mit slowakischen oder deutschen Kennzeichen haben, um auf diese Weise von den besseren steuerlichen Gegebenheiten in diesen Ländern zu profitieren. Für eine gesamte Flotte stellt das freilich auch bei ihnen keine Lösung dar. Unsere Autos fahren übrigens nur mit ungarischem Kennzeichen. Die Steuerersparnisse durch das Umgehen der ungarischen Steuergesetze sind uns einfach das Risiko nicht wert, Ärger mit dem ungarischen Finanzamt zu bekommen. Auf der anderen Seite gibt es auch Firmenkunden, die aus Imagegründen keine Autos mit slowakischen oder deutschen Kennzeichen mieten wollen, weil sie in der Öffentlichkeit nicht als Steuerhinterzieher dastehen wollen. Sicher, für einen Touristen macht es kaum einen Unterschied, ob sein Mietwagen nun ein slowakisches oder ungarisches Kennzeichen hat. Dennoch lassen wir bewusst die Hände von dieser „Steuersparmethode“ und versuchen lieber sauber über die Runden zu kommen. So schwer es einem auch manchmal fällt, zu allem Überfluss auch noch einen gewissen Wettbewerbsnachteil gegenüber einigen Konkurrenten zu haben.
Wie entwickelt sich der Tourismus?
Er erreicht langsam wieder Vorkrisenniveau. Allerdings hat sich die Struktur des Tourismus spürbar geändert. In den Vier- und Fünf-Sterne-Hotels steigen wesentlich mehr Busreisende ab als Individualreisende. Insgesamt sind die Reisenden viel preisbewusster geworden. Sie lassen weniger Geld in Ungarn. Der Anteil derer, die auf eigene Faust Budapest und das Land erkunden, ist deutlich geringer als vor der Krise. Das ist natürlich weder für das Land noch für uns gut.
Wie sieht es bei den Firmenkunden aus?
Hier sehe ich insbesondere bei den Langzeitvermietungen eine erfreuliche Entwicklung. Nicht zuletzt, da sich für viele Firmen, die zur Finanzierung ihres Fuhrparks keine akzeptable langfristige Lösung finden, der Weg zu uns als attraktive Möglichkeit anbietet. So können wir in diesem Segment ein permanentes dynamisches Wachstum erzielen.
Wie schätzen Sie die Wirtschaftsentwicklung ein?
Grundsätzlich positiv. Erst recht, wenn wir auf die deutsche Wirtschaft blicken, von der Ungarns Ökonomie, insbesondere der ungarische Automobilsektor, stark abhängt und entsprechend profitiert. Ein Sektor allein macht aber noch keine Volkswirtschaft. Die Lage in anderen Sektoren bietet ein weniger günstiges Bild. Denken wir nur an die Bauwirtschaft!
Wie schätzen Sie die Aussichten Ihrer Firma ein?
Trotz unserer schwierigen finanziellen Situation schafften wir im letzten Jahr den Turnaround. Inzwischen sind wir sogar wieder in der Lage, unsere in den Krisenjahren stark geschrumpfte Flotte zu vergrößern. So konnten wir etwa in diesen Jahr bereits 63 neue Opel bestellen. Mit den neuen Fahrzeugen können wir unseren Ruf als Qualitätsanbieter wieder stärken. Unser Problem ist jetzt nur der Rest der Flotte, die älter und älter wird. Mit den 63 Fahrzeugen und weiteren 10 oder 20 können wir dieses Jahr aber immerhin etwa ein Drittel unserer Flotte erneuern. Im kommenden Jahr wollen wir die Erneuerung unseres Fuhrparks in einem ähnlichen Umfang fortsetzen. Damit schließen wir, was das Durchschnittsalter unserer Mietwagenflotte betrifft, langsam wieder zu unserem Vorkrisenniveau auf. Unser Erneuerungstempo wird übrigens nicht nur von den spärlichen Finanzierungsmöglichkeiten gebremst, sondern auch dadurch, dass wir nur schrittweise unsere älteren Fahrzeuge verkaufen können, um unser operatives Geschäft nicht zu gefährden. Wegen derlei Restriktionen sind wir gezwungen, mit teilweise zwei- und dreijährigen Fahrzeugen zu arbeiten.
Das Problem dürfte auch Ihre Konkurrenz haben!
Sicher! Alle auf unserem Markt kochen mit Wasser. Auch unsere Mitbewerber haben mit der Überalterung ihres Fuhrparks zu kämpfen. Ich bin mir aber sicher, dass es in Ungarn nicht viele Autovermieter gibt, die in diesem Jahr etwa 80 Neuwagen bestellen werden.
Warum haben Sie sich ausgerechnet für die Marke Opel entschieden?
Opel war mit Blick auf die Autovermieter in letzter Zeit einfach am aktivsten. Sicher dürfte Opel auch in unserer Firma einen attraktiven Partner erkannt haben. Von Opel war im Frühjahr dieses Jahres übrigens zu hören, dass unsere Bestellung mit Abstand die größte ist, die das Unternehmen in diesem Jahr von einem Autovermieter bekommen hat.
Und wie gelang Ihnen das „Kunststück“, einen Finanzierer dafür zu finden?
Durch eine intensive Suche und viel Überzeugungsarbeit. Letztlich konnten wir eine eher kleinere Leasingfirma finden, die sich eingehender mit unserer Firma und deren Geschäftsaussichten beschäftigt hat und all dies letztlich überzeugend genug fand, um uns die notwendige Finanzierung bereitzustellen. Das Schöne dabei ist, dass dieser Fall zeigt, dass die Einheitsfront der Geldinstitute, die überhaupt nichts mehr mit Autovermietern zu tun haben wollen, langsam bröckelt. Ein wichtiger Schritt in Richtung Normalisierung.