Das Label „USE unused“ von den Designern Esztér Zünder, Attila Godena-Juhász und András Tóth
„Wir sind ein Label für Kleider“
In der Mitte des Dreiecks Ferenciek tér, Vörösmarty tér und Deák tér, in der unmittelbaren Nähe der Váci utca, liegt der hübsche kleine Platz Szervita tér. Hier haben die drei jungen Designer Esztér Zünder, Attila Godena-Juhász und András Tóth ihren hellen, luftigen Showroom im zweiten Stock. Weiße Wände und klare Linien empfangen den Gast, der sich auf einer bequemen Couch bei der Kleider- oder Sonnenbrillenauswahl beraten lassen kann.
Etwas müde sehen die drei Designer aus, als das Interview am späten Nachmittag beginnt. Attila Godena-Juhász holt sich noch schnell etwas zu Essen und erklärt entschuldigend, dass er bis vor Kurzem noch Prüfungen abgenommen habe, ohne dabei eine Pause zu haben. Die zwei anderen lächeln verständnisvoll. Sie verstehen sich offensichtlich auch nach fast zehn Jahren Zusammenarbeit gut.
Gegensätze ziehen sich an
Begonnen habe alles mit einem Wettbewerb an der Universität, erzählen sie, wo sie Arbeitskleidung entwarfen. Der Name USE für die Kollektion schien ihnen damals zu passen, und nachdem sie sich dann entschlossen hatten, zusammen auch weiterhin kreativ zu sein, behielten sie den Namen als Label. Er schien ihnen einfach perfekt: „Er ist kurz, leicht zu merken, drückt Funktionalität aus und ist bezahlbar“, so Attila. Die beiden anderen stimmen ihm zu. Eszter erklärt, dass das Label offiziell seit der Firmengründung 2006 bestehe. Der zweite Teil des Labels, Unused, kam etwas später hinzu. „USE unused“ drücke für sie eine Spannung aus, die sich auch in den Kreationen widerspiegelt: Die Stücke seien gleichzeitig praktisch und einfach, innovativ und klassisch, weiblich und sexy und immer multifunktional.
Die Aufteilung der Arbeit habe sich mit den Jahren ergeben, und so kümmere sich einer um die Pressearbeit, ein anderer um die Herstellung oder das Einkaufen der Stoffe und benötigten Kurzwaren. Der kreative Teil falle allen zu. Natürlich entscheiden sie auch gemeinsam über die Auswahl der Stoffe und das Thema der neuen Kollektion. Es gäbe für die „Verteilung kein Patentrezept“. Die drei geben zu, dass sie sich nicht immer einig seien, wenn es Streit gäbe, werde dieser aber schnell wieder beigelegt, denn sie seien ja schließlich „nicht nur Arbeitskollegen, sondern auch Freunde“. Da sie zu dritt sind, sei es auch nicht so schlimm, wenn einer von ihnen an einer Kollektion mal etwas weniger mitarbeite. Auch könnten sie ohne Weiteres die Ressortaufgaben voneinander übernehmen.
Zwei Kollektionen pro Jahr
Der Arbeitsablauf für eine neue Kollektion läuft meistens nach dem selben Schema ab: Auswahl des Stoffes, Abgabe der Bestellung, das Warten auf die Lieferung und schließlich der Entwurf der Kollektion. Nach den Zeichnungen werden die ersten Probestücke angefertigt, die dann auf der Fashionweek vorgestellt werden. Danach gehen die ersten Bestellungen ein. Für eine komplett neue Kollektion benötigen sie ungefähr zwei Monate, danach verbringen sie die meiste Zeit mit der Überwachung der Lieferungen, ehe die nächste Saison, Herbst/ Winter oder Frühling/Sommer, dran ist.
Ihre Kollektionen bestehen im Schnitt aus 60 verschiedenen Kreationen, die sich aus Kleidern, Blazern, Hosen und Jacken zusammensetzen. Attila merkt hier aber an, dass etwa 50 Prozent stets Kleider sind. „Wir sind eben ein Label, das gerne Kleider macht“, sagt er lachend und erklärt, dass man Kleider einfach am besten kombinieren könne: Mit minimalem Aufwand, Accessoires und Akzenten, könne ein Kleid casual oder schick sein.
Eine Stilfrage
Eine Frage des Alters seien ihre Kreationen nicht, betonen sie, denn das Alter ihrer Käuferinnen liege zwischen 25 und 60. Es sei vielmehr eine Frage des Stils, den eine Person pflege. Frauen, „die kosmopolitisch und kreativ sind, eben Großstädterinnen, tragen unsere Kreationen“, sagt Eszter. Da sich Touristen eher selten zu ihnen verirren, sind es eher Stammkunden und Frauen, die genau wissen was sie suchen, die zu ihnen kommen. Das liege wahrscheinlich auch daran, dass sie Kleidung nach Maß anfertigen, und das benötige eben Zeit. Einzelbestellungen und Einzelanfertigungen nehmen sie allerdings selten an, eher arbeiten sie ein schon vorhandenes Modell um oder fertigen es in einer anderen Farbe an.
Zukunftspläne
Zu ihren Kunden gehören zu 95 Prozent Ungarn, was daran liegen mag, dass sich die drei zunächst auf den heimischen Markt konzentriert haben. Laut Attila wollen sie das „unausgeschöpfte Potenzial“ hierzulande künftig auf jeden Fall nutzen. Im Moment denken sie darüber nach, einen Laden in der Nähe der Basilika zu eröffnen. Die Suche nach einem Sponsor läuft bereits. Der soll ihnen finanziell auch unter die Arme greifen, um in den USA, Paris oder den skandinavischen Ländern Fuß fassen zu können. Weil ihr erster Versuch in den USA wegen eines schlechten Distributors gescheitert ist, wollen sie es das nächste Mal besser machen und feilen deshalb schon lange an einem durchdachten Konzept. Im Herbst soll außerdem die erneuerte Webseite mit Webshop online gehen, wovon sie sich die Erweiterung ihres Kundenstammes erhoffen.
In Zukunft wollen sich die drei Designer auch wieder dem Schuhdesign widmen wie zu Anfang ihrer Laufbahn. Auch besteht Nachfrage nach einer Männer- und Kinderkollektion, woran sie sich auch versuchen wollen. Männer- und Frauensonnenbrillen sowie Anzüge indes sind seit jeher im Sortiment und werden auch gern gekauft.
Designgeschichte
Die Besonderheit ihres Stils ergibt sich nicht nur aus den Gegensätzen, mit denen sie ständig spielen, sondern auch aus den Technologien, die sich Anbieter von Massenware nicht leisten können. „In unseren Entwürfen steckt sehr viel Handarbeit, wir sind innovativ und benutzen vergessene Techniken und komplizierte Schnitte aus der Geschichte des Designs. Außerdem legen wir viel Wert auf die richtigen Stoffe und ihre Kombination“, betont Attila.
Showroom
V. Szervita tér 5
Tel.: +36 1 215 8445
www.use.co.hu
Zu den Personen
Die Gründer der Marke „USE unused“ Esztér Zünder, Attila Godena-Juhász und András Tóth studierten an der Universität für Kunst und Design (MOME) in Budapest und beendeten ihr Masterstudium 2004. Das Trio arbeitete bereits 2002 für einen Wettbewerb zusammen und verbrachte das neunte Semester gemeinsam an der Ecole Duperre Universität in Paris, wo sie den Entschluss fassten, eine langfristige Zusammenarbeit einzugehen. Die Designer haben mit ihren Entwürfen seit 2003 immer wieder Preise gewonnen, wie bei der renommierten Cumulus Fashion Tour Competition in London.