Designen als Hobby
Unweit des Thália und Operettentheaters ist in der Ó utca der kleine lichtdurchflutete Showroom Nati 100% Pure Idea zu finden, in dem die beiden Designerinnen Anna Hachbold und Éva Kárpáti mit ihrem Label ANNAEVA Platz gefunden haben. Leichte, luftige und schicke Kleidung sowie modische Accessoires in hellen Tönen warten hier darauf, entdeckt zu werden. Zusammen erzählen die beiden der Budapester Zeitung von der Entstehung, der Gegenwart und der Zukunft des Labels.
Anna Hachbold und Éva Kárpáti, kurz: ANNAEVA, in ihrem kleinen Showroom in der Ó utca.
Die beiden Frauen, die hinter dem Label „ANNAEVA“ stehen, könnten unterschiedlicher nicht sein: die eine blond, mit weiblichen Rundungen, etwas kleiner und gesprächig, die andere braunhaarig, groß und schlank, jedoch ein wenig schüchtern. Auch der Altersunterschied von elf Jahren könnte Konfliktpotenzial bergen. Die beiden Designerinnen ergänzen sich indes bei Fragen, führen den Gedankengang der anderen weiter und geben ein sehr harmonisches Bild ab. Kennengelernt haben sie sich beim Studium in der KREA Kunstschule, als sie als Prüfungsaufgabe zusammen eine Kollektion erstellen mussten. Die Zusammenarbeit klappte nicht nur auf fachlicher, sondern auch auf persönlicher Ebene so gut, dass die beiden bald den Spitznamen „Annaeva“ bekamen und diesen dann für ihr Label behielten. Hachbold erklärt, dass „es nach dem Studium irgendwie klar war, dass wir zusammen weiter machen, denn zu zweit ist es besser als allein.“ Sie fügt lachend hinzu, dass sie so wie Dick und Doof seien und sich perfekt ergänzten.
Modisch elegant…
Verschiedene Ansichten
Bei Kárpáti hatte es bereits sehr viel früher angefangen, denn sie wollte schon als Kind Designerin werden. Ihre Eltern hielten sie zwar an, einen „normalen Beruf“ zu erlernen, was sie auch machte, aber dann ist sie doch zum Design gekommen und macht jetzt eben das, was sie „mit Leidenschaft und Herzblut machen möchte“. Große unternehmerische Zukunft sieht sie jedoch nicht darin. Hachbold widerspricht ihr: Sie sehe schon eine Zukunft für das Label. Daraus könne noch was Großes werden, betont sie, fügt aber hinzu, dass sie noch nicht davon leben kann und im Moment noch als Lehrerin und im Familienbetrieb arbeite. Allerdings seien beide sehr glücklich damit, ihr Hobby zum Beruf gemacht zu haben und sich bei den Kollektionen ausleben zu können.
… mit klaren Linien.
Planung mal zwei
Inspiration für ihre Kollektionen holen sich die beiden von „außerhalb“, wo sie natürlich anderen Einflüssen ausgesetzt sind. Auch planen und zeichnen sie zum Großteil getrennt voneinander. Es sei immer wieder erstaunlich, wie gut die voneinander unabhängigen Kreationen sich am Ende zu einer einzigen Kollektion zusammenfügen, sagt Hachbold. Ihre Kollegin ergänzt, dass sie sich natürlich vorher auf den Stil und die Stoffe, also die wichtigsten Punkte, einigen. Und manchmal rutsche etwas, was nicht hundertprozentig zum Rest der Kollektion passe, mit hinein, weil es beiden so sehr gefalle. „Wir kritisieren uns gegenseitig, ändern immer wieder etwas an den Entwürfen und besprechen fast alles genau, dadurch klappt es so gut“, betont Hachbold. Es sei oft eine Frage des Gefühls, was sie entwerfen, aber meistens sind es Kreationen, die sie selber tragen würden und auch tragen.
Ästhetisch und bequem
Die Kollektionen von „ANNAEVA“ bestehen zumeist aus 15 bis 20 verschiedenen Entwürfen und passenden Accessoires wie Taschen, Gürteln, Armbändern und Ketten. Die Designerinnen arbeiten viel mit natürlichen Fasern, nutzen gerne Seide, Wolle und Leder. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Qualität. Außerdem soll die Kleidung nicht nur bequem zu tragen sein, sondern auch sonst wenig Arbeit machen. Die Kreationen sind modisch, elegant und mit klaren Linien. Neben der Ästhetik ist jedoch die Benutzbarkeit ein wichtiger Punkt bei der Stoffwahl. Gekauft werden die Stoffe im Moment ausschließlich in Ungarn, weil Zeit und Geld für größere Einkäufe im Ausland noch fehlen.
Bei der Farbauswahl kommen eher die natürlichen Farben zum Einsatz. Im Sommer sind das die helleren wie beige, grau und weiß, und im Winter die eher dunkleren wie dunkelgrau und blau. „Obwohl schon einige behauptet haben, dass unser Markenzeichen ‚rosa‘ ist, haben wir diese Farbe erst bei der jetzigen Sommerkollektion verwendet, allerdings kam rosa schon oft in unseren Accessoires vor“, stellen die beiden fest.
Alt und Jung
Von einigen Entwürfen entstünden oft nur ein bis zwei Größen, erklärt Kárpáti, insbesondere dann, wenn es sich um teure Materalien oder ausgefallene Kleidungsstücke handle. Bestellen kann man alles bis zur Konfektionsgröße 42. Auch Einzelanfertigungen, kleine Änderungen an den Kreationen und Hochzeitskleider werden angefragt und gerne angefertigt. Kundinnen, die bei ihnen Kleidung und Accessoires kaufen, seien „kosmopolitisch, modisch, möchten mehr als Mainstream-Kleidung von Jedermann und sehnen sich nach dem gewissen Etwas“, sagt sie. Hachbold fügt lächelnd hinzu: „Unsere Kundinnen sind eben arbeitende Frauen wie wir selbst“. Das Alter der Käufer läge zwischen 20 und etwas über 50. Auch das sei ihrem eigenen Profil sehr ähnlich. Den Unterschied zwischen ausländischen und ungarischen Kundinnen machen sie vor allem am Kaufverhalten fest: Ungarinnen kaufen für einen bestimmten Zweck, etwa eine Hochzeit, achten auf die Alltagstauglichkeit und lassen sich oft beraten, Ausländerinnen sind experimentierfreudiger, schauen sich um und kaufen einfach mal so, nur weil ihnen etwas gefällt.
Zukunftsträume
Sie wollen jede Saison mit ihrer Kleidung präsent sein und bekannter werden, so die beiden jungen Frauen. Auch von einem eigenen Showroom oder Laden in Ungarn und im Ausland träumen sie. Aber Konkretes haben sie noch nicht im Sinn. „Wir reden viel darüber, denken nach, was das Beste wäre und machen einen Schritt nach dem anderen“, so Hachbold. Eine eigene Webseite haben sie ja schon, und auf Facebook und www.ourstyle.hu sind sie auch zu finden. Die vielen Anfragen und Emails bestätigten ihnen, dass sie auf dem richtigen Weg sind, und das gebe ihnen Mut. Die beiden wollen sich auf jeden Fall mit ihrer Mode weiterentwickeln und in weiteren Läden präsent sein. Aber da beide hauptberuflich arbeiten, ist das noch Zukunftsmusik.
Anna Hachbold
Handy: +36 30 758 85 52
Email:hachbold@annaeva.hu
Éva Kárpáti
Handy: +36 30 654 54 33
Email:karpati@annaeva.hu
www.annaeva.hu
II. Szerb Antal utca 7/b
www.ourstyle.hu
Nati 100% Pure Idea Showroom
Geöffnet: nach Absprache
VI. Ó utca 33
Black Box Concept Store
Geöffnet:
Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr
Samstag 12 bis 18 Uhr
V. Irányi utca 18
Zu den Personen
ANNAEVA wurde 2009 von den beiden Designerinnen Éva Kárpáti und Anna Hachbold gegründet. Die beiden Frauen lernten sich während des Studiums kennen und schafften es innerhalb von einem Jahr, den begehrten Preis „Junge Fashiondesigner des Jahres“ zu gewinnen. Sie nahmen in der Zwischenzeit an mehreren Fashionshows teil, etwa an jenen des Stílus / Rouge Magazins und der ArtLounge, und stellten ihre Kollektion auch schon im Museum der Schönen Künste und bei den Marie Claire Fashion Days vor.