Vom Streetworker zur Streetwear
Das Herz des VII. Bezirks schlägt zwischen Deák Ferenc tér und Oktogon. Wer sich zu Fuß durch die verwinkelten Straßen schlägt, entdeckt an jeder Ecke etwas Neues. Zwischen den berühmten Abbruchkneipen wie dem Szimpla oder dem Fogsor bietet nun auch der Shop „Trash City Fanatic“ (TCF) seinen Kunden eine bunte Mischung aus selbst entworfenen T-Shirts, Accessoires und Taschen.
Vertriebler für Hebetechnik + Sozialpädagoge = kreative Trash City Fanatiker.
Ende März war es soweit, der „Trash City Fanatic“-Shop öffnete in der Akácfa utca 50 seine Pforten. Schon die Inneneinrichtung des Ladens gibt einen Hinweis auf die Arbeitsweise und die Idee der Inhaber. „Die Innenausstattung des Ladens ist komplett aus Recycling-Stoffen und wiederverwerteten Elementen gestaltet“, erklärt Gábor. „Die Kleiderständer sind aus alten Heizungsrohren und die Auslage aus Euro-Paletten.“ Besonders der Künstler und Freund der beiden, Kálmán Nyilas, hätte viel bei der Gestaltung des Ladens geholfen. Insbesondere in Gábors Taschenkreationen findet sich dieser Gedanke. Aus einfachen Leinenbeuteln werden so mittels Fotocollagen stylische Accessoires. „Manchmal schneide ich ein Foto auseinander und setze es neu zusammen, manchmal nehme ich mehrere und ordne sie als geometrische Figur neu an“, beschreibt Gábor seine Arbeitsweise.
Keine professionellen Grafiker
Stylische Accessoires.
Trotz der oft sehr grafisch anmutenden Designs sowohl der Taschen als auch der T-Shirts, sind beide keine gelernten Grafiker. „Gábor arbeitet als Vertriebler für Hebetechnik und ich bin studierter Sozialpädagoge“, sagt Károly mit einem Schmunzeln, „allerdings habe ich eine Zeitlang im Ausland gelebt und mich dort mit Malerei und Bilddruck beschäftigt. Beides habe ich dort gelernt.“ Nach seiner Rückkehr ging Károly zwar wieder zurück in seinen gelernten Beruf als Sozialarbeiter, „aber die Idee des Designs lies mich einfach nicht mehr los.“ Gábor schildert, wie es dann von der Idee zur Umsetzung kam: „Wir waren letztes Jahr gemeinsam auf dem Sziget-Festival und haben dort Stände gesehen, an denen man mit Schablonen T-Shirts gestalten konnte. Allerdings eben nur mit den Schablonen. Ich habe dann gefragt, ob ich mir mit den Farben, aber ohne Vorlage ein eigenes Shirt machen dürfe. Sowohl das Ergebnis als auch der kreative Prozess selbst haben mir unglaublich viel Spaß gemacht und gefallen.“ Doch damit war erst die Grundidee geboren. „Ein paar Monate später waren wir dann bei alten Freunden in Szekszárd zu Besuch, und auf der Rückfahrt beschlossen wir, einen eigenen Laden mit selbst entworfenen T-Shirts zu eröffnen“, beschreibt Károly den Entstehungsprozess.
Nach eigenen Ideen bedruckte T-Shirts: Anregung kam vom Sziget.
Trashig und ein wenig Underground
Ab dann nahm der Laden relativ schnell konkrete Züge an: „Wir suchten ab November nach einem passenden Geschäftslokal. Da unsere Interessen und auch unser Kleidungsstil relativ ähnlich sind, wussten wir schnell, in welche Richtung der Shop gehen soll“, sagt Gábor. Trashig und ein wenig Underground, so beschreiben die beiden Start-up-Designer ihr Label „Trash City Fanatic“. „Es gibt in Budapest wahnsinnig viele junge Designer, aber keinen, der sich in diese Richtung spezialisiert hat. Dabei ist gerade dieser Teil nicht wegzudenken aus dem Bild einer Großstadt.“ Aber natürlich habe auch Károlys beruflicher Hintergrund als Sozialarbeiter zu dieser Vorliebe beigetragen. „Wir versuchen zu vertretbaren Preisen einzigartige Stücke anzubieten“, beschreibt Gábor ein Kernelement des „Trash City Fanatic“-Shops.
Seit März dieses Jahres gibt es das Geschäft nun. Károly erklärt, wie der Laden funktioniert: „Prinzipiell arbeiten wir auf drei verschiedenen Ebenen. Einerseits bieten wir unsere selbst entworfenen Shirts und Taschen an. Daneben gibt es aber auch Accessoires und Kleidung anderer Labels bei uns im Laden. „Lollipop“ zum Beispiel oder „Balkan Tango“. Aber auch weniger bekannte Marken sind hier zu finden. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Geschäftsphilosophie von TCF ist die Kooperation mit jungen Künstlern. „Wir haben von Anfang an unglaublich viel Hilfe von verschiedenen Künstlern erhalten, so hat uns Ferenc Forrai beim kompletten Design des Labels, also Flyer, Shop und alles was dazu gehört, geholfen. Wir möchten dies nun mittels des Labels weitergeben.“ Károly und Gábor sehen den Laden als Schnittstelle zwischen den Ideen der Künstler und Käufer. Konkret stellt sich Gábor dies so vor: „Künstler oder auch Designer noch ohne eigenes Label können ihre Designs bei uns unter ihrem eigenen Namen, aber unserem Label produzieren. Der Käufer sieht also den Unterschied zwischen einem „original“ TCF-Shirt und einer externen Arbeit. Andererseits möchten wir aber auch den Kunden die Möglichkeit bieten, ihre Ideen bei uns zu verwirklichen. Entweder wir machen es selbst oder wir suchen einen Künstler, der die Gestaltung übernimmt.“ So können ganz individuelle Shirts gestaltet werden.
Momentan seien es regelmäßig vier bis fünf Künstler, die ihre Motive auf TCF-Shirts drucken lassen. „Die Bandbreite reicht dabei von Comicmotiven im japanischen Manga-Stil bis hin zu minimalisierten Alltagsgegenständen und Umrissen“, umreißt Gábor die Bandbreite des Angebots. Aber auch hier räumt Károly Platz für Individualität ein: „Wenn ein Kunde ein bestimmtes Motiv lieber auf einem andersfarbigen Shirt oder das Motiv generell in einer anderen Farbe haben will, ist das meist kein Problem.“
Nomen est omen: Die Innenausstattung des Trash City Fanatic Shops besteht komplett aus vormaligem Abfall.
Trash City Fanatics
VII. Akácfa utca 50
www.trashcityfanatic.com
Telefon: +36 70 531 36 18
E-Mail: info@trashcityfanatic.com
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag 12-20 Uhr