Inflation unter vier Prozent. Eine positive Überraschung brachte der Mai an der Preisfront: Die Verbraucherpreise legten laut Zentralamt für Statistik (KSH) im Monatsvergleich nur um 0,2% zu, so dass die Inflationsrate auf 3,9% zurückging. Wenngleich der Preisanstieg bei den Lebensmitteln nur noch ein Drittel des in den vorhergehenden Monaten gewohnten Tempos erreichte, lagen sie doch 8,6% höher als im Mai 2010. Noch deutlicher stiegen nur die Preise für Kraftstoffe (+13,1%) und die Abwassergebühren (+10,0%). Nachdem die Inflationsrate im April noch bei 4,7% stand, halten Beobachter eine Teuerung von 4% im Jahresmittel nunmehr für realistischer.
Ungebremster Abstieg des Baugewerbes. Im April sank das Volumen an Bauleistungen gegenüber dem Vorjahr um mehr als 15%, der Auftragsbestand lag gar um 30% unter dem Niveau von 2010, meldete das KSH. Seit Jahresbeginn ist die ohnehin gebeutelte Bauwirtschaft um ein weiteres Zehntel geschrumpft. Hauptursache für die Misere ist dabei nicht einmal der darbende Wohnungsbau – das Ausbleiben (öffentlicher) Großaufträge macht sich noch stärker in der Statistik bemerkbar.
Notenbank weist Kritik zurück. Die Führung der Ungarischen Nationalbank (MNB) hat sich in einem Schreiben an Parlamentspräsident László Kövér beklagt, der Bericht des vom früheren MNB-Präsidenten Zsigmond Járai geleiteten Aufsichtsrates stelle die Bewirtschaftung in einem falschen Licht dar. Die Kritiken zurückweisend antwortete der Stab um Präsident András Simor, die von der MNB gezeigte Transparenz sei beispielgebend für den öffentlichen Sektor, die Löhne würden nicht über dem bei den Handelsbanken typischen Niveau liegen, zudem seien die Personalkosten binnen zwei Jahren um 13% gesunken.
Kein Schwung in Ungarns Wirtschaft. Die ungarische Wirtschaft wird 2012 nicht schneller wachsen als 2011, steht im aktuellen Monitoringbericht des IWF. Für Budapest bleibe die wichtigste Aufgabe, den Staatshaushalt in Ordnung und strukturelle Reformen auf den Weg zu bringen. Dafür sieht der Währungsfonds den Kálmán-Széll-Plan als geeignete Basis an, doch würden erhebliche Risiken hinsichtlich dessen Verwirklichung bestehen. Ohne Verwendung von Geldern aus den privaten Pensionskassen würde das strukturelle Defizit in diesem Jahr noch höher ausfallen – für 2012 sieht der IWF dementsprechend das Maastricht-Kriterium von 3% am BIP erneut verfehlt.
Vergangene Woche wurde offiziell die Plattform e-community gegründet. Diese soll eine bahnbrechende Rolle auf dem Gebiet der e-Mobilität übernehmen. Die Elm?-Émász-Unternehmensgruppe hat als Stromversorger die ersten Schritte beim Aufbau der Infrastruktur eingeleitet; zu der im September 2010 in der Budapester Váci utca eingeweihten ersten ungarischen Elektro-Ladestation werden sich bis Ende 2011 weitere fünf „Strom-Tankstellen“ gesellen. Neben Elm?/Émász haben sich zunächst auch ABB und SAG verpflichtet, mit dem Kauf von Elektroautos zur Verbreitung des umweltfreundlichen Verkehrsmobils beizutragen.
Siemens präsentierte Elektro-Rennwagen. Am Donnerstag zeigte der Siemens-Konzern den erstmals im April auf der Hannover Messe präsentierten eRUF Roadster auch den ungarischen Automobilfans. Der von der RUF Automobile GmbH auf der Basis eines Porsche Carrera 997 entwickelte Hochleistungssportwagen verfügt über einen 180 kW starken Elektromotor von Siemens, den eine 29 kW-Lithium-Batterie antreibt. Damit lässt sich mit einer Aufladung eine Distanz von 150 km bewältigen, auf der das Auto durchaus auch mal 220 km/h schnell werden darf.
Flextronics hat die Krise weggesteckt. Der Hersteller für Elektronikkomponenten hat im Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr Umsatzerlöse von 2,2 Mrd. Euro erzielt. Wie Regionaldirektor Márk Hetényi auf einer Pressekonferenz in Budapest mitteilte, sind dies die höchsten Umsätze der vergangenen fünf Jahre; gegenüber 2010 legte die Gruppe um gut die Hälfte zu. In Budapest, Sárvár, Tab und Zalaegerszeg gibt Flextronics heute wieder 12.000 Menschen Arbeit. Seit 1992 bedient das Unternehmen von Ungarn aus mit wechselndem Erfolg mehrere Elektronikriesen und die Automobilindustrie.
Wieder Milliardenverluste bei Staatsbahn. Die ungarische Staatsbahn MÁV hat das vergangene Geschäftsjahr mit Verlusten von 36 Mrd. Forint abgeschlossen. Das darf nach einem Minus von 54 Mrd. Forint im Jahre 2009 bereits als Teilerfolg der Reorganisation angesehen werden. Um mehr Reisende für die Bahn zu gewinnen (im Vorjahr fiel die Passagierzahl um knapp 2% auf 137 Mio. Personen zurück), ist derzeit im Gespräch, dass die MÁV ihre Beförderungstarife senkt. Die bevorstehende Kreditkonsolidierung könnte das Unternehmen von Zinszahlungen in Höhe von 9 Mrd. Forint befreien.