Adrenalin und Endorphin pur
Abenteuerlustige Besucher haben in diesem Sommer die Möglichkeit, sich davon zu überzeugen, dass das Ausflugsziel Visegrád noch viel mehr zu bieten hat, als nur die Erinnerungen an die glorreiche Zeit Ungarns im Mittelalter. Ganz in der Nähe der aufragenden Burgruine können sich Interessierte beim Canopy an dicken Drahtseilen gesichert in die Tiefe stürzen und zwischen den Bäumen entlang sausen, im Nagyvillám Restaurant eine kurze Pause beim ausgezeichneten Mittagessen einlegen und dann, mit oder ohne Kinder, im Bob die Sommerrodelbahn hinunterrasen. Für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Abfahrt vor und über der Kulisse des Donauknies.
Die schattige Grillterrasse des Nagyvillám Restaurants läd zum Verweilen ein.
Wegen der Burg, die hoch oben auf einem Berg thront, ist die etwa 40 Kilometer nordwestlich von Budapest am Donauknie gelegene Stadt Visegrád bei Ungarn wie Touristen bereits als kultureller Ausflugsort bekannt. Viele wissen aber nicht, dass es einige Schritte von den Ruinen entfernt auch noch sehr viel mehr zu bestaunen, erleben und genießen gibt. Der große Parkplatz oben auf dem Berg, rund 500 Meter von der Burgruine entfernt, führt zu gleich zwei sportlichen Attraktionen, der Canopy- und der Sommerbobbahn, und natürlich zum Nagyvillám Restaurant.
Fast am Startpunkt der Canopybahn angelangt.
Zwischen Himmel und Erde
Zuerst geht es zur Canopybahn gleich neben dem Restaurant. Die Bahn existiert seit sechs Jahren und ist die einzige ihrer Art in Ungarn. Die Idee dafür stammt aus Costa Rica. In den dortigen Regenwäldern bauten Forscher zum Zweck der Beobachtung der Fauna und Flora Drahtseilbahnen, um nicht jedes Mal auf die bis zu 50 Meter hohen Bäume klettern zu müssen. Gleich-zeitig schonte das System die Umwelt. Dieses Konzept wurde auch auf die Bahn in Visegrád übertragen. In kleinen Gruppen von sechs bis sieben Personen, mit jeweils zwei ausgebildeten Begleitern, können Familien oder auch Firmenmitarbeiter an der Tour teilnehmen. Besonders Firmen ist ein Ausflug zu empfehlen. Durch das gemeinsame Erlebnis und die Herausforderung wird der Gruppenzusammenhalt gestärkt und der Teamgeist gefördert. Verbunden mit der Natur entsteht bei den Teilnehmern zu den eine Atmosphäre der Freiheit und Gelassenheit.
Sicherheit geht vor
Bevor es jedoch losgeht, bekommen alle Beteiligten die notwendigen Hilfsmittel, bestehend aus Sitzgurt, Helm, Sicherheitsleinen und einer Rolle für die Drahtseile. Dann gibt es noch eine kurze Sicherheitseinweisung. Danach geht es schon in voller Montur zu Fuß 250 Meter den Berg hinauf zur ersten Plattform. Diese steht auf einem etwa 13 bis 14 Meter hohem Tragpfeiler und ist ziemlich wackelig. Nach neuerlichen Hinweisen zur Sicherheit schwingt sich einer der beiden Begleiter routiniert an dem Drahtseil hinunter zur nächsten Plattform, um die Teilnehmer dort in Empfang zu nehmen. Sehen kann man diese nicht wirklich, nur erahnen, wohin man eigentlich saust. Der Blick nach unten sollte tunlichst vermieden werden, denn auch der niedrigste Punkt dieser Bahn ist mit sechs Metern bereits Respekt einflößend. Nachdem der zweite Führer die Rolle befestigt und alle Sicherungsseile eingehakt hat, springen Jugendliche schwungvoll, viele Erwachsene etwas zögerlich vom Pfeiler in die Tiefe.
Spannender, adrenalinreicher Start
Die erste Teilstrecke ist lang. Der Wind singt einem in den Ohren, die Höhe und die Geschwindigkeit lässt das Blut in den Adern rauschen. Aber schon ist die Fahrt vorbei, man muss bremsen oder landet mit den Füßen voran im Sicherheitsnetz. Die Sicherheitsleinen und die Rolle werden losgemacht und am Drahtseil für die nächste Strecke befestigt. Diese ist bedauerlicherweise sehr viel kürzer. Das ist jedoch eine Ausnahme. Insgesamt besteht die Bahn aus zehn Teilstücken, von denen die meisten ähnlich lang sind. Nur eine Strecke ist bedeutend länger als die anderen. Auf dieser kann man sogar die angegebene Höchstgeschwindigkeit von etwa 50 Kilometern pro Stunde erreichen. Nach dem zweiten oder dritten Mal ist die Höhe nicht mehr störend, die Angst schwindet, die meisten Teilnehmer genießen die Fahrt in der Luft zwischen den Baumwipfeln und lehnen sich richtiggehend im Sicherheitsgurt zurück. Die Aussicht auf die Visegráder Burg, das Donauknie und die Gebirge Pilis und Börzsöny ist aus dieser Perspektive atemberaubend und am Ende ist man berauscht, beschwingt, möchte die ganze Welt umarmen und wünscht sich eine Wiederholung.
Zukunftspläne
Nach der Tour werden die Teilnehmer dann mit einem Kleinbus wieder zurück zum Ausgangspunkt bergauf gefahren, wo sie ihre Ausrüstung abgeben und vom Sicherheitsgurt befreit werden. Der Eigentümer Gábor Járási und seine Geschäftsführerin Adrienne Molnár freuen sich über die strahlenden Gesichter und erzählen, dass sie im Moment versuchen, eine Erlaubnis zu bekommen, um vom höchsten Punkt der Skipiste eine 800 Meter lange Bahn zu bauen, die man mit einem Rutsch hinunterfahren kann. Auch Nachtfahrten sind in Planung, wobei die Beleuchtung der einzelnen Plattformen noch eine Herausforderung darstellt. Denn ohne Licht ist es hochgefährlich, Teilnehmer fahren zu lassen. Im Gegensatz zu den Führern wissen diese nicht aus Erfahrung, wann gebremst werden muss.
Molnár und Járási erzählen, dass sie viele verschiedene Nationen und alle Altersklassen, die älteste Teilnehmerin war 78 Jahre alt, zu ihren Besuchern zählen können. Teilnehmen können alle, die sich körperlich fit genug fühlen, älter als 12 Jahre alt sind, über 40 und unter 110 Kilogramm wiegen. Eine Tour kostet 3.900 Forint und dauert etwa eine Stunde. Führungen auf Deutsch und Englisch werden ebenfalls angeboten.
Zeit zum Ausruhen
Das aufregende Erlebnis an der frischen Luft regt den Appetit an. Um den so entstandenen Hunger zu stillen, bietet sich das angrenzende Nagyvillám Restaurant geradezu an. Eine Treppe nach oben führt auf eine einladende, schattige Grillterrasse mit wunderschönem Ausblick auf die Visegráder Burg und einem Glyzinien- und Efeudach. Kräuterbündel hängen von Balken herab und geben dem Ganzen zusammen mit bequemen Gartenmöbeln einen rustikalen Touch. Die Eventmanagerin Kata Tumbász erzählt, dass die Terrasse gern von Gruppen genutzt wird, die in einer tollen Umgebung grillen, jedoch ungern alles dafür mitschleppen wollen. Insgesamt besteht das Restaurant, welches ursprünglich eine Berghütte war, aus drei größeren Räumen, die alle unterschiedlich gestaltet sind. Der erste Raum ist im Jagdhausstil eingerichtet, der zweite, mit niedrigerer Decke gleicht einem heimeligen Keller. Der dritte Raum hat hohe Decken und erinnert an ein gehobenes Landgasthaus. Daneben gibt es noch einen weiteren kleinen Raum, der moderner eingerichtet ist und eine zweite, sonnigere Terrasse mit Blick auf das Donauknie, die Burg und einen Teil der Canopybahn.
A la Carte und Saisonales
Nach der Wende übernahmen der heutige Besitzer Tamás Titz und ein Freund das Gebäude und ließ es ausbauen. 2006 setzte sich dann der Miteigentümer zur Ruhe und der jetzige Küchenchef János Limbert nahm seinen Platz ein. Seitdem gab es einige Änderungen, erzählt Tumbász: „Wir achten noch mehr als zuvor auf Qualität, schlachten selbst, stellen Kolbász her und haben hinter dem Haus einen großen Küchengarten mit vielen Kräutern.“ Diese Gewürze werden beim Einlegen der verschiedenen Fleischsorten genutzt, für jede Sorte gibt es ein eigenes geheimes Rezept. Die Speisekarte ist im Winter etwas kürzer und im Sommer gibt es neben der umfangreichen Karte zusätzlich für die Wochenenden noch extra Angebote. Auch wechseln die Speisen nach Saison und Geschmack. Die Karte wird immer wieder erneuert, weniger beliebte Gerichte verschwinden, neue werden kreiert oder den heutigen Geschmäckern angepasst.
Wild und Gegrilltes
Der aufmerksame und schnelle Kellner bringt eine kühle Limonen-Limonade, die erfrischt und die Sinne für die Speiseauswahl weckt. Die Eventmanagerin weist auf die Spezialitäten des Hauses hin und berät bei der Auswahl. Die kühle Auberginencreme mit gegrilltem Gemüse und frischem Salat, gereicht mit noch warmem und knusprigem Weißbrot, schmeckt, mit Oregano und Basilikum verfeinert, leicht und angenehm pikant. Leider ist das Gemüse ein wenig zu al dente. Dazu kommt als Spezialität des Hauses eine Wildfleischsuppe mit Sahne, Karotten und Pilzen. Trotz des Namens, der eher auf schwere Hausmannskost schließen lässt, ist die Suppe angenehm cremig, leicht und sämig und das Fleisch butterweich.
Bei den Hauptspeisen überzeugt der Wildschweinbraten mit Reis und hausgemachten Kartoffelkroketten, der mit einer saisonalen Früchtesauce aus Erdbeeren, Brombeeren und Johannisbeeren gereicht wird. Die Komposition ist sehr gut, das Fleisch zerfällt wie von allein und auch der Reis bekommt durch die Verfeinerung mit Kräutern das gewisse Etwas. Als etwas leichtere Kost sind die gebratenen, leicht zitronigen Lachsfilets mit frischem, knackigem Salat zu empfehlen. Das Knoblauch-Joghurt Dressing ist etwas zu flüssig, ertränkt den Salat jedoch nicht. Zwei Scheiben leckerer Honigmelone ergänzen die Mischung und erfrischen angenehm. Trotz der großen Portionen sollte jedoch niemand die Nachspeise vernachlässigen. Der im Ofen gebratene Apfel mit Rum-Walnussfüllung und Vanillesauce, die Eierkuchen mit Nutella-, Quark- oder Marmeladenfüllung, das obligatorische Kastanienpüree und die Somloer Nockerl sind auf jeden Fall eine Kostprobe wert. Süß und vielleicht mit ein wenig zuviel Sahne serviert runden sie das kulinarische Erlebnis ab.
Fahrspaß für Groß und Klein
Nach dem Essen können sich Kinder und jung gebliebene Erwachsene auf der Bobbahn auf der gegenüberliegenden Seite des Parkplatzes richtig austoben. Die Idee zu der Bahn kam dem deutschen Ingenieur, Skiliftbauer und Mitbesitzer Josef Wiegand bereits in den 1970-er Jahren. Da Skilifte nur im Winter benötigt wurden, überlegte er sich eine Möglichkeit, die Berghänge auch im Sommer spaßbringend zu nutzen. So entstanden im Laufe der Zeit nicht nur in Deutschland, Österreich und in ganz Europa verschiedene Bobbahnen, sondern auch in den Vereinigten Staaten, Kanada und dem Rest der Welt. Sein Konzept ging international auf und inzwischen gibt es in Visegrád gleich zwei verschiedene Bobbahnen.
Zwei Bahnen für doppelten Fahrspaß
Die erste Bahn, die nur im Sommer benutzt werden kann, nahm ihren Betrieb bereits 1991 auf, zehn Jahre später folgte dann die Alpenbobbahn. Beide Rodelbahnen sind 700 Meter lang, beide hanem elf Kurven. Tatsachen, die von den Besuchern nicht wirklich wahrgenommen werden. Und bei der manchmal rasanten Abfahrt schon gar nicht. Freudestrahlend sausen Kinder und Erwachsene den Hügel allein oder zu zweit hinunter und rasen gekonnt durch die Kurven. An Bremsen ist nicht zu denken, auch wenn mehrmals darauf hingewesen wird. Gefährlich ist die schnelle Fahrt trotz allem nicht. Seit Bestehen der Rodelbahnen sind bis jetzt nur kleine Abschürfungen vorgekommen, so der Geschäftsführer Zsolt Mikó. Lachend fügt er hinzu, dass diese Verletzungen die Kinder allerdings niemals davon abhalten noch eine Runde zu drehen.
Der Fahrer machts
Der Unterschied der beiden Bahnen ist in den Funktionsweisen zu suchen. Der Sommerbob besteht aus einer langen Halbröhre, in dem die Wagen auf Rädern fahren. So kann man sich also richtig in die Kurve legen und durch Geschwindigkeit, Verlagerung des Körpergewichts und Einziehen des Kopfes mehr Einfluss auf seine Fahrt nehmen. Der Alpenbob hingegen steht auf festen Schienen, die mehr einschränken, jedoch eine höhere Geschwindigkeit erlauben. Die Entscheidung, welche Bahn vorzuziehen ist, fällt da schwer. Ausprobieren ist die Devise. Einen Vorteil hat der Alpenbob jedoch auf jeden Fall gegenüber der Sommerrodelbahn: Er ist durch ein mobiles Plexiglasdach auch im Winter und bei Regen nutzbar. Nur bei wirklich schlechtem Wetter ist die Bahn geschlossen, erklärt Mikó, der stolz darauf ist, dass die deutsche Erfindung sich so großer Beliebtheit erfreut.
Kleinkinder willkommen
Besonders beliebt sei die Bahn für Klassenfahrten und bei den Einheimischen, erzählt Mikó weiter, betont aber auch, dass viele Ausländer, insbesondere Deutsche und Engländer im Sommer den Weg zu ihnen finden. Sprachbarrieren gäbe es nicht, auch Gruppen, die nicht Englisch sprechen, verstünden die wenigen Regeln: nicht auffahren, in den Kurven und am Ende bremsen. Das wars. Die Fahrkarten kosten für Erwachsene 400 Forint, für Kinder von drei bis 14 Jahren 300 Forint. Allerdings gibt es Gruppen- und Mengenrabatte. Kleinkinder bis drei Jahren dürfen die Bahnen kostenfrei benutzen. Und das tun sie auch, quietschend und glucksend vor Freude. Diejenigen, die Angst vor der Fahrt haben, können im schön angelegten Spielplatz im Sandkasten buddeln, oder auf der Rutsche immerhin ein wenig von Hang und Abfahrt spüren.
Nagyvillám Étterem
2025 Visegrád, Feketehegy
Geöffnet: Montag bis Donnerstag 11 bis 18 Uhr
Freitag bis Sonntag 11 bis 20 Uhr
Tel.: (+36 26) 398 070
Fax: (+36 26) 397 257
www.nagyvillam.hu
Preise
Vorspeisen:……………………………………1.120-2.200 Ft
Suppen:………………………………………………450-850 Ft
Hauptgerichte:………………………………1.980-3.880 Ft
Salate:…………………………………………480-680 Ft
Desserts:……………………………………..500-850 Ft
Wein (Flasche):……………………….2.500-9.900 Ft
Canopy
Geöffnet: Montag bis Sonntag
10 bis 18 Uhr
2025 Visegrád, Nagyvillám
Tel.: Adrienne Molnár
(+36 20) 661 7949
(+36 20) 661 7950
www.canopy.hu
Visegrádi Bobpálya
Öffnungszeiten variieren
2025 Visegrád, Nagyvillám
Tel./Fax: (+36 26) 397 397
www.bobozas.hu