„Die grafischen Dinge lassen mich nicht los“
Im Herzen der Stadt, nur ein paar Minuten vom belebten Ferenciek tere entfernt, befindet sich das Geschäft von Edina Farkas. Von außen ist der Shop fast mit einem Comicbuch-Laden zu verwechseln – so bunt ist der Stil des eclectick. Allgemein ist hier der Name Programm.
Edina Gyovai-Farkas und ihre bunte eclectick-Kollektion.
Eigentlich hätte sie Grafikerin werden wollen, gesteht die junge Mutter. „Schon in der Grundschule wollte ich nichts anderes als Grafikerin werden. Als ich mich dann allerdings für die Grafikerausbildung an der Fachmittelschule beworben hatte, wurde ich mit der Begründung abgelehnt, ich würde zu gut mit Farben umgehen.“ Lächelnd fügt sie hinzu, dass sie aber eigentlich gar nichts mit Textilien machen wollte. „Ich war wütend, nahm die Ausbildung dann aber in Angriff und verliebte mich schließlich in das Fach.“ Diese Begeisterung sollte im Laufe der Ausbildung noch bestärkt werden: „Während der Ausbildung habe ich Stoffe kennengelernt und gelernt, wie man Schnitte erstellt. Das hat mir am besten gefallen und bewusst gemacht, dass ich Modedesignerin werden will.“
Seit neun Jahren leitet sie nun ihr eigenes Geschäft. „Noch während meines Erasmus-Semesters an der Design-Schule in Berlin bei Vivien Westwood wurde der Gedanke eines eigenen Ladens geboren. Zwei Jahre nach meinem Diplom eröffnete ich dann mit einer Kollegin in Berlin den ersten eclectick-Shop. Den hielten wir zwei Jahre aufrecht. Inzwischen führt ihn meine ehemalige Studienkollegin. Dann eröffnete ich ein Geschäft neben der Basilika und bin von dort hier in die Irány utca umgezogen. Hier habe ich jetzt Laden und Werkstatt seit sechs Jahren unter einem Dach. Und seit drei Jahren haben wir einen Shop in Wien.“
Tatsächlich agiert die Firma eclectick bereits jetzt schon international. Stolz berichtet Edina: „Neben unseren eigenen Läden verkaufen wir auch in die Schweiz, Großbritannien, Irland und manchmal auch Frankreich. Dort läuft alles über Resale in Konzept-Stores. So gehen von unserer aktuellen Kollektion, zusammen mit dem Shop in Wien, insgesamt ungefähr 60 Prozent ins Ausland. Und einen Webshop haben wir nun auch eröffnet. Selbst hier im Laden haben wir die Erfahrung gemacht, dass ungefähr die Hälfte unserer Kunden Ausländer sind.“
Bis heute jedoch wirken die Anfänge als passionierte Grafikerin nach: „Die grafischen Dinge lassen mich nicht los. So ist es auch kein Zufall, dass meine Kleider dies widerspiegeln; ich entwerfe heute noch viele grafische Designs.“ Dies schlägt sich auch im Stil ihrer Entwürfe nieder. Kurz und bündig beschreibt Edina ihren Stil: „Bunt!“ Aber auch viele Motive sowie selbst entwickelte, immer wiederkehrende Figuren wären bezeichnend für den Stil der Marke eclectick. „Meine Entwürfe haben eigene Gesichter für Drucke usw., auch Kontraste sind mir wichtig, sowohl bei Farben als auch bei Schnitten. Vor allem aber sind meine Entwürfe jung, bunt, freundlich und sehr grafisch.“ Edina würde oft eine Mischung aus Retro und japanischen Einschlägen bescheinigt, „allerdings ist das nicht gewollt. Der Firmenname ist eclectick, den Namen habe ich bewusst gewählt.“
Die Entstehung einer neuen Kollektion beschreibt Edina als fließenden Prozess: „Grundlegend gibt es einige Wiedererkennungsmerkmale der Marke. Das Ganze hat eine Grundstimmung. Ich habe immer sehr viele Ideen, aus einer Idee entstehen dauernd neue. Wenn ich mich mit etwas beschäftige, fallen mir neue Dinge ein. Die schreibe ich stichpunktartig nieder und nehme sie später wieder auf. Später schaue ich, was in Stoffen umsetzbar ist oder was besonders großen Anklang bei den Kunden gefunden hat und entwickle das weiter.“ Lachend gesteht die junge Mutter, dass sie oft ihre eigenen Notizen nicht mehr hatte lesen können und deswegen auf einen Computer umgestiegen ist.
Die Designerin weiß um die Wünsche der Kunden und versucht, diese
weitestgehend umzusetzen: „Die Erfahrung und Feedbacks haben klar herausgestellt, welche Stoffe und Schnitte bei meinen Käufern besonders gut ankommen. Insbesondere bei den Stoffen hat sich hochwertige Baumwolle mit ein wenig Elasthan-Anteil durchgesetzt. Baumwolle verträgt die grafische Gestaltung auch sehr gut und den Elasthan-Anteil brauchen wir, damit alle Größen abgedeckt werden können, schließlich können wir keine Einzelstücke produzieren.“
Der Firmenname eclectick weist auf eine Vielfalt hin, die sich nicht nur im Stil, sondern auch in den angebotenen Designern im Shop wiederfindet. „Die meisten anderen Designer bei mir im Laden sind Kollegen aus Studienzeiten. Aber es melden sich auch viele Designer bei mir, die keinen eigenen Laden haben und deswegen im eclectick-Shop mitverkauft werden möchten. Die Auswahl erfolgt nach einem einzigen Grundsatz: Die Sachen müssen zur Stimmung des Ladens passen. Es soll durch die anderen Designer ein Plus für die Käufer geschaffen werden, also Accessoires und Taschen, aber auch Kleider. So sind bei mir Auquanauta mit Kleidern, Balkan Tango mit Taschen aus Fahrradschläuchen sowie Pucc mit Kleidung und Spielfiguren und Red Aster mit kleinen Accessoires und Schmuck vertreten.“
Vor allem sei es Edina wichtig, nicht dauernd neue Designer im Laden zu haben. „Wenn der Kontakt einmal gut ist und die Designer von den Kunden angenommen werden, wechsle ich lieber nicht, sondern arbeite weiter mit ihnen zusammen.“
So kann der geneigte Käufer sich von Kopf bis Fuß im eclectick-Shop einkleiden, nur Taschen sind leider selten im Grafik-Design. Edina erklärt mit Bedauern: „Die Wahrheit ist, wir haben wirklich unglaublich viel zu tun innerhalb der Firma, sowohl Herren- als auch Damenkollektionen wollen designed werden. Ich mache sehr viel selbst. Das Design ist eine Sache, aber Stoffauswahl, Auslieferung, Buchhaltung, Zuschnitt, Marketing, Schriftverkehr – das mache ich alles. Ich bin froh, wenn die Damenkollektion fertig ist, dann kommen die Herren und für Taschen bleibt da manchmal einfach keine Zeit.“
Mit etwas Glück könnte dies aber demnächst anders sein, Edina nimmt immer wieder Designer in Ausbildung auf. „Sie lernen bei mir, im Stil des eclectick zu entwerfen. Ich bekomme jetzt einen Auszubildenden im Rahmen des Erasmus-Programmes, er wird Taschen entwerfen. Und wenn mein Schüler geschickt ist, kommen die Taschen in die Kollektion und in die Produktion.“