Mode für Vollblut-Frauen
Klare Linien, gedeckte Farben und Kombinierbarkeit prägen die Designs von Natali Rideg, die Kleidung für aktive Frauen macht, die wissen, was sie wollen. Auch was sie selbst will, weiß Rideg ganz genau. Die Budapester Zeitung traf sie im Showroom von „Pazicski“, in dem ihre Kreationen vertrieben werden und sprach mit ihr über Inspiration, ihre beiden Label Es-tu un Ange und Dudu&T-rex und die Zukunft der Modewelt.
Natali Rideg in einem T-Shirt ihres Labels Es-tu un Ange
Wie haben Sie Ihre Leidenschaft fürs Designen entdeckt?
Meine Familie hat mich darin sehr geprägt. Sie besaß eine Textilfabrik, so stand mir Kleidung schon immer nahe. Dann kam die Schule, wo ich begann, mich zur Stylistin ausbilden zu lassen. Mit ihr reiste ich nach Paris und wurde für einen dreimonatigen Aufenthalt ausgewählt. Innerhalb dieses Praktikums erhielt ich bei Pierre Cardin und Jean Louis Scherrer
einen guten Einblick in die Welt des Designs, in Aufbau, Ausbildung und Ausführung. Es war eine sehr inspirierende Zeit, wenn sie auch nur kurz war. Nach meinen Abschluss als Stylistin habe ich immer
wieder Fortbildungen und Designkurse besucht und würde heute sagen, dass ich weder Stylistin noch Modedesignerin bin, sondern dass ich einfach Kleidung entwerfe.
Was für Kleidung stellen Sie her?
Ich kreiere tragbare, bequeme Kleidung aus natürlichen, leichten Stoffen, wie Leinen, Baumwolle und Seide für Vollblut-Frauen die gerne etwas Besonderes tragen und keine Massenprodukte. Den Stil würde ich als Casual, genauer gesagt als Luxus-Casual und gleichzeitig als Basic bezeichnen. Meine Stücke verstecken die Trägerin nicht, sondern entlassen sie in die Freiheit. Sie schränken sie nicht in ihrer Persönlichkeit ein, sondern zeigen sie, betonen ihre Weiblichkeit. Die Kleidung spricht nicht nur eine Altersgruppe an, von der 18-Jährigen bis zu meiner Schwiegermutter können alle bei mir etwas finden. Außerdem sind die Stücke sehr variabel, können mit Accessoires einfach tagsüber oder auch abends etwas exquisiter für offiziellere Anlässe getragen werden. Deswegen Basic. Man kann sich damit und darin richtig austoben.
Woher nehmen Sie Ihre Ideen?
Alte Filmstars inspirieren mich sehr stark, Diven wie Marlene Dietrich, Zsa Zsa Gábor und Elisabeth Taylor. Diese hatten eine unglaubliche Persönlichkeit und Ausstrahlung. Diesen weltklugen, mondänen und kultivierten Frauentyp verbinde ich in meinen Kollektionen mit den meist arbeitenden Frauen aus der Stadt. Aber auch der Rothschild Klara Salon in Budapest, der eine große Tradition hatte und hat, gehört zu meiner Inspirationsquelle, wie auch die Haute Couture, die ich in Paris erleben durfte.
Wie sehen ihre Kollektionen aus?
Es sind Kapsel-Kollektionen, die aus etwa 15 bis 25 verschiedenen Modellen bestehen und von denen pro Modell etwa 12 bis 15 Stück produziert werden. Die Größen gehen von 36 bis 42. Ich gebe meinen Kollektionen auch immer einen Namen, dieses Mal ist es für Es-tu un Ange : die Dorfromantik in der Großstadt.
Was heißt das genau?
Dorfromantik in der Großstadt verbirgt klare Formen, Drucke, viel Weiß mit kräftigem Orange und Paprikarot in den Accessoires. Ich spiele generell sehr gerne mit kräftigen, intensiven Farben. Wir haben die Fotos dafür erst vor kurzem in Pula, in der Nähe vom Tal der Künste, geschossen, und es hat viel Spaß gemacht. Das Gute bei solchen Aufnahmen ist immer, dass ich ja selber Stylistin bin und mir dadurch immer das Gesamtbild vorstellen kann. So kann ich den Profis genau sagen, was und wie ich es gerne hätte. Das erleichtert beiden Seiten die Arbeit.
Wie sieht es mit Ihrem anderen Label Dudu&T-rex aus?
Das T-Shirt-Label entstand mit meinen beiden Nacktkatzen Dudu und T-Rex, die mich jeden Tag inspirieren, und ist anders aufgebaut als Es-tu un Ange?. Es ist eine viel mutigere, verspieltere und lustigere Linie, mit viel Farbe. Hier ist alles erlaubt. Es hilft mir, meine ganze Persönlichkeit zu entfalten. Jeder Mensch hat zwei Seiten und so ist Dudu&T-rex das Gegenstück zu Es-tu un Ange?. Trotz allem sind die Kleidungsstücke der beiden Marken auch gut kombinierbar.
Was planen Sie für die Zukunft?
Einen Webshop. Es zeichnet sich ab, dass immer mehr Menschen über das Internet Dinge einkaufen werden. Deswegen arbeite ich gerade an einem Webshop, in dem nicht nur meine eigenen Kollektionen, sondern auch die von befreundeten ungarischen Designern, also auch noch unbekannte Labels, gekauft werden können. So in zwei bis drei Monaten geht das Ganze online. Außerdem arbeite ich regelmäßig und gerne mit anderen Designern zusammen.
Wie sieht diese Zusammenarbeit aus?
Nun, die Zusammenarbeit läuft in der Regel schon während eine
Kollektion entworfen wird, und das ergänzt und weitet die Möglichkeiten aus. Vergangenen Winter habe ich zum Beispiel mit Réka Vágó kooperiert, die Schuhe und Taschen für meine Kollektion entworfen hat. Diese sogenannten Col-Labs sind für mich die Zukunft des Designs. Ich bemühe mich, für jede Saison jemand
Neuen dafür zu begeistern, weil es eben beide Marken stärkt. Das hoffe ich jedenfalls. Leider habe ich für das Frühjahr niemanden gefunden, aber im Herbst arbeite ich wahrscheinlich wieder mit jemandem zusammen, den ich noch nicht verraten möchte. Auf jeden Fall sollte man für alles offen sein.
Welche Länder würden Sie noch reizen?
Einige. Ich möchte natürlich auch in anderen EU-Ländern vertreten sein, wobei ich dabei Paris fast ausklammere, dafür ist meine Kleidung viel zu tragbar und nicht künstlerisch genug. Deutschland wäre eine Möglichkeit und in Asien ist noch ein offener Markt, der neugierig auf alles ist. Allerdings bleibt Ungarn immer mein Zentrum, ich lasse alles ausschließlich hier produzieren. Auch möchte ich immer so arbeiten, wie es mit meinem Leben, meiner Familie und meinem Herz vereinbar ist.
PAZICSKI Budapest
V., Henszlmann Imre utca 3.
Telefon: +36 1 411 06 31 / 32
Webseite: www.es-tuunange.com
Webshop: www.etuashop.com