Regierungssprecherin Anna Nagy: „Paks ist ein sicheres Atomkraftwerk“
In der vergangenen Woche wurden auch in Ungarn wie gebannt die Nachrichten über das havarierte japanische Kernkraftwerk in Fukushima verfolgt. Wie in anderen Ländern mit Kernkraftwerken, stellte sich auch in Ungarn unweigerlich die Frage, ob der einzige Reaktor des Landes sicher sei.
Reisewarnung und Hilfe: Außenminister János Martonyi mit Japans Botschafter Ito Tecuo.
Besondere Beachtung fand die Frage, ob das einzige AKW des Landes in Paks (Zentralungarn) im Falle eines Feuers oder gar Erdbebens sicher genug wäre. Der stellvertretende Direktor der ungarischen Atomenergiebehörde, Iván Lux, erklärte gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur MTI, dass das Pakser AKW vor dem EU-Beitritt Ungarns gründlich überprüft und für ebenso sicher befunden worden sei wie die Atomkraftwerke im Westen. Laut Lux produziert das AKW Paks nahezu 40 Prozent des ungarischen Stroms.
Sicher oder unsicher – das ist hier die Frage
Demgegenüber sagte der Nuklearexperte für den EU-Raum der Umweltschutzorganisation Greenpeace, Jan Haverkamp, dem US-Fernsehsender CNBC, dass das Atomkraftwerk in Paks zu den gefährlicheren AKWs in Europa gehöre. Laut Haverkamp wurde das AKW Paks mit einer ähnlichen Technologie errichtet wie Fukushima-I. Atomkraftwerke dieser Bauart gebe es noch in der Slowakei und in Tschechien. Das Atomkraftwerk Paks wurde zwischen 1973 und 1987 erbaut.
Regierungssprecherin Anna Nagy erklärte wiederum letzten Mittwoch, dass es keinen Grund gebe, das Atomkraftwerk in Paks stillzulegen. Sie betonte, dass Paks zu den sicheren AKWs zähle. Auch sei der Zustand des Kraftwerks im internationalen Vergleich gut. Die Regierungssprecherin betonte überdies, dass das AKW Paks auch in Sachen Erdbebensicherheit zu den sicheren Kraftwerken gehöre.
Katastrophentests sollen verlässliche Auskunft geben
Angesichts der widersprüchlichen Äußerungen in Hinblick auf die Sicherheit des Atomkraftwerks in Paks, erklärte der Staatssekretär im Ministerium für Nationale Entwicklung, János Bencsik, am vergangenen Donnerstag schließlich, dass das einzige ungarische AKW so genannten Katastrophentests unterzogen werde. In anderen EU-Ländern mit Kernkraftwerken sind solche Tests ebenfalls geplant.
Derweil traf am vergangenen Donnerstag Außenminister János Martonyi den japanischen Botschafter in Ungarn, Ito Tecuo. Martonyi betonte nach dem Treffen, dass außerhalb der Gefahrenzone ringsum das AKW Fukushima-I keine Gefahr bestünde. Deshalb werde die diplomatische Vertretung Ungarns in Japan in der Hauptstadt Tokio verbleiben, sagte der Außenminister. Gleichwohl wurden in einer Presseaussendung des Außenministeriums in Budapest ungarische Staatsbürger davor gewarnt, in der gegenwärtigen Situation nach Japan zu reisen. Die Warnung gilt natürlich nicht für ein ungarisches Hilfskontingent, das sich bereits in Japan befindet.