Stein erhält Stern
Der Zugang zum Onyx erfolgt durch eine unscheinbare Tür an der Seite des Café Gerbeaud – sein besser sichtbarer Partner. Mit einem ersten Michelin-Stern, den zweiten in Ungarn überhaupt, feiert das Restaurant in diesem Monat seinen vierten Geburtstag.
Der Name des Onyx spiegelt sich in der Innendekoration wieder.
Sein Name stammt von gelben Onyx-Stein-Arbeiten. Sie spielen eine prominente Rolle in der Dekoration des Restaurants, umgeben von einer seltsamen Ansammlung verschiedener und unkoordinierter dunkler Muster und Materialien. Das gut inszenierte Ballett der Kellner, vom Mantel-Anhelfen am Eingang bis hin zum synchronen Servieren der Teller und wieder zurück zum Mantel-Anziehen, zeigt Engagement für eine Service-Qualität, die man in Ungarn nur selten antrifft. Man ahnt es schon: Abends kommt die raffinierte Atmosphäre und die stille Service-Etikette noch besser zur Geltung, mit dem gewünschten halb-formalen Dresscode und dem gemächlichen Tempo der mehrgängigen Menüs.
Während Service-und Farbgestaltung am Mittag gleich bleiben, ändert sich das Konzept in Richtung eines kleineren, aber erstklassigen Mittagsmenüs von zwei oder drei Gängen. Deren Frequenz lässt genug Zeit, um das Essen zu genießen; gleichzeitig bleibt es ein zu schulterndes Unterfangen für Mittagsgourmets, deren Zeit knapp bemessen ist. Die verschiedenen Gänge glänzen durch ihre Liebe zum Detail und sind jeweils von einer Größe, welche es erlauben, die verschiedenen Zutatenkombinationen voll zu genießen, ohne dass für den nächsten Gang die Puste ausgeht.
Das Menü – nie zu lange dasselbe – zeigt eine Vielzahl von bekannten Zutaten, zubereitet in einer Neugier erregenden Art und Weise. Ein Korb von hausgemachten Pogácsa und Kern- bzw. Parmesan-Brot, der während der Wartezeit auf die Vorspeisen gebracht wird, ist voll von Köstlichkeiten. Ihr einziger Nachteil besteht darin, dass es ihrer zu viele sind, als dass sie vollständig vertilgt werden könnten und deshalb eine verlockende Ablenkung während der Mahlzeit darstellen.
Das Spanferkel-Carpaccio mit seiner Blumenkohl-Panna Cotta und knusprigem Blumenkohl, eine Kombination zweier unattraktiver Zutaten, berstet schier vor Geschmack mit seinen dünnen, aber gut texturierten und gewürzten Fleischstreifen. Sie sind gekrönt durch eine Auswahl frischen Gartensalates mit gutem Dressing. Jedoch ist es der bescheidene Blumenkohl, der die Show stiehlt, mit einer wirklich frischen, spritzigen und kaum erkennbaren Panna Cotta; klar ein Liebling der Onyx Köche. Serviert mit leicht angebratenen Blumenkohl-Röschen ist die Kombination tadellos: Nie wieder wird Blumenkohl so aussehen. Die vergleichsweise einfache, jedoch wohlschmeckende Hummersuppe wird von einem delikaten Toast mit Ziegenkäse ergänzt. Die Kombination zeigt: Auch die Ästhetik hat Platz in dieser gut durchdachten Kombination.
Die zwei Hauptgerichte – Perlhuhnbrust mit Steinpilzsauce und Rührei und Mönchsfisch in brauner Butter mit „Orange-Karotte-Struktur“ – sind sehr gut ausgeführt. Zartes, geschmackvolles Fleisch kommt auf dem einen, perfekt gegarter Fisch auf dem anderen Teller. Die den Fisch begleitende Karotten- und Orangen-Kombination: ein Klassiker mit feinem, zartem und vollem Geschmack.
Für ein paar Forint Aufschlag zum Grundpreis des Menüs gibt es den Somló Biskuitkuchen des 21. Jahrhunderts, Onyx’ ältestes Dessert, das nichts mit seinem Namensvetter von Gerbeaud zu tun hat, obwohl die beiden sich einen Konditor teilen. Aktualisiert enthält es im Onyx alle wichtigen Bestandteile, ist aber sehr weit entfernt von den traditionellen, massiven Schwammkuchen mit Soße und Sahne. Die Regel der Herstellung von Somlói-Nockerln brechend – wenn es denn welche gibt – wird das Ganze in einem Cognac-Glas-artigen Gefäß geschichtet präsentiert. Dies verleiht der Nachspeise nicht nur ästhetischen Wert, sondern macht sie auch zu einer sehr angenehmen sinnlichen Erfahrung für die Zunge, nachdem der Löffel die verschiedenen schmelzenden weichen und knackigen Schichten durchdrungen hat. Das umgekehrte Kuchen-zu-Schokolade-Verhältnis macht es zu einem hellen und luftigen, aber wohlschmeckenden Dessert. In der Tat ein sehr angenehmer Abschluss.
Preise
Mittagstisch:……………………………………ab 3.490 Ft
Abend-Probiermenü:………………..14.500-17.500 Ft
A lá carte:
Vorspeisen:…………………………………2.300-3.500 Ft
Hauptgerichte:………………………….6.500-19.500 Ft
Desserts:……………………………………1-900-2.500 Ft
Wein (Flasche):………………………..3.500-350.000 Ft
Onyx Restaurant
V. Vörösmarty tér 7-8
(Eingang von der Harmincad utca)
Geöffnet Di-Sa 12-14.30 Uhr und 18.30 bis 23 Uhr
(+36-30) 508 0622
www.onyxrestaurant.hu