Klein und fein
Wie eine Puppenstube wirkt das M. Restaurant, gelegen zwischen Dob utca und Kiraly utca, unweit des Café Szímpla. Seine Eigentümer haben nicht nur eine recht eigenwillige Interpretation von Innendekor, sondern legen auch bei ihrer Menüplanung erstaunliche Spontaneität an den Tag.
Im „M“ speist man neben aufgemalten Büchern und Uhren.
Beeindruckend simpel und doch – oder gerade deshalb – stimmungsvoll ist das Interieur, das der serbische Grafiker und Filmemacher Alexandr Denitz kreierte. Kommode, Pflanzen, Vorhänge, Bilderrahmen gibt es nämlich nicht in echt, sondern als Zeichnungen; aufgemalt in feinen schwarzen Konturen auf braunem Packpapier, das als Tapete an den Wänden klebt und auch als Tischdecke dient. Das wirkt keinesfalls billig, sondern schafft eine warme und heimelige Atmosphäre im M. Benannt wurde es nach dem ersten Gedichtband von György Petri: „Magyarázatok M számára“, „Erklärungen für M.“ Der Dichter war ein Freund des Eigentümers Miklós Súlyók, der das Restaurant vor neun Jahren gründete; so gehört auch eine Fotografie von Petri zu den wenigen Dekorationsgegenständen, die nicht auf den Papierwänden vorgezeichnet sind. Nie vorgezeichnet ist die Menüauswahl des Abends: Die beiden Miteigentümer Maté Illés und Márton Csillag gehen täglich auf den Markt, im Anschluss sichtet Hauptkoch Richárd Tóth ihre Einkäufe. Dann erst macht er, „was er will“: Die übersichtliche Speisekarte mit rund 15, darunter auch vegetarischen Gerichten.
Während sich der klangvolle Camembert Fondant zur Vorspeise als ein warmer Camembert-Laib auf einem Bett aus Rukolasalat ohne Dressing herausstellt, ist die Entenkeule mit Rotwein-Pflaumen-Kraut und Kartoffelpüree mit Jerusalem-Artischocken ein wahres Gedicht. Das hervorragend gewürzte Fleisch ist außen knusprig geröstet, innen dennoch saftig; es harmoniert mit dem cremigen Püree und den süßlich-frischen, weihnachtlich schmeckenden Rotwein-Pflaumen. Der vom Inhaber empfohlene, ungarische K2 Rotwein ist vollmundig, aber nicht zu schwer und passt dazu sehr gut. Scharf angebratenes Rib-Eye-Steak ist mit seinem blutigen Inneren nichts für zarte Gemüter, ergibt zusammen mit Pilzen in Rotwein und Steak-Kartoffeln jedoch ein deftiges, abgerundetes Mahl. Leider kann die Lachsforelle mit Gemüse geschmacklich nicht halten, was sie optisch verspricht: Der mit Haut geröstete Fisch und das Nest aus Gurken schmecken etwas fad. Üppig und sehr schokoladig – wie eine überdimensionierte Praline – ist die Trüffeltorte zum Nachtisch, die fast ein wenig zu groß ist. Jedoch wird die gehaltvolle dicke Schicht aus fester, dunkler Schokoladenmasse auf brösligem Boden durch fruchtig-herbes Birnenkompott aufgefrischt. Lecker ist auch der saftige, wie hausgemachte Obstkuchen.
Nicht ganz so kurzlebig wie die Speisekarte im M. ist die Weinauswahl des Restaurants. Sie wechselt etwa einmal pro Monat und enthält als einzige Konstante den erwähnten Rotwein K2. In Form von Weinabenden wird dem Rebsaft Tribut gezollt: So am 8. März, wenn vier Weine von Villány Levente und Tokaier der Familie Dorogi vorgestellt werden. Immer mittwochs finden zudem „Experimentiertage“ statt, an denen drei völlig neue Vor-, Haupt- und zwei Nachspeisen zu einem bestimmten Thema, zum Beispiel „Venedig“, kreiert werden. Konzerte im Obergeschoss des Restaurants runden das Programm ab. An den Wochenenden steht den Gästen ein Drei-Gänge-Menü mit Getränk für 1.900 Forint zur Auswahl.
Tischdecken aus Backpapier.
Preise
Vorspeisen:…………………………………….. 800-1.300 HUF
Hauptgerichte:………………….. ………….1.800-3.300 HUF
Desserts:………………………………………… 800-1.300 HUF
Das Restaurant von außen: Klein aber fein.
M. Restaurant
VII. Kertész utca 48
Tel.: +36 1 322-3108
Mobil: +36 20-9402928
Geöffnet täglich von 18 bis 24 Uhr
www.metterem.hu