Nachhaltige Kultur
Eine Ausstellungseröffnung, die zum Nachdenken anregt, und eine streckenweise amüsante Podiumsdiskussion mit österreichisch-ungarischen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens über den Inhalt des vielzitierten Begriffs „Nachhaltigkeit“ fanden vergangenen Donnerstag am Collegium Hungaricum Wien statt.
Rudolf Taschner, Tamás Ungvári, Josef Kirchengast und Dale A. Martin (v.l.n.r.) diskutieren.
Die 60 Gemälde der Ausstellung Zukunftsvisionen – Vision of the Future – entstanden im Herbst 2009 im Rahmen einer internationalen Veranstaltung der Siemens Zrt. in Budapest zum Thema Nachhaltigkeit. 30 junge ungarische bildende Künstler, die am Beginn ihrer Laufbahn stehen, verarbeiteten in ihren Bildern ungewöhnliche Gespräche mit Topmanagern. Die daraus entstandenen Werke zeugen von der allgemeinen Relevanz nachhaltiger Entwicklung und zukunftsorientierter Verantwortung sowie den engen Banden zwischen den beiden Donauländern Österreich und Ungarn, die durch die Europäische Donaustrategie verbunden sind. Die anwesende Malerin Mónika Csete sagte über das Projekt, dass sie „neue Menschen und Perspektiven kennen zu lernen“ und die Idee, „Kunst und Wirtschaft zu verbinden“ toll fände. Auch der Bildband mit dem Titel „The Future Book“, in dem alle Gemälde zu sehen sind, sei „eine gute Übersicht, über die sich alle Künstler sehr gefreut“ hätten. Von den 60 entstandenen Bildern können bis Anfang März noch über 30 besichtigt werden, die restlichen wurden bereits verschenkt.
Der Ausstellungseröffnung folgte eine Diskussion über das in den Bildern verarbeitete Thema „Nachhaltigkeit“. Moderiert wurde diese von Josef Kirchengast, einem Redakteur der österreichischen Tageszeitung Der Standard. Teilnehmer der Diskussion waren der österreichische Schriftsteller und Mathematiker, Rudolf Taschner, der ungarische Literaturwissenschaftler Tamás Ungvári und der Vorstandsvorsitzende der Siemens Zrt., Dale A. Martin. In seinen einleitenden Worten sagte Journalist Kirchengast, dass in Sachen Nachhaltigkeit „viele Missverständnisse existieren“ und zitierte György Konrád, der gesagt habe: „Wer die Donau achtet, achtet auch seinen nächsten Nachbarn.“ In diesem Sinne könnte „die EU-Ratspräsidentschaft Ungarns die Weiterentwicklung der Donaustrategie beschleunigen“, so Kirchengast.
Rudolf Taschner erklärte zunächst den Ursprung der Nachhaltigkeit: „Sie entstand im frühen 18. Jahrhundert in Europa und hatte ursprünglich mit der Forstwirtschaft, den Rodungen und dem Anpflanzen von neuen Bäumen zu tun.“ Später wanderte der Begriff in die USA, kam wieder nach Europa zurück und weitete sich auf andere Themenbereiche aus. „Nachhaltigkeit ist insofern leicht auf andere Bereiche übertragbar, als es die Vergangenheit mit der Zukunft verbindet“, so Taschner. Er fügte hinzu: „Wie die Zukunft aussehen wird, werden wir erst wissen, wenn sie da ist. Demgegenüber könnten wir aus der Vergangenheit lernen und neue Bäume wachsen lassen“. Hinsichtlich der demographischen Tendenzen zeigte sich Taschner besorgt. Er sagte, dass hier „kein so lustiges Zukunftsbild abzusehen ist“, folglich „müssten wir uns alle mit diesem Thema beschäftigen.“
Der Literat Ungvári ergänzte, dass „wir alle mit dem Rücken zur Zukunft stehen“. Wir können also nicht wissen, was kommt, so Ungvári. Die Ausstellung bezeichnete der ungarische Schriftsteller aber als perfekte „Verbindung von Wissenschaft und Kunst, die zusammen die Zukunft bedeuten“. In seinen Augen bedeutet Nachhaltigkeit im Donauraum „die Zusammenarbeit der Nachfolgestaaten der ehemaligen österreichisch-ungarischen Monarchie“, denn wo sonst gäbe es „so viele Sprachen“ mit dem dazugehörigen kulturellen Verständnis.
Der Siemens-Vorstandsvorsitzende Dale A. Martin, erklärte schmunzelnd, dass er der beste Beweis für die funktionierende sei, denn er sei sowohl Österreicher als auch Ungar. So habe er in beiden Ländern gelebt und sich kürzlich „nachhaltig“ ein Haus in Budapest gekauft. Siemens bemühe sich seit zehn Jahren um Zukunftsorientierung. Das Unternehmen habe „vier Megatrends festgelegt“, wobei besonders im Umweltschutz die Nachhaltigkeit zum Tragen kommen soll. Diesbezüglich arbeite das Unternehmen in erster Linie an der „Verringerung des CO2 Ausstoßes“. Martin sagte zudem, dass die Zukunft nur mit einem „Energiemix aus Wasser-, Wind-, Solar-, Atomenergie und Geothermik“ vorstellbar sei, wobei die Natur so wenig wie möglich belastet werden solle. Siemens gehe dabei mit gutem Beispiel voran. Der Konzern „fördert und entwickelt ein Solarenergieprogramm in der Sahara und ist führender Produzent von Windenergieanlagen“.
Das Schlusswort gehörte Ungvári. Dieser betonte eindringlich, dass es „einen fünften Megatrend“ geben sollte, und zwar das verstärkte Engagement der Unternehmen und der Wirtschaft für die Kultur.
Die Verbindung von Kunst und Wissenschaft.
Collegium Hungaricum Wien
Galerie UngArt
Zukunftsvisionen
– Vision of the Future
18. Februar – 8. April
Geöffnet: montags 10 bis 19 Uhr
dienstags bis donnerstags
10 bis 18 Uhr
und freitags 10 bis 14 Uhr
Eintritt ist frei!
Hollandstraße 4.