Alles andere als ein Touristenlokal
Weiß getünchte, mittelalterliche Gewölbekeller als Speisesäle, geschmückt mit alten Waffen und Gemälden von längst verstorbenen Herrschaften, uniformierte Kellner, die Tische mit schweren Damast-Tischdecken und ausgewähltem Porzellan umkreisen; die Anpreisung mehrsprachiger Menüs am Eingang und das Versprechen von Live-Musik: Das Alabárdos könnte das ultimative Touristenlokal im Burgviertel sein, ist es aber nicht. Vielmehr machen es all diese Elemente zusammen zu einem der besten Tipps in Sachen Fine-Dining – in ganz Budapest.
Zitate aus der Vergangenheit und feines Essen der Gegenwart.
Die Atmosphäre ist gedämpft, aber ungezwungen; der vom Restaurantmanager geleitete Service verbindet einen stets korrekten Anstand mit viel Aufmerksamkeit und Freundlichkeit. Die Live-Gitarrenmusik wechselt zwischen Simon and Garfunkel und dem Soundtrack von „Der Pate“. Sie scheint auf den ersten Blick fehl am Platze angesichts der Atmosphäre des Restaurants, ist aber nicht aufdringlich und lässt genau die richtige Menge an Privatsphäre für Gespräche zu.
Erdig, ungarisch und saisonal
Die Weinkarte ist umfangreich, sowohl was die Auswahl als auch die Preise betrifft. Die offensichtliche Aufmerksamkeit, die der Auswahl und der Herkunft der Weine geschenkt wurde, wird durch die Hilfsbereitschaft des Sommeliers und des Managers bereichert, die um persönliche Beratung bemüht sind. Das Menü ist erdig, ungarisch und saisonal – laut Küchenchef Attila Bicsár wird es monatlich aktualisiert. Die Kombination der Zutaten ist in der Regel einfach gehalten, dafür aber perfekt durchdacht und ausgeführt. Einen Vorgeschmack gibt die Erbsenmousse mit gesalzenem Schinken und Gänsegrieben. Sie zeigt, wie klassische Zutaten auch mit leichten kombiniert werden können und zu einem neuen Erlebnis für die Geschmacksknospen werden. Die Blumenkohl-Suppe mit Julienne-Gemüse und Ravioli mit geräuchertem Fleisch ist als Vorspeise leicht und cremig. Die Entenleber wiederrum ist ein Erfolg auf allen Ebenen: Ihre Textur ist außen knusprig und leicht karamellisiert, innen schmelzend, die Linsen sind auf den Punkt gegart und behalten doch Form und Charakter. Das Hirschduo ist durch und durch zart und wird begleitet von Kürbispüree und einem mit Petersilie verfeinerten Salat. Natürlich schmeckt das fleischartige Wels-Filet leichter; es passt gut zu seiner Hülle aus Paniermehl und Kreuzkümmel, den Kartoffeln und dem Wirsing-Kraut, obwohl die einsamen gerösteten Kirschtomaten dem sonst strikt winterlich gehaltenen Menü eine ungewöhnliche Note verleihen.
Ausgefallene und ungewöhnliche Details
Eine Käseauswahl aus dem Bükk-Gebirge ist für all diejenigen schwer zu empfehlen, die immer noch Zweifel an der Käsekultur Ungarns hegen: Mit ihrem jungem und gereiften Ziegen-und Kuhmilchkäse in Begleitung von Feigenmarmelade und – eine weitere ungarische Note – einer würzigen, mächtigen Pogatsche ist sie einfach nur köstlich. Bei den Desserts zeigt wieder einmal der heiße Schokoladenkuchen mit Birnen, dass, sollte der Teufel im Detail stecken, dieses Restaurant wenig mit dem Teufel zu tun hat. Der reiche Schokoladefondant ist köstlich, aber es ist seine Begleitung in Form eines Trios aus Birnenformen, -texturen und -geschmäckern, welche die Show stiehlt. Dies gelingt mit einem weichen, schmelzenden Birnen- und Rotwein-Sorbet, zartem Birnenpüree und einem knackigen Birnen-Chip, seinen eingängigen Geschmack erst zum Abschied freigebend.
Preise
Vorspeisen und Suppen:…1.600-3.900 HUF
Hauptspeisen: …………3.200-5.900 HUF
Desserts und Käse: …..1.700-3.200 HUF
Wein (Flasche): …2.200-18.000 HUF
Alabárdos
I. Országház utca 2
Geöffnet montags bis freitags 19.00 bis 23.00 Uhr, samstags 12 bis 16 und 19 bis 23 Uhr, sonntags geschlossen
(+36 1) 356 08 51
www.alabardos.hu