Film ab!
Junge Menschen haben heutzutage kaum noch Zugang zu älteren Filmen und Klassikern, besuchen sie doch in der Regel Multiplex-Kinos und aktuelle Mainstream-Filme. Das Fernsehen sendet Filmklassiker bestenfalls noch im Nachtprogramm. Daher zählt es zu den wichtigen Aufgaben der Medienpädagogik, Kinder und Jugendliche auch an ältere Filme heranzuführen.
Das Projekt brachte den Kindern Filmklassiker nahe.
Das Interesse 12-jähriger am Kino brachte die Pädagogen Bernhard Mayr und Nina Einspieler auf die Idee, die Schüler der Klasse 6B der Österreichisch-Ungarischen Europaschule auf eine Zeitreise in die Anfänge des Films einzuladen.
Seit es Filme gibt, gibt es auch Filmplakate. Die renommierte Galerie Ernst neben dem Café Centrál besitzt eine einzigartige Original-Sammlung von über 200 ungarischen Stummfilm- und Tonfilmplakaten aus den Jahren 1912 bis 1945. Vom Galeristenehepaar Ernst Wastl und Eleni Korani, deren Tochter die Europaschule besucht, wurden dankenswerterweise einige Filmplakate für die Projektarbeit zur Verfügung gestellt.
Die erste Annäherung an die Thematik fand an einem Nachmittag in der Galerie statt. Aus der Original-Sammlung wurden für die Klasse 15 Filmplakate ausgewählt. Die Schüler begaben sich, ausgestattet mit einem Fragebogen, auf Entdeckungsreise durch die Welt der frühen ungarischen Filmplakate. Detektivisch genau wurden die Kunstwerke unter die Lupe genommen und analysiert. Auch die Galeristin konnte den Kindern viel Interessantes über die Filmplakate erzählen.
Nach diesem beeindruckenden Erlebnis ging die Arbeit in der Schule weiter. In den Fächern Deutsch, Englisch, Geschichte und Bildnerische Erziehung befassten sich die jugendlichen Künstler ausgehend von einem Charlie-Chaplin-Stummfilm „Entführung“ mit unterschiedlichsten Aufgabenstellungen: Im Deutschunterricht verfassten sie Dialoge zu verschiedenen Szenen und stellten sie auch nach. Im Englischunterricht feilte man an treffenden Sprechblasentexte zu den Stummfilmszenen, die Kinder vertieften sich in die Biografie Charlie Chaplins und „rappten“ zu einem Song über den unvergesslichen Stummfilmstar. Im Geschichtsunterricht wurde die Stummfilmzeit näher beleuchtet, und im Kunstunterricht entstanden die wunderbaren Filmplakate, die kürzlich im Rahmen einer Vernissage in der Österreichisch-Ungarischen Europaschule gezeigt wurden.
Ein rundum gelungenes Projekt, das zur Nachahmung empfohlen wird. So macht das Lernen Spaß!
Nina Einspieler, Lehrerin an der Österreichisch-Ungarischen Europaschule
Im wahrsten Sinne des Wortes: „Ernsthafte“ Arbeit, die Spaß macht.