Faszination des Verborgenen
Holzpfade führen durch einen dunklen Saal. An den Wänden huschen verschwommene Gestalten vorbei, hier und da blitzen kleine metallene Gegenstände auf, bis man schließlich das Schwimmbecken erreicht. Was klingt wie eine Abenteuergeschichte, ist in Wahrheit die neue Ausstellung von Eszter Csurka, die man bis zum 20. März im Museum Kiscell bestaunen kann.
Die in Budapest geborene Künstlerin malt mit Öl- und Wasserfarben, erstellt jedoch auch Skulpturen und arbeitet mit Videoinstallationen. Im Museum Kiscell zeigt sie unter dem Titel „Vágy“ („Begierde“) ein breites Spektrum ihrer Arbeit.
Dabei ist das Konzept ungewöhnlich: Der hohe Ausstellungsraum in der ehemaligen Schlosskirche ist fast völlig abgedunkelt und nur über einen Holzsteg begehbar. Außerhalb des Steges ist der Raum mit Plastikplanen abgedeckt, auf denen zwischen Wasserpfützen hier und da einige von Csurkas Werken stehen. Die großen metallenen Skulpturen lassen allerlei Assoziationen aufkommen. Sie sehen aus wie versteinerte Seidentücher, animalische Organe oder am dunklen Meeresboden lebende Tierarten.
Ebenso mysteriös sind die Gegenstände, die Csurka in kleinen Glasboxen ausstellt. Mal hat man den Eindruck, das Ergebnis Bleigießens vor sich zu haben, mal entdeckt man in den Figuren Miniaturwelten, mal scheinen die Gegenstände einfach wie hübscher Schmuck.
Auf jeden Fall spielt die Künstlerin mit der Optik, wenn sie ihre Werke ebenso in unmittelbarer Nähe wie aus weiter Ferne zeigt.
Das ist es wohl auch, was der Ausstellung den Titel „Begierde“ gegeben hat. Denn als Betrachter giert man förmlich danach, Csurkas Kunst aus der Nähe zu entdecken, sie zu durchschauen. Doch auch die Faszination, die Werke nicht zu verstehen, reizt. So verhält es sich auch mit den Malereien der Künstlerin: Sie zeigen verschwommene Gestalten, Menschen in Bewegung und aus ungewöhnlichen Perspektiven. Mit bedeckten Farben gemalt, wirken die Bilder sowohl zeitlos als auch traumartig.
Da die Ausstellung nur über Holzpfade begehbar ist, ist sie von einer bewussten Dramaturgie der Künstlerin geprägt. Abschließender Höhepunkt ist dabei ein auf eine große Leinwand projiziertes Video, das zwei Taucher in einem Schwimmbecken zeigt, die offenbar eine von Csurkas Skulpturen durch das Wasser gleiten lassen. Erneut stellt man sich als Betrachter die Frage, was die Künstlerin hier zeigt. Doch was es auch sein mag: es fasziniert.
„Vágy“ („Begierde“)
Museum Kiscell, III. Kiscelli utca 108
Ausstellung bis 20. März
Öffnungszeiten: Dienstag-Freitag 10-16 Uhr, Samstag-Sonntag 10-18 Uhr