Das Genie aus Raiding
Wunderkind, Klaviervirtuose, Frauenschwarm, Freigeist und Hexenmeister der Konzertsäle Europas: Franz Liszt war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Romantik. Anlässlich des 200. Geburtstages des in Raiding – damals ungarisches Kronland des Kaisertums Österreich – geborenen Musikers wird das Jubiläumsjahr gefeiert. Mit einem vielfältigen und umfangreichen Programm inszeniert das Burgenland „seinen“ Superstar: An der Lisztomania 2011 werden dem interessierten Publikum rund 200 Konzerte, Ausstellungen, Events und Publikationen in mehreren Städten Europas zugänglich gemacht.
Als 1811 der „große Comet“ am Himmel erschien, prophezeite eine Zigeunerin Anna Maria Liszt einen großen Sohn – schon vor der Geburt des Meisters kündigte sich also Außergewöhnliches an. Franz Liszt wurde am 22. Oktober gleichen Jahres im damals zu Ungarn zugehörigen Raiding geboren. Schon früh zeigte sich sein außergewöhnliches musikalisches Talent: Nach ersten erfolgreichen Konzerten in Sopron und Pressburg galt er als Wunderkind. Durch seinen Vater Adam Liszt, der Verwaltungsbeamter und selbst Amateurcellist am Hof der bedeutenden ungarischen Magnatenfamilie der Esterházys war, wurde ihm schon früh Klavierunterricht bei Carl Czerny und Antonio Salieri in Wien ermöglicht. Bereits mit zwölf Jahren eroberte der junge Liszt die Salons, Bühnen und Adelshäuser in Paris und London im Sturm.
Seine Konzerte und Solostücke waren virtuos, als allererster bestritt er einen Konzertabend alleine als Pianist und prägte auch die Form des „Piano Recital“: Liszt gilt bis heute unbestritten als ein Revolutionär des Klavierspiels. Er verstand es, sein Publikum zu Begeisterungsstürmen hinzureißen und absolvierte vielbejubelte Auftritte in ganz Europa; nicht zuletzt durch sein exzentrisches Benehmen auf der Bühne. Vor allem die Damenwelt verehrte ihn beinahe hysterisch. Mit dem Willen und dem festen Ziel, an die Goldene Zeit Goethes und Schillers anzuknüpfen, schuf Liszt die „Symphonische Dichtung“. Aber auch die Religion hinterließ tiefe Furchen in seinem Leben und führte zur Schöpfung seiner zahlreichen geistlichen Stücke. Insgesamt hat er als Komponist über 800 Werke geschaffen, die bis in die Gegenwart hinein die Menschen begeistern. Im Sommer 1886 verstarb Liszt im Alter von 74 Jahren in Bayreuth.
Zu Lebzeiten entwickelte sich das Wunderkind zu einem wahren Europäer: Liszt war in Wien, Paris, London, Weimar, Bayreuth, Rom und natürlich Budapest zu Hause und pflegte Austausch mit Künstlern wie Wagner, Chopin, Berlioz und den Intellektuellen seiner Zeit. Man darf Liszt aber nicht nur als Komponist, Virtuose, Dirigent, Pädagoge und Schriftsteller sehen. Er war daneben auch ein mitfühlender Mensch, der sich dem Humanismus verschrieben hatte: Er spielte oft für wohltätige Zwecke, zeichnete sich durch eine tolerante Persönlichkeit aus und war ein geistreicher Gesprächspartner sowie ein Mann mit hoher Anziehungskraft.
Informationen zu sämtlichen Events findet man unter www.lisztomania.at und www.okfbudapest.hu.