Mit dem Fahrrad gegen den Krebs
Nach einem kurzen Zwischenstopp in Budapest am vergangenen Samstag radelt der Abendteurer Randolph Westphal mit seinen zwei Schlittenhunden Nanook und Chinook weiter durch ganz Ungarn bis nach Südamerika.
Hautkrebs und nur noch wenige Wochen zu leben. Diese Dia-gnose veränderte 1987 das Leben des Deutschen Randolph Westphal komplett. Allerdings ließ er sich nicht gehen oder wurde depressiv. Nein, der damals 29-Jährige beschloss, sich seinen großen Traum von einer Reise nach Nordamerika zu erfüllen. Das wollte er allerdings nicht auf die konventionelle Art und Weise mit dem Auto, sondern mit dem Fahrrad und seinem treuen Begleiter, dem Husky Shir Khan tun. Später führte er seine Reise fort und radelt nun seit 23 Jahren auf insgesamt 176.000 Kilometern seiner Krebserkrankung davon. Seit 1998 steht er sogar im Guinessbuch der Rekorde – für die meisten gefahren Kilometer mit einem Fahrrad in Begleitung von Hunden.
Schlagen und anderes (Un)Getier
Seine Tour durch Ungarn begann am 1. November in Nikla. Seitdem hat er Pécs, Mohács, Szekszárd und Miskolc besucht und fuhr über Budapest weiter nach Gy?r und Sopron. Es ist nicht sein erstes Mal in Ungarn, denn er war schon im vergangenen Jahr hier bei Freunden. Westphal erzählt mit einem lachenden und einem weinenden Auge, was ihm bei seinen Reisen durch die Welt alles geschehen ist und welche wunderschönen Orte und unglaublichen Dinge er gesehen und erlebt hat. So hat er fast alle Länder Europas bereist, war am Nordpol, in allen Nationalparks Nordamerikas, durchquerte Kanada bis Alaska, machte Streifzügen durch Neufundland und überquerte mehrere Alpenpässe. Er trotze Wind und Wetter, radelte bei minus 40 Grad und 40 Tage durch Regen, war wegen eines Schneesturms vier Nächte lang in Schnee und Eis gefangen und hatte einige abenteuerliche Erlebnisse mit Klapperschlangen, Elchen, Wölfen, Bären und natürlich Menschen.
Gesundheitliche Rückschläge
Neben seinen abenteuerlichen Erlebnissen hatte er auch furchtbare Augenblicke durchzustehen, denn Fahrradfahrer leben nicht ungefährlich. Zwar hatte er mehrere kleinere Unfälle, doch derjenige im Jahr 1996 im Süden von Argentinien war der schlimmste. Ein Lastwagen wischte ihn und Shir Khan von der Straße und beging Fahrerflucht. Sein treuer Wegbegleiter war sofort tot, er wurde erst nach Stunden am Straßenrand entdeckt und gerettet. Seine Kopfverletzungen waren allerdings so schlimm, dass er nicht nur sein Sprachgefühl, Geruchs- und Tastsinn verlor, sondern auch 80 Prozent seines Gedächtnisses. Westphal musste jahrelang im Krankenhaus bleiben, unzählige Operationen über sich ergehen lassen und wusste nicht, wer er war, was mit ihm passierte und warum er in Argentinien war. Sein Leben fing bei Null an. Mit der Hilfe seiner Aufzeichnungen folgte er später den Etappen, an die er sich durch den Gedächtnisverlust zunächst nicht mehr erinnern konnte, und fand bei der wiederholten Reise mühsam seine Erinnerungen wieder.
Der Unfall in Argentinien hatte allerdings auch noch andere Folgen: Durch eine dort eingefangene Infektion wurde Westphal einige Jahre später ein Fuß amputiert. Das hielt ihn allerdings nicht davon ab, wieder schnell in den Sattel zu steigen. Seine positive Weltsicht und sein ungebrochener Wille helfen ihm bei allen Unternehmungen und Herausforderungen.
Seine treuen Reisebegleiter sind die Huskys Nanook und Chinook, und bis vor kurzem auch noch Yukon, der leider eingeschläfert werden musste. Yukon und Chinook stammen von Shir Khan ab. Die Hunde helfen Westphal, wenn es bergauf geht oder Schnee liegt. Sonst laufen sie neben ihm her oder sitzen gemütlich im Anhänger und lassen sich den Fahrtwind um die Nase wehen.
Kilometer gefällig?
Der Weltenbummler hat die Welt von der Kilometerzahl her gesehen viermal umradelt und lebt für seine Mission: Er will anderen Erkrankten Mut machen und beweisen, dass man aktiv etwas gegen den Krebs tun kann. Denn „das schönste Geschenk, das uns Gott gegeben hat, ist unser Leben. Daher müssen wir uns genau überlegen, was wir daraus machen.“
Nach der Tour in Ungarn führt sein Weg weiter nach Österreich, Italien, Spanien und Frankreich. Die Endstation seiner vierjährigen Reise ist Südamerika. Jeder, der seine Mission der Hoffnung unterstützen möchte, kann bei ihm Kilometer kaufen und damit seine Weiterfahrt fördern.
Mehr Informationen
über Randolph Westphal
und seine Reisen:
www.randolph-westphal.de