Eine Garnierung ist schließlich kein Menü
Der vielgelobte und mit Preisen bedachte Schriftsteller László Krasznahorkai trat am vergangenen Mittwoch im Budapester Goethe-Institut auf. Krasznahorkais Werke wurden mehrfach von Béla Tarr verfilmt, in diesem Jahr ist sein Erzählzyklus Seiobo auf Erden im S. Fischer Verlag auf deutsch erschienen. In der Ráday utca mit dabei waren drei seiner Übersetzer (ins Deutsche, Polnische und Spanische), von der japanischen Übersetzerin wurden Videosequenzen eingespielt. Während Letztere viel zu Wort kamen, erfuhr man über die literarischen Welten des Autors selbst jedoch nur wenig.
Was also bekam man über Krasznahorkai und seine Werke zu hören? Dass die Bücher dieses Autors nicht immer in Ungarn spielen und dass er lange, anspruchsvolle Sätze bildet. Und sonst? Fehlanzeige. Zwar waren Passagen aus seinem Werk, wie es das Goethe-Institut versprochen hatte, in den genannten Sprachen zu hören – aber in allen gleichzeitig. „Babel 2“, wie Krasznahorkai es nannte. Das mag ein Event sein, das mag witzisch sein. Sinn hat es keinen.
Die meiste Zeit aber stellte Krasznahorkai seinen Übersetzern Fragen, und sie antworteten darauf in einiger Ausführlichkeit. Nun mag es interessant sein, wie Übersetzter Heike Flemming, Ela Sobolewska und der in Südamerika geborene Adán Kovacsics ausgerechnet auf Ungarisch gekommen sind und welches Buch ihnen besondere Schwierigkeiten bereitet hat. Übrigens das, welches in Japan spielt. Und zwar wegen der schwer zu klärenden Frage, ob japanische Straßennamen im Deutschen männlich, weiblich oder sächlich seien. Das hätte ein nettes Hintergrundgespräch ergeben, vielleicht bei einer Flasche Rotwein, als Abrundung nach einer Lesung wäre es perfekt gewesen – aber nicht als Ersatz. Eine Garnierung ist schließlich kein Menü.
Die wenigen nicht ungarischsprachigen Gäste hatten zusätzlich unter den beiden Simultandolmetscherinnen zu leiden, die das Goethe-Institut verpflichtet hatte und die mit relativ starkem Akzjent sprachen. Dass sie den hochpoetischen Textausschnitt am Schluß nicht aus dem Stehgreif zu übertragen vermochten, ist nachvollziehbar. Es war ein Fehler der Regie, dass keine Übersetzung vorbereitet worden war.
Insgesamt eine verpasste Gelegenheit.