Ein Ort für Vieles
Handtaschen, die früher mal Lederjacken waren, Ex-Fahrradschläuche als Schmuck, Lampenschirme aus alten PET-Flaschen und Kunstdrucke auf alten Umzugskartons, kurzum: Außergewöhnliches in Form von intelligentem und funktionalem Design, das Umweltressourcen schont und ganz nebenher auch noch gut aussieht, gibt es bei Printa. Wem das nicht genügt, der kann hier auch einfach sehr guten Kaffee trinken oder in der Siebdruckwerkstatt selbst aktiv werden.
„Unsere Ziele? Ach Gott – wir haben ja so viele, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll!“ lacht die serbische Inhaberin Zita Majoras, die Printa gemeinsam mit der Brasilianerin Claudia Martins gegründet hat. Ein Ziel ist auf jeden Fall augenfällig: Die beiden wollen eine Community von Künstlern und Kunstliebhabern schaffen, die auf umweltbewusstes Design Wert legen. Ein weiteres soll mit der nächsten Ausstellung im Dezember erreicht werden: Überblick zu geben darüber, was Ungarn an konzeptioneller, visueller und Grafikkunst zu bieten hat. Hierfür sollen ab 5. Dezember Werke ungarischer Kunstschaffender als Grafikserien gedruckt und ausgestellt werden.
Als Shop bietet Printa sowohl Lokales als auch Internationales z.B. aus England, Brasilien und aktuell aus Finnland die Turku Sales Exhibition mit Mode und unterschiedlichen Design-Objekten von 17 Designern. Im angegliederten, kleinen Galerieraum wechseln alle zwei Monate Ausstellungen von Urban- und Graffiti Art, momentan ist dort der „Swiss urban salon“. Von der Grafikdesignerin Majoras gibt es Kleidung bedruckt mit lokalen Motiven wie der Ornamentik der Budapester Gullydeckel, von der Fotografin Martins Taschen aus alten Autosicherheitsgurten zu kaufen. Außerdem gibt es eine Reihe von Büchern und Magazinen über Urban Art, Design und zeitgenössische Kunst.
Printa, das im Dezember sein einjähriges Bestehen feiert, ist nicht nur Galerie und Shop, sondern auch Werkstatt. Im hinteren Teil des Ladens, vom Shop aus einsehbar, befindet sich ein eigener Siebdruckraum. „Existierende Druckstudios sind unglaublich kommerziell und drucken Aufträge oft nur in großer Stückzahl, Kunstgrafikdrucke mit Sonderwünschen in kleiner Auflage sind entweder unglaublich teuer oder einfach nicht möglich“ erklärt Majoras und fügt stolz hinzu: „Wir sind die einzige Werkstatt, wo sowohl Kunst- als auch Textildruck möglich sind“. Das sei zwar auch nicht unbedingt günstig, aber dafür sei einfach mehr möglich; außerdem werde auf umweltschonender Wasserbasis gedruckt. Nutzen kann die Werkstatt quasi jeder. So kann man entweder Drucke in Auftrag geben oder Raum und Maschine gleich selbst – mit oder ohne Personal – mieten. Für Interessierte gibt es darüber hinaus die Möglichkeit, Grundlagen des Siebdrucks in einem zweistündigen Workshop ab 5000 Forint zu erlernen.
„Am schönsten wäre es, wenn bei uns alles „Öko“ wäre. Aber das ist leider nicht möglich“, erzählt Majoras. Dabei hat sie selbst für ihr Modedesign eine Ökotextil-Produktion ins Leben gerufen. „Solche Kleidung gab es in Ungarn davor schlicht und einfach nicht“. Die Sachen werden lokal produziert und genäht, die Angestellten fair bezahlt. „So sparen wir Transportkosten und schonen gleichzeitig die Umwelt“, erklärt die Designerin. Mit ihren Aufträgen werden also nicht nur Familien unterstützt, sondern gleichzeitig auch die Wirtschaft gefördert.
Die Preise bei Printa sind verglichen mit westeuropäischen Designläden relativ günstig. „Ein T-Shirt aus der aktuellen finnischen Kollektion kostet aber schon mal 50 Euro. Ob sich das verkauft, wird sich zeigen, dass weiß man vorher nie – allerdings sagen die Kunden schon bei den Preisen für Produkte ungarischer Designer, dass diese zu teuer seien“, sagt Majoras. „Ich hoffe aber einfach, dass die Leute merken, dass sie hier etwas Besonderes und qualitativ Hochwertiges erhalten“. Auch gebe es mehr und mehr Nachfrage nach guter und bezahlbarer Kunst, weiß sie. Und dem wachsenden Interesse wolle Printa auch in Form von Kunstwerken, künstlerisch hochwertigen Serigraphien und Designstücken nachkommen. „Toll wäre, wenn in unserer Kollektion irgendwann ungarische und internationale Graphikkunst zu finden wäre, die es nur hier gibt“.
Auch für Kaffeeliebhaber hat Printa etwas Besonderes zu bieten: Espresso von der Rösterei Coffee-Collective, der in einer La Marzocco-Maschine zubereitet wird. Er stammt ausschließlich aus einem Direkthandel-System, das hohe Entlohnung der Bauern genauso garantieren soll wie hohe Produktqualität. Barista Tibor Varady führt das Café. Mit seinen schlichten und hellen Räumlichkeiten, die die ausgestellten Stücke für sich wirken lassen, ist Printa ein inspirierender und vielseitiger Ort im Herzen der Stadt, von dem man sich wünscht, dass es ihn öfter geben würde.
Printa
VII. Rumbach Sebestyén utca 10
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag
11 bis 19 Uhr, Samstag 11 bis 17 Uhr,
sonntags geschlossen
www.printa.hu