Fest im „calvinistischen Rom“
Das fast zweiwöchige Herbstfestival in Debrecen bietet vom 15. bis 31. Oktober mit einem vielfältigen Programm jeden Tag unvergessliche Erlebnisse. Zur Freude seiner Bewohner, aber auch vieler Tausend zugreister Gäste, die das Festival zum Anlaß nehmen, der Stadt mal wieder einen Besuch abzustatten.
Die Stadt Debrecen liegt im Osten von Ungarn, ungefähr 30 Kilometer Luftlinie westlich der rumänischen Grenze, und ist der Komitatssitz des Komitats Hajdú-Bihar. Mit mehr als zweihunderttausend Einwohnern ist sie die zweitgrößte Stadt Ungarns. Ihre Einwohner bezeichnen sich selbst noch mittelalterlich als „civis“. An diesem Ort war schon immer viel los: Nachdem er 1235 zum ersten Mal urkundlich als Debrezun erwähnt wurde, verlieh König Ludwig der Große den Bürgern der Stadt bereits 1361 die Privilegien einer Marktstadt. Dies ermöglichte ein stetiges wirtschaftliches Wachsen, wodurch sie sich im 16. Jahrhundert zu einem Handels-zentrum entwickelte, das mit Wien, Polen und Schlesien einen regen Austausch betrieb. Die Offenheit der Stadt gestattete eine rasche und frühe Ansiedelung von Protestanten und Calvinisten, weshalb Debrecen bald als das „calvinistische Rom“ bekannt wurde.
Nachdem die Stadt das osmanische Reich und die Freiheitskampf von 1848 recht unbeschadet überstanden hatte, kam die große Zerstörung mit dem Bombardement im Zweiten Weltkrieg: Etwa 70 Prozent der Häuser wurden in Mitleidenschaft gezogen und mehr als die Hälfte gar komplett zerstört. Trotz dieses herben Schicksalsschlags hat sich Debrecen bis heute als ausgezeichnete Universitätsstadt gehalten, mehr als 25.000 Studenten besuchen die verschiedenen Fakultäten jedes Jahr. Insbesondere die Medizinische Universität ist über die Grenzen Ungarns hinaus bekannt und zieht jährlich über 600 ausländische Medizinstudenten an.
Dass sich hier offenbar nicht nur ausgezeichnet studieren, sondern auch feiern lässt, davon können sich Besucher des Herbstfestivals überzeugen. Im Rahmen des bunt gestalteten Herbstfestivals finden neben Jazz-, Pop- und klassischen Konzerten auch Theateraufführungen, Kinovorstellungen, Ausstellungen, Kinder- und Tanzprogramme statt. Eröffnet wird das Festival am 15. Oktober vom Bartók Saitenquartett, welches zu den Besten der Welt gehört und zahlreiche nationale und auch internationale Anerkennungen, unter anderem der UNESCO und der UN stolz sein Eigen nennt. Am nächsten Abend darf man sich dann auf heimische Klänge freuen: Das Debrecener Jugend-Blasorchester, das dieses Jahr sein 30-jähriges Jubiläum feiert, tritt zusammen mit der Majorette Gruppe auf. Wegen des hohen Jahrestags werden neben aktuellen und ehemaligen Mitgliedern auch einige andere Gäste, unter anderem Judit Schell, László Dohos und das Gödöll?er Talamba Schlagerensemble, auftreten. Für weitere Unterhaltung sorgen die Schauspielgesellschaft des Attila József Theaters mit der etwas anderen Komödie „Mein Freund der Auftragsmörder“, außerdem Schauspieler wie Gyula Bodrogi, Ádám Schell, Mónika Ullmann sowie Árpád Besenczi, die bei der Aufführung „Vebers Immergrün“ mitwirken. Beide Stücke finden am 20. Oktober statt.
Ausverkaufte Konzerte, Gold- und Platinalben sowie unzählige Anerkennungen der Fachpresse begleiten die Karriere der Sängerin Adrienn Szekeres, die am darauf folgenden Tag ein Konzert gibt. Zwei Tage später, am 23. Oktober, feiert die Debrecener Folks Band ihr 60. Jubiläum und bietet aus diesem Anlass den Interessenten ein ganztägiges, schwungvolles Programm. Auch Liebhaber klassischer Musik kommen auf ihre Kosten: Der Kodály Chor trägt am 24. Oktober im Rahmen der György Gulyás Konzertreihe die Matthäus-Passion von Bach vor. Eine zehnstündige frankophone Kinonacht am 28. Oktober rundet das Programm ab.
Für die Kleinen und Junggebliebenen ist ebenfalls gesorgt: Am Sonntag, den 17. Oktober, spielt das Kecskeméter Puppentheater die lustigen Abenteuer der zwei Zwerge Kököjszi und Bobojsza; am 24. Oktober nimmt dann die 100 Folk Celsius Band Kinder mit auf eine Reise durch die Welt von „Puff, dem magischem Drachen“. Neben all dem gibt es das übliche Markttreiben und zum Beispiel Tanzunterricht.
Die Preise der Eintrittskarten variieren von Vorstellung zu Vorstellung, mehr Informationen zum Festival unter www.fonixinfo.hu.