„Das Leben ist nicht einfach“
Die Botschaft des Friedens hinterließ Tendzin Gyacho, der XIV. Dalai Lama, in Ungarn, nachdem er am vergangenen Dienstag Budapest verließ. Vier Tage verbrachte der Dalai Lama in Ungarn und unterrichtete die Menschen über den Weg zum inneren Frieden und zum Glück. In seinen Vorlesungen und Gesprächen sprach er aber auch über den Frieden unter den Religionen und kam sogar auf die Weltwirtschaftskrise zu sprechen, die er von menschlichen Schwächen ableitete.
Auch die Politik blieb von dem Besuch seiner Heiligkeit nicht unberührt. Am Samstag traf er sich mit Noch-Oberbürgermeister Gábor Demszky, der ihm die Auszeichnung „Ehrenbürger Budapests“ feierlich überreichte. Dabei betonte er, welch großen Eindruck der Fürsprecher des Friedens auf die ungarischen Politiker bereits im Vorfeld gemacht habe. „Für einen Moment erschien im Rathaus der Geist des Friedens und der Zusammenarbeit“. Parteizugehörigkeit und sonstige Differenzen seien verpufft, beschrieb Demszky die Sitzung, als man über den Ehrenbürgertitel des Dalai Lama abstimmen musste.
Am Montag stattete Tendzin Gyacho auch dem Parlament einen Besuch ab, wo er vor den Abgeordneten des Ungarisch-Tibetischen Freundeskreises vor allem über Fragen der Autonomie und das Leben im Exil sprach. Dass kein offizielles Treffen mit politischen Würdenträgern des Landes gab, fand der Dalai Lama verständlich. „Es ist nicht in meinem Sinne, das Land oder seine Politiker in Schwierigkeiten zu bringen.“ Er wisse, dass sich die Politiker nicht mit dem wichtigen Handelspartner China anlegen wollen. Dementsprechend sprach der Dalai Lama auch sehr verständnisvoll über die Querelen zwischen Tibet und China.
Die besten Ratschläge sind schlicht, davon konnte man sich am vorvergangenen Wochenende überzeugen, wer das Glück hatte, den Vorträgen von Tendzin Gyacho, dem XIV. Dalai Lama, zuzuhören. Bei seinem Ungarnbesuch hinterließ er den Ungarn die Botschaft des Friedens. Er erklärte, wie das Land aus der misslichen Wirtschaftslage herauszuführen sei.
„Ich habe gehört, dass es Ungarn wirtschaftlich nicht so gut geht. Sie dürfen aber nicht aufgeben. Niemand hat gesagt, dass das Leben einfach ist. Sie müssen arbeiten, und zwar hart arbeiten, aber mit Optimismus. Die Lösung wird nicht einfach vom Himmel fallen“, erklärte er mit einem milden Lächeln. Das ganze Land müsse jetzt zusammenhalten und Zuversicht ausstrahlen, nur so könne es aus der Misere finden.
Als er dann auf die globale Wirtschaftskrise und deren Ursachen zu sprechen kam, lieferte er überraschenderweise noch eine Antwort, wie man die Finanzkrise im Allgemeinen lösen könnte: Mit Ehrlichkeit und reinem Herzen. Begriffe die in der Finanzwelt nicht allzu oft zu hören sind – zumindest nicht unter Spekulanten. Aber genau das habe zur Weltwirtschaftskrise geführt. „An der Finanzkrise waren im Grunde menschliche Schwächen Schuld: Habgier, Spekulation, Ignoranz und Angst. Man muss also auch in der Wirtschaftswelt mit Ehrlichkeit, Verstand und klarem Herzen handeln, dann wird alles gut“, sagte seine Heiligkeit der Presse am vergangenen Montag im Parlament.
Dieser Devise sollten auch die Politiker folgen, sagte er auf die Frage, ob er den Ungarn dabei helfen könnte, bei den anstehenden Kommunalwahlen die richtige Wahl zu treffen. „Richtige Führungspersönlichkeiten handeln mit reinem Herzen und haben eine Vision vor Augen.“ Dies sollte die Richtschnur bei der Wahl einer Führung für das Land sein, gab er den Ungarn auf den Weg. Herauszufinden, wer dieser Maxime entspricht, sei auch die Verantwortung der Journalisten: „Nach außen trachten die Menschen danach, in einem guten Licht zu erscheinen. Hinter der Fassade verbirgt sich aber ihr wahres Gesicht. Sie sind Medienvertreter, verhalten Sie sich also wie Elefanten mit einem langen Rüssel und beschnuppern sie Politiker, Unternehmer oder andere Persönlichkeiten von Kopf bis Fuß. Und wenn Sie Wind von etwas bekommen, müssen Sie mit Ehrlichkeit und Objektivität darüber berichten.“