Ein kulinarisches Fest für alle Sinne
Im pittoresken Burgviertel wird ab Donnerstag fünf Tage lang Bacchanalia auf der Tagesordnung stehen. Das Viertel ist nämlich Gastgeber des 19. Internationalen Wein-Festivals. Obwohl rund 250 Winzer aus 15 Ländern daran teilnehmen werden, soll die Veranstaltung vor allem zeigen, was ungarische Weinhersteller mit ihren einheimischen und internationalen Rebsorten machen können. Die Besucher werden die Möglichkeit haben, Weine aus den 22 ungarischen Weingegenden zu probieren. Eine perfekte Gelegenheit, die Vielfalt an Stilen und Geschmäckern zu entdecken, die in diesem kleinen Land hergestellt werden.
Seit den 1990er Jahren hat sich die Weinherstellung in Ungarn rapide entwickelt. Die Weinindustrie wandte sich nachgerade von der kommunistischen Herangehensweise, Quantität der Qualität vorzuziehen und dadurch Letztere zu vermindern, ab. Ernsthaften Weinberg-Besitzern gelang es seitdem nach und nach, die berühmten Weinregionen wie Tokaj, Eger oder Villány wieder auf der Weltkarte des Weins zu platzieren. Ganz nebenbei gewannen sie auf diesem Wege Auszeichnungen bei großen internationalen Wettkämpfen.
Im VinAgora-Zelt werden die Organisatoren von Ungarns größtem professionellen Wein-Wettkampf Mitglieder des öffentlichen Lebens dazu einladen, sich an der Weinkritik zu versuchen. Experten vor Ort werden Weinliebhaber durch die Probe einer Vielzahl an Weinen geleiten. Auszeichnungen für den „Wein des Festivals“ werden, anhand von Publikumsentscheid, in sechs Kategorien verliehen werden. Weit davon entfernt, die exklusive Atmosphäre snobistischer Wein-Kenner zu kreieren, schafft das Festival oft das lockere und unbekümmerte Flair eines Bier-Festivals.
Mit befeuchteter Kehle und angeregtem Appetit werden die Besucher die unterschiedlichen Möglichkeiten sicher zu schätzen wissen, ihre Mägen mit Deftigem zu füllen. Und die ungarische Küche strotzt nur so vor deftigen Gerichten. Neben diesen wird es auf dem Festival auch Salzbrezeln (perec) und herzhaftes Gebäck (pogácsa) geben. Hungrige Mäuler werden nur ihrer Nase folgen müssen, um beeindruckende, ganz frische, brutzelnde Würste zu finden. Heimische Hersteller werden eine Palette an ungarischen Käsesorten und Schinken offerieren. Das Restaurant Bacchus und die Csülök-Csárda wiederum werden all jenen was bieten, die gerne eine ordentliche Portion lokaler Spezialitäten essen möchten. Hier gibt es von gekochten Kutteln über Bohnensuppe bis hin zu dampfendem Schweinebraten von Ungarns berühmtem Wollschwein, dem Mangalica-Schwein, alles, was das hungrige Herz begehrt.
Im letzten Jahr war Argentinien Sondergast und -aussteller auf dem Festival. Dieses Jahr werden die in den Nachbarländern lebenden ungarischen Winzer die Möglichkeit haben, ihre Produkte vorzuführen: So werden Weinkeller aus Transsylvanien, der Woiwodina, Süd-Slowakei und dem östlichen Slowenien vor Ort sein. Gyula Szarka von der slowakisch-ungarischen Folkband Ghymes weiß, um was es bei dem Festival geht: „Wir können es nicht erwarten, die Buda-Burg diesen September wieder zu stürmen, sie für fünf Tage zu besetzen und alles zu ergreifen, was wir auf dem 19. Weinfestival der Buda-Burg finden können. Da gibt es wirklich tolle Sachen, alles, was man sich nur wünschen kann und all das, was unsere nationale Kultur repräsentiert: Tradition, Musik, Tanz, Poesie und natürlich Wein. Wein, der seit Jahrhunderten treuer Gefährte des ungarischen Volkes ist – in guten wie in schlechten Zeiten.“
Zur Hintergrunduntermalung des Festivals setzen die Organisatoren auf Musik und Tanz, die auf zwei Open-Air-Bühnen stattfinden sollen. So werden die tätowierten und lärmenden Bandmitglieder der Hooligans am Mittwochabend auf der Festivalbühne zu sehen sein. Freitag und Samstag spielen dann die entspannteren Ghymes – eine folkig angehauchte, ungarische Ethno-Band aus der südlichen Slowakei – und die Benk? Dixieland Band.
Die Sänger von Vivat Bacchus werden jeden Festivalabend die kleinere Port.hu-Bühne bespielen. Während der gesamten fünf Tage demonstrieren Tänzer traditionelle ungarische Tänze. Außerdem findet am Freitag, dem 10. September auf der Margaretheninsel auch ein freundschaftliches Fußballspiel zwischen ungarischen und deutschen Winzern statt. Das komplette Festivalprogramm kann auf der Webseite der Veranstaltung auch auf Englisch eingesehen werden.
Ein Tagesticket kostet 2.300 Forint. Darin sind ein Glas Wein und eine Handytasche enthalten, die man um den Hals hängen kann. Kinder unter 12 Jahren haben in Begleitung Erwachsener freien Eintritt. Bons für die Weinprobe kosten 100 Forint. Diese können am Eingang und an den Verkaufspunkten rund um das Festival gekauft und an den Verkostungsständen gegen eine Kostprobe Wein eingetauscht werden. Basis-Weine können gegen ein Ticket probiert werden, aber es lohnt sich, gleich mehr auf ein Pferd zu setzen: Die Qualität neigt dazu, exponentiell anzusteigen, weshalb ein Glas Wein für drei oder vier Bons sich häufig mehr lohnt. Wenn Sie von einem bestimmten Wein begeistert sind, können Sie eine Flasche kaufen und mit nach Hause nehmen, in der Regel zu einem guten Preis. Ein Pass für alle fünf Tage kostet 6.300 Forint.
19. Internationales Budapester Weinfestival
8.-12. September
I. Budaer Burgviertel
www.aborfesztival.hu