Mit Sicherheit und Vielfalt
Dem Sziget-Festival bleibt seine Beliebtheit erhalten, seit 18 Jahren nehmen die Besucherzahlen stetig zu. Dieses Jahr werden rund 400.000 Besucher erwartet, die aus ganz Europa anreisen. Was für die Festivalbesucher Sommerspaß und Musikvergnügen ist, bedeutet für die Organisatoren Arbeit und eine logistische Herausforderung. Dies gilt vor allem auch für die Sicherheit des Festivals, dessen ist man sich spätestens seit der Katastrophe beim Love Parade in Duisburg auch als Laie bewusst.
„Mit dem Festival auf einer Insel zu sein, ist zugleich gut und schlecht“, sagt der technische Direktor des Festivals, Dániel Benis, mit einem Schmunzeln. So müsse man zum Beispiel nicht so viele Zäune aufstellen wie man es bei einem Festival dieser Größe sonst tun müsste, andererseits sind dadurch aber auch spezielle Konzepte gefordert, etwa für den Zugang und die Versorgung, aber auch für die Fluchtwege. Bisher wurden letztere noch nie gebraucht. Das Konzept wird dennoch von Jahr zu Jahr aktualisiert. Muss etwa die Insel evakuiert werden, werden die Besucher verstreut zu verschiedenen ausgewählten Freiflächen des Geländes geleitet und gezählt, bevor sie die Insel dann nach und nach verlassen dürfen.
Während der Festivaltage wird auch kein Flugzeug über dem Gelände zu sehen sein. Im Umkreis von 500 Metern ist der Luftraum gesperrt. Um die Hausordnung und die Sicherheit auf dem Boden kümmern sich 1.000 Sicherheitsleute, diese bekommt man zumindest am Einlass zu Gesicht. Im Hintergrund und nur für den Notfall gibt es ein Rettungsteam von 16 Spezialisten, die dauerhaft mit 40 Ärzte zusammenarbeiten, die während der Festivalwoche in drei Schichten rotieren. Auch 100 Polizisten – in Zivil sowie in Uniform – sind auf dem Gelände verteilt, wohl vor allem um Diebstähle und ähnliches zu verhindern. Wenn nötig, können weitere Kräfte vom Budapester Polizeipräsidium angefordert werden, erklärt Benis der Budapester Zeitung.
Das Crowdsurfen über den Massen vor den Bühnen wird wieder verboten sein. An Sammelpunkten verhindern Wellenbrecher ungewollte Massenpaniken, die Fläche vor der Hauptbühne ist etwa durch Zäune zunächst zweigeteilt, und zusätzlich jeweils noch feiner untergliedert. Sie ist für 50.000 Besucher ausgelegt – rund 68.000 war die Höchtbesucherzahl an einem Tag beim Sziget 2009.
Vielen der Besucher, wohl vor allen den ausländischen, dürfte die Sicherheitsfrage wohl nach dem schweren Unfall in Diusburg durch den Kopf gegangen sein. Auch deshalb hat Benis die Vorfälle bei der Love Parade genau verfolgt. Benis plant am Konzept schon seit letztem Herbst, die Verhandlungen mit lokalen Behörden und der Polizei laufen seit Januar.
Alle grundsätzlichen Fragen sind für ihn geklärt, Probleme gibt es keine. Im Rückblick gab es nur einmal Schwierigkeiten: Vor vier Jahren machten lokale Behörden Probleme wegen des Schwulen und Lesben-Zeltes „Magic Mirror“. Nicht nur in Fragen der Sicherheit, auch in seinem Gesamtkonzept „passt das Festival eben nicht ins normale Leben. Jede gesellschaftliche Minderheit ist repräsentiert“, sagt Benis. Denn seit Jahren gibt es neben dem Magic Mirror eine Romabühne und auch zahlreiche andere Zivilorganisationen sind vertreten. Ein Merkmal, das das Festival inhaltlich aber auch in seiner praktischen Dimension von vielen anderen unterscheidet. Auf dem riesigen Areal gibt es deshalb bis zum „Tag null“, dem morgigen Dienstag, noch viel zu tun.