„Wie der Balaton“
„Das sieht hier aus wie der Balaton“, nahm ein Katastrophenschützer in Sajólád das Hochwasser mit Galgenhumor. Die kleine Gemeinde im Nordosten Ungarns war einer der am schwersten von den Überschwemmungen betroffenen Orte.
Die besondere Lage Sajóláds wurde dem Ort am vergangenen Montag zum Verhängnis. Die Gemeinde liegt am Zusammenfluss der Flüsse Sajó und Hernád. Kaum begann sich der Sajó, der seinen Höchststand bereits in der vorvergangenen Woche erreicht hatte, zurückzuziehen, trat auf der anderen Seite des Dorfes der Hernád über seine Ufer. Die Helfertruppen, die sich aus Mitarbeitern des Katastrophenschutzes und der Polizei, aus Feuerwehrleuten, Häftlingen sowie aus Anwohnern und von weit her angereisten Bürgern zusammensetzten, arbeiten bereits seit einer Woche ununterbrochen daran, dem Hochwasser Einhalt zu gebieten.
Der arme Nordosten Ungarns ist in diesem Jahr von den Überschwemmungen besonders schwer betroffen. In den Orten Edelény und Fels?zsolca wurden sogar ganze Stadtteile aufgegeben und evakuiert, nachdem sich die Verteidigung mit Sandsäcken als wirkungslos erwiesen hatte. Unter den Wassermassen stürzten mehrere Häuser ein, insgesamt wurden rund 3.000 Menschen in Notunterkünften untergebracht. Auch ein Gewerbegebiet in Miskolc war vom Hochwasser betroffen, in den dort ansässigen Geschäften stand statt Kunden das Wasser an den Kassen. Gegen Ende der vergangenen Woche rüstete man sich an der Theiß, die den Nordosten Ungarns entwässert, gegen die Flutwelle von Sajó, Hernád und den anderen Nebenflüssen, die in den slowakischen Bergen entspringen.
Auch im nördlichen Nachbarland Ungarns richtete das Hochwasser schwere Schäden an.
Nasse Füße gab es auch an der Donau, wenngleich die Situation weniger dramatisch war als im Nordosten. Die Landstraße 11 zwischen Esztergom und Budapest war stellenweise nicht befahrbar, im Donauknie trat der Strom vielerorts über seine Ufer. In Budapest selbst hieß es bereits am vorvergangenen Wochenende „Land unter“, wobei lediglich einige neue Wohnhäuser am Római part in Óbuda evakuiert werden mussten. Ansonsten war die untere Uferstraße nicht befahrbar, auch die Margaretheninsel stand unter Wasser.
Der Donauabschnitt unterhalb Wiens wurde für den Schiffsverkehr gesperrt, viele der beliebten Donaukreuzfahrtschiffe mussten in Wien vor Anker bleiben. Während die Donau in Österreich durch zahlreiche Schleusen reguliert ist und deswegen nicht über die Ufer trat, war auch Passau in der vergangenen Woche überschwemmt.
Die Sandsäcke, die im überschwemmten Edelény zum Einsatz gekommen waren, werden ab sofort versteigert. Wer der gebeutelten Stadt helfen möchte, kann bei der Stadtverwaltung einen oder mehrere Sandsäcke ersteigern. Es stehen insgesamt rund 400.000 Säcke zum symbolischen Verkauf. Helfen kann man weiterhin über die Hotlines 1752 und 1749.