Mit Ehrgeiz an die Noten
20 Jahre ist es nun her, dass die Deutsche Schule Budapest gegründet wurde. 20 Jahre, in denen sich viel getan hat. Dieses Jubiläum nimmt die Budapester Zeitung nun zum Anlass, die Schule und ihre Besonderheiten einmal näher unter die Lupe zu nehmen.
Im XII. Budapester Bezirk befindet sich die Deutsche Schule Budapest, die aus der deutschen Grundschule und dem Thomas-Mann-Gymnasium besteht. Das Besondere ist, dass es sich um eine integrierte deutsch-ungarische Begegnungsschule handelt, die sehr viel Wert auf interkulturelle Erziehung legt. Den Schülern ist es möglich, das Abitur gleich in zwei Varianten zu erwerben. Einmal als rein deutsche Version, oder eben das deutsche und das ungarische Abitur in einem – vorausgesetzt, es sind genügend ungarische Sprachkenntnisse vorhanden. „Damit stehen unseren Schülern dann nicht nur in Ungarn und in Deutschland bei der Studienwahl alle Türen offen, sondern auch europaweit“, betont Schulleiter Klaus Eberl.
Bis zum Abitur ist es aber ja bekanntlich ein weiter Weg und so müssen zunächst die zwölf Schuljahre überstanden werden. Es gibt zwei Zweige, den deutschen, ab der ersten Klasse für die Muttersprachler und den ungarischen, ab der fünften Klasse. „Dadurch, dass der ungarische Zweig erst nach der Grundschule anfängt, haben die Schüler wenig Zeit zusammenzuwachsen und eine Gemeinschaft zu werden. Besser wäre es natürlich, wenn die Ungarn und Deutschen bereits im Kindergarten zusammengeführt werden würden. Aber dazu fehlen uns momentan die finanziellen und die räumlichen Mittel“, erklärt Klaus Eberl.
Auf selbstständiges Arbeiten Wert gelegt
Generell unterscheidet sich die Schule von anderen ungarischen Schulen nicht nur durch die Sprache, sondern auch methodisch-didaktisch. „Wir legen besonderen Wert auf das selbstständige Erarbeiten von Inhalten und wollen das reine Auswendiglernen, dass noch in den meisten ungarischen Schulen gerne gesehen wird, vermeiden“, so Eberl. Diese Arbeitsweise macht die Schule nicht nur für Expats attraktiv. Auch immer mehr nicht reine Muttersprachler, beispielsweise Diplomatenkinder aus nicht deutschsprachigen Ländern, wollen einen Platz an der Schule. Diese sind jedoch hart umkämpft: „Unsere Klassen sind für 25 Schüler ausgerichtet. Die Anmeldungen liegen jedoch weit über diesem Maße.“ Dem Schulleiter fällt es nie leicht, die Schüler und Eltern abzuweisen, jedoch kann nicht jeder aufgenommen werden. In der Grundschule hilft bei der Auswahl zusätzlich ein Schulreifetest, außerdem müssen sehr gute Sprachkenntnisse vorhanden sein, damit die Kinder dem deutschen Unterricht folgen können. Die Attraktivität der Schule kommt außerdem durch die vielfältigen Projekte, die oft auch in Zusammenarbeit mit Deutschland stattfinden, zustande. „Tolle Projektarbeiten finden zwar auch in anderen ungarischen Schulen statt, aber wir bieten wirklich eine breite Auswahl, wie das Mint-Projekt für Mathematik und Physik oder auch Theater- und Musikprojekte.“
Offen, höflich und ehrgeizig
Während der 20 Jahre gab es natürlich auch einige Veränderungen. Innerhalb kürzester Zeit vergrößerte sich die Schule, zog mehrmals um, bis 2001 das neue, heutige Gebäude fertiggestellt wurde. Natürlich gab es auch personelle Veränderungen, so kam vor drei Jahren Klaus Eberl als Schulleiter an die Schule, und es wurden erst kürzlich drei neue Elternvertreter gewählt. Auch im Stiftungsrat, der im Jahre 1992 gegründet wurde, hat sich etwas getan. „Verwaltungsabläufe wurden verändert, außerdem tragen wir unsere Entscheidungen und Schritte nun weiter in die Öffentlichkeit hinaus“, erklärt Stefan Okruch, Vorsitzender des Stiftungsrates. Er selbst hat zwei Kinder an der Schule und bereut seine Entscheidung keineswegs. „Es ist eine gute Schule. Natürlich liegt es immer an jedem Kind selbst, was es daraus macht. Manche sind besonders ehrgeizig, manche eben nicht.“ Jedes Kind ist anders, und jede Persönlichkeit sollte gefördert werden, davon ist auch Klaus Eberl überzeugt: „Mir liegt die persönliche Entwicklung unserer Schüler am Herzen. Aber im Grunde kann ich nur sagen: Sie sind offen, höflich und ehrgeizig, zumindest spätestens dann, wenn es um die Noten geht“, schmunzelt er.