Eine Oase der Ruhe
Freitag, 22 Uhr. Der Geräuschpegel ist beachtlich. Es wird diskutiert, räsoniert, gelacht. Jung und alt, Stammgast und Gelegenheitsbesucher reden durcheinander im Poncichter, einer kleinen Weinstube in K?szeg.
Der Name der Schenke stammt noch aus der Zeit, als die Weinbauern zwischen den Trauben auch Bohnen gezüchtet haben. Aus dieser Tätigkeit des Bohnenziehens beziehungsweise Bohnenzüchtens ist durch Jahrzehnte das Wort „Poncichter“ (Bohnenzüchter) entstanden.
Die Jugendlichen nennen das Kellerlokal liebevoll „Panci“. Gue Laune ist hier Programm. Die alten, aus Holz geschnitzten und von Hand bemalten Tafeln an den Wänden schaffen eine Atmosphäre wie aus der „guten alten Zeit“. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein.
Die Treppe herunter durch die Saloontür kommt man gleich zum Pult, wo man vom Besitzer mit einem freundlichem Lächeln begrüßt wird. Der Eigentümer wechselt mit den Gästen ein paar Worte, kennt ihre Namen, alles läuft sehr familiär ab.
In K?szeg und Umgebung gilt die Weinstube als legendär. Jeder verbindet seine eigene kleine Anekdote damit. So erzählt auch gleich einer der Gäste: „Ich erinnere mich noch klar daran, wie ich meine Frau hier kennengelernt habe. Damals war es noch Árpád Tánczos senior, der hier arbeitete und uns die Getränke serviert hat“, erklärt Józsi bácsi, nimmt einen Schluck, lehnt sich sinnierend zurück und fährt augenzwinkernd fort: „Mir gefällt hier aber auch, dass viele intelligente Jugendliche tagtäglich ein- und ausgehen, sie bringen Leben in den tristen Alltag.“
Das ist offensichtlich: Dieser bunte Misch-Masch an Leuten ist das, was anders beziehungsweise besser an diesem Lokal ist als in anderen Kneipen. Während der alte Herr spricht, nickt sein Gegenüber ab und zu und kann sich kaum des Lachens erwehren. Warum? Schon seit über 20 Jahren ist er Stammgast, verrät er uns, ebenso wie sein Freund Józsi bácsi. Sie haben sich hier zwischen zwei roten Spritzern kennengelernt. Maci – so heißt der Mann – schätzt vor allem die Vielfalt in diesem Lokal. Nur von den betrunkenen Jugendlichen, die schon im zarten Alter von 16 Jahren rumpöbeln, ist er nicht so begeistert.
Aber was soll’s. Willkommen sind hier alle. Egal woher sie kommen und wie sie die Welt betrachten.
Der Artikel entstand im Rahmen des Workshops „Journalistisches Schreiben“, organisiert vom Österreichischen Kulturforum.