Der ungarische Schriftsteller Imre Kertész ist am Montag dieser Woche 80 Jahre alt geworden. Grund genug, um der Person des ungarischen Literaturnobelpreisträgers einige Zeilen zu widmen.
Imre Kertész wurde am 9. November 1929 in Budapest geboren. Als Sohn jüdischer Eltern wurde er 1944 im Alter von 14 Jahren nach Auschwitz deportiert. Nachdem er die Hölle mehrerer Konzentrationslager überlebt hatte, kehrte er nach Kriegsende nach Ungarn zurück.
In den Jahren darauf verdingte er sich vor allem als Journalist. Gedanklicher Grundstock seines späteren Erstlingswerks „Roman eines Schicksallosen“ waren seine Schriften aus den Jahren 1955 bis 1960. An dem Roman arbeitete Kertész insgesamt 13 Jahre lang, von 1960 bis 1973. Die Erstausgabe des Buches im Jahr 1975 blieb aber noch ohne Resonanz.
Erst nach der politischen Wende geriet Kertész aus dem schriftstellerischen Schattendasein nach und nach ins Blickfeld der hiesigen und internationalen Literaturwelt. Im Ausland erlangte er vor allem in Deutschland Ruhm, wo er zu Beginn des neuen Jahrtausends auch sesshaft wurde. Der Literaturnobelpreis machte ihn schließlich weltbekannt.
Die deutsche Übersetzung von Kertész’ bisherigem Lebenswerk ist im Rowohlt Verlag erschienen. Seine Bücher wurden aber auch in unzählige andere Sprachen übersetzt. Der „Roman eines Schicksallosen“ ist sogar auf Hindi und Arabisch erhältlich.
Sein Hauptwerk verarbeitete Kertész auch zu einem Drehbuch. Der Film, bei dem Lajos Koltai Regie führte, wurde in der Presse mit viel Kritik bedacht. Gleichwohl war der Streifen ein Publikumserfolg.
Kertész’ literarisches Schaffen steht zum einen im Zeichen der schieren Unfassbarkeit von Auschwitz, zum anderen umkreist es die Frage der Freiheit des Einzelnen im Totalitarismus. Seine Werke setzen sich überdies mit der Unvereinbarkeit der unterschiedlichen Denkweisen und sprachlichen Welten der Individuen auseinander.
Neben dem literarischen Schaffen machte sich Kertész auch als Übersetzer einen Namen. Unter anderem übertrug er Werke von Elias Canetti, Sigmund Freud, Hugo von Hoffmanstahl, Friedrich Nietzsche, Joseph Roth, Arthur Schnitzler und Ludwig Wittgenstein ins Ungarische.
Imre Kertész erhielt – wenn auch spät – zahlreiche literarische Preise und Auszeichnungen. Seit 1998 ist er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt, seit 2001 gehört er auch dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland an. Im Jahr 2000 erhielt er den Herder-Preis und den Literaturpreis der Zeitung Die Welt. Am 10. Oktober 2002 wurde er schließlich mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.