Austragen oder Eingraben?
Das jüngste Referendum erlaubte nicht nur Einblicke in
die ungarische Psyche, sondern ließ auch Schlüsse zur Kondition der ungarischen
Postboten zu.
Mit dieser scheint es nicht zum Besten zu stehen. So
waren gleich zwei Briefzusteller – über die Dunkelziffer gibt es nur vage
Schätzungen – der Spitzenbelastung der letzten Wochen nicht gewachsen. Während
sich ein 21-jähriger Debrecener Briefträger in seiner physischen Not gezwungen
sah, 732 Wahlbenachrichtigungen einfach zu vergraben, bereitete sein
26-jähriger Kecskeméter Kollege über 1.000 dieser demokratisch sensiblen
Sendungen per Feuerbestattung ein vorschnelles Ende.
In Anbetracht der aufgeheizten politischen Atmosphäre war
der Verdacht des politischen Vorsatzes schnell erhoben. Allein, er war fehl am
Platze: In beiden Fällen soll nämlich der Geist durchaus willig und nur der
Körper zum Dienen zu schwach gewesen sein. Nach Mitteilung der Post soll der
Kecskeméter Postbote in Anbetracht des Briefberges regelrecht ,,entsetzt“ vor
der Erfüllung seiner Aufgabe ,,zurückgeschreckt“ sein.
Reden wir über
die Zukunft!
Den Horror, den dieser arme Mann durchlitten haben muss,
lässt auch diese knappe Pressemitteilung noch erahnen. Doch Mitleid beiseite!
Wenden wir uns lieber der Zukunft zu! Wenn sich bei den nächsten
Parlamentswahlen, die aller Voraussicht nach in gut zwei Jahren stattfinden
werden, alle Wähler über Post vom Staat freuen sollen, muss sich sofort
ernsthaft mit der Fitness der Postboten beschäftigt werden!
Jeder Vorschlag ist willkommen. Die Post selbst machte
übrigens schon einmal einen ganz passablen Anfang: Bei ihrem jüngsten
Fahrradgroßeinkauf bestellte sie 6.700 Fahrräder einfach mal ohne
Gangschaltung. Abgesehen davon, dass man bei einem Schnäppchenpreis von
nicht unbedingt auf derartigem Luxus bestehen sollte, wurde in diesem Fall
durch ein weniger an Zubehör sicher nur ein Mehr an Fitness angestrebt. Was
aber, wenn die edlen Fitnessgeräte doch nicht die erhoffte Wirkung zeigen?
Schon jetzt sollte über Notfallszenarien nachgedacht werden. Wie wäre es
beispielsweise damit, alle Fahrräder serienmäßig nachzurüsten? Nein, nicht mit
einer Gangschaltung, sondern mit einem einfachen Feldspaten! Schon der Besitz
dieses Notankers könnte sich wohltuend auf die Psyche der gestressten und
überlasteten Postboten auswirken und würde sicher auch den einen oder anderen
Brief vor dem Feuertod bewahren.
Nachrüstung mit
Feldspaten
Da es aber nur um die Zwischenlagerung der Briefe ginge
und sie keinesfalls unter der Erde verfaulen sollen, müssten natürlich auch
alle Postkunden entsprechend nachgerüstet werden. Die bei der externen
Auftragsvergabe großzügige Post, hätte sicher auch für ein paar Spaten mehr
noch das notwendige Kleingeld. Um schließlich Ausfälle bei der Zustellung dieser
schweren Brieföffner zu vermeiden, sollte sie erneut nicht knausern und diesen
Job lieber von einem privaten Kurierdienst erledigen lassen.
Bliebe noch das Problem geeigneter Flächen. Vor allem in
den Städten. Um zu verhindern, dass übereifrige Postboten unsere schönen
Parkanlagen verwüsten, müsste rechtzeitig über Alternativen nachgedacht werden.
Wie wäre es etwa mit den für beide Seiten leicht erkennbaren orangenen
Streusandbehältern? Richtige Winter gibt es eh nicht mehr. Der Fantasie sind
aber keine Grenzen gesetzt. Als Briefkastensubstitute kommen alle Lösungen in
Frage, die nicht viel Mühe bereiten.
Non-Stop-Ostern
Das vor der Tür stehende Osterfest erhielte durch die
neue Zustellungsweise freilich eine ganz neue Dimension: Die fröhliche Suche
nach Überraschungen würde sich auf das ganze Jahr ausgedehnen.
In diesem Sinne:
Frohe Ostern!
Ihr Janus