Geschäftsleute statt Schöngeister
Seit zwei Jahren ist es wieder da, umgebaut und in neuem Glanz. Im Zentrum auf der Erzsébet körút strahlt und protzt zugleich das New York Palace Hotel. Mit ihm zusammen auferstanden ist das legendäre New York Café.
Seine Zuvorkommenheit erschöpft sich jedoch darin, mit dem Finger auf die Garderobe hinzuweisen und den Gast aus einer schmucken Holzkiste den in einer Schachtel verpackten Teebeutel wählen zu lassen. Aufhängen und Öffnen muss man schon selbst. Dafür muss aber niemand mit faden Gerichten leben, denn wenn es ums Nachwürzen geht, ist er sofort und unaufgefordert zur Stelle. So kann sich denn, wer mag, die Gemüsecremesuppe (1.600 Ft) mit frischem Pfeffer verfeinern lassen. Es ist jedoch fraglich, ob dieser das Basilikum ersetzen könnte, das auf der Karte zwar angekündigt, in der Suppe jedoch kaum vorhanden ist, nicht einmal als Dekoration.
Rösti als ungarische Spezialität
Als Hauptgang bietet sich für den Fleischliebhaber das Entrecote vom Rind mit Saisongemüse (4.800 Ft) an. Das Fleisch ist auf den Punkt gebraten, das Gemüse schmeckt besonders gut, wenn man es in einen Klecks Balsamico-Essig eintunkt. Wer kein Fan von Roastbeef ist und lieber Pasta mag, kann zwischen Lasagne und drei verschiedenen Nudelgerichten wählen. Eins davon ist Penne mit Lachssauce (2.500 Ft) – solide und durchaus einen Versuch wert.
Die Auswahl an Desserts ist groß, bei über 20 verschiedenen Nachspeisen ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die Erdbeer-Mousse mit Schokoladensauce für 1.500 Ft ist eine empfehlenswerte Kombination. Sie besteht aus einer süßen, mit roter Glasur überzogenen Creme auf Biskuit, die ein bisschen an ein bunt bemaltes Osterei erinnert, und einer weiteren, etwas säuerlicheren Erdbeercreme im separaten Glas.
Zwischen 10 und 12 Uhr vormittags bietet das New York Café seinen Gästen übrigens auch Frühstück an. Neben Sandwichs gibt es zwei Komplettangebote: Das französische Frühstück mit Croissants, Marmelade, Eiern und Speck (4.700 Ft) oder die ungarische Version (4.100 Ft), die mit Röstis noch ein wenig deftiger ausfällt. Beim Verzehr kann man dann darüber nachdenken, ob Röstis wirklich etwas mit der traditionellen ungarischen Küche zu tun haben.
Lohnenswert ist ein Abstecher ins New York Palace Café aber in jedem Fall. Schon allein, um für sich selbst zu entscheiden, ob man sich eher in einer Kirche befindet – oder in einem der schönsten Cafés der Welt.
New York Palace Budapest
VII. Erzsébet körút 9-11
Tel: 886 6111
E-mail: reservation@newyork.boscolo.com
Geöffnet: montags bis freitags von 10 bis 24 Uhr
am Wochenende von 9 bis 24 Uhr
Das neubarocke Gebäude wurde 1884 erbaut und war Sitz des Kaffeehauses ,,New York“, dem damals der Ruf vorauseilte, das schönste seiner Art auf der ganzen Welt zu sein. Das ,,New York“ war einst Treffpunkt der Budapester Künstler- und Intellektuellenszene; Zeitungsleute schrieben hier zwischen Mokka und Zigarre sogar ihre Artikel. Heute hat man der Lounge den Zusatz ,,Café“ verpasst, das Interieur mit italienischem Brokat und Glastischen aufgepeppt und die tagträumenden Schöngeister durch Geschäftsleute ersetzt, die bei Pasta und Wein ihre Meetings abhalten. Dennoch – wenn man seinen Blick durch den Raum wandern lässt, die prunkvollen Kronleuchter und aufwendigen Deckenmalereien betrachtet und die ausliegenden ungarischen und englischen Zeitungen, scheint ein Hauch der glorreichen Vergangenheit wieder präsent zu werden. Die unaufgeregte Oldiemusik und die 30 verschiedenen Teesorten, die das New York Café im Angebot hat, laden zum Entspannen ein. Wer glaubt, dass die fünf Sterne des Hotels auch für den Service im Café gelten, könnte allerdings ein wenig enttäuscht werden. Der Kellner ist zwar recht fidel und spricht ein gutes Englisch.