Massenmord und Vergewaltigungen
An diesem Montag jährt sich das Ende der Schlacht um
Budapest im Zweiten Weltkrieg. Die Rote Armee kesselte am 25. Dezember 1944 die
ungarische Hauptstadt und mit ihr etwa 800.000 Zivilisten, 33.000 deutsche und
37.000 ungarische Soldaten vollkommen ein. Mehrere Entsatzversuche folgten im
Januar, bis am 11. Februar vor 63 Jahren 17.000 eingeschlossene Soldaten einen
Ausbruch wagten. Nur dreihundert überlebten die Flucht. Am 13. Februar war die
Schlacht um Budapest beendet und die Schreckensherrschaft der sowjetischen
Soldaten begann.
Die Bevölkerung wurde durch die sowjetische Belagerung
extrem belastet: Es gibt Annahmen darüber, dass in Budapest etwa 150.000 Frauen
und sogar ein bedeutender Anteil an Männern Ende des Zweiten Weltkriegs von den
sowjetischen Soldaten missbraucht worden seien. Das Wochenmagazin HVG
berichtete in seiner letzten Ausgabe über eine Studie der Historikerin Andrea
Pető, die diese Zahl allerdings in Frage stellt. In ihrem Artikel behauptet
sie, nur etwa 4 bis 5% der städtischen Bevölkerung seien von der Roten Armee
misshandelt worden. Dabei bezieht sie sich auf Daten österreichischer
Historiker und nimmt diese als Grundlage für die hiesigen Ereignisse.
10% der
Bevölkerung missbraucht
Historiker Krisztián Ungváry sieht dies anders. In seinem
Buch ,,Schlacht um Budapest“ unterstützt Ungváry die These, rund 10% der
ungarischen Bevölkerung seien von Soldaten der Roten Armee misshandelt worden,
die meisten von ihnen in Budapest. Wie Krisztián Ungváry der Budapester Zeitung
erklärte, seien den Sowjets vor allem Frauen im Buda zum Opfer gefallen.
Während die Ordnung in der Pester Innenstadt innerhalb weniger Tage wieder
hergestellt werden konnte, herrschte etwa im Burgviertel noch bis zum Sommer
1945 Anarchie. In seinem Buch ,,Die Schlacht um Budapest 1944/45“ bezieht sich
der Historiker auf Quellen, wonach Offiziere der Roten Armee ihren Soldaten
sogar erlaubt hätten, sich nach der Schlacht drei Tage lang auszutoben. Auch
Stalin habe die Ausschweifungen seiner Soldaten gerechtfertigt: ,,Was ist daran
so schlimm, wenn ein Soldat nach dem Grauen des Krieges eine Frau begehrt?“
Vergewaltigung als ,,archaisches Ritual“ sei für sowjetische als auch für viele
europäische Truppen charakteristisch gewesen. Als Gegenbeispiel führt Ungváry
die deutsche Wehrmacht an, bei der Vergewaltigung verpönt und strengstens
verboten gewesen sei. So wurde ihm vom
Fall zweier Luftwaffenoffiziere berichtet, die in Budapest Frauen vergewaltigt
hatten. Sie hätten sich vor dem Kriegsgericht verantworten müssen und seien zum
Tode verurteilt worden.
Auswirkungen auf
die Gesetzgebung
Ein Beweis für die Massenvergewaltigungen war auch die
veränderte Abtreibungspolitik der Regierung: Bereits nach dem Ende der Schlacht
um Budapest, am 14. Februar 1945, wurde ein Absatz des Strafgesetzbuches
aufgehoben, laut dem Abtreibungen mit einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren
bestraft wurden.
Im Übrigen macht Ungváry zum Teil diese
Massenvergewaltigungen mit dafür verantwortlich, dass das ungarische Volk sich
jahrzehntelang nicht mit seiner Rolle im Zweiten Weltkrieg und beim Holocaust
auseinandergesetzt habe. ,,Durch das erlittene Unrecht entstand in den Köpfen
der Ungarn eine Barriere. Auch deshalb haben sie die Vergangenheit bis heute
nicht selbstkritisch aufgearbeitet.“