Ab dem 13.
Februar schwiegen in Budapest die Waffen. In den Wäldern von Nagykovácsi fing
der Kampf zu dieser Zeit allerdings erst an. In einer schier unglaublichen
Kraftanstrengung und unter schwersten Verlusten versuchten die deutschen und
ungarischen Soldaten, ihren Weg von Budapest aus durch die Wälder zur deutschen
Hauptkampflinie zu finden.
Die überwiegende
Mehrheit der Flüchtenden zog in den oberhalb von Nagykovácsi gelegenen Wald.
Ernst Schweitzer erinnert sich wie folgt: „In unserer Kolonne sind Zivilisten
vertreten, die ihre gesamte Habe mit sich tragen. Ein verwundeter Soldat, dem
der Fuß über dem Knöchel abgerissen ist, sitzt ohne Verband auf einem
ungesattelten Pferd und zieht in der Kolonne mit…“
Die Rückkämpfer
konnten sich im Wald relativ frei bewegen, wenn man von den sowjetischen
Fliegerangriffen absieht. Das Problem entstand immer erst beim Verlassen der
bewaldeten Gebiete: Im offenen Gelände hatten nur Einzelpersonen eine Chance,
von der Kavallerie und den patrouillierenden Sowjetpanzern unbemerkt zur
deutschen Hauptkampflinie hinter dem Zsámbéker Becken hinüberzukommen. Die am
Waldrand auftauchenden kleinen Gruppen wurden von den Russen oft mit Granaten
beschossen und in den Wald zurückgejagt. Viele Soldaten wichen deshalb nach
Süden aus, so auch Generalleutnant Billnitzer und seine Truppe. Sie wurden
jedoch bald umstellt und mussten sich ergeben.
Unter den
durchgefrorenen, ausgehungerten und seelisch immer mehr heruntergekommenen
Rückkämpfern löste sich jegliche Disziplin auf. Viele brachen zusammen: „…
die vor uns marschierenden Deutschen machten plötzlich Halt, weshalb wir auch
stehen blieben. Wir wussten nicht, was da los war, so dass ich mit dem Herrn
Hauptmann nach vorne ging. Vorn lag der Rangälteste der Deutschen,
Obersturmbannführer Flügel, im Schnee und schrie, dass er von diesem Albtraum
genug habe und keinen Schritt mehr weiter gehe, und so weiter. Seine Männer
standen schweigend um ihn herum…“, berichtet der damals 15-jährige ungarische
Soldat Gyula Kokovay.
Wie die
Überlebenden bezeugen, waren fast alle Flüchtenden nach zwei bis drei Tagen
nahe daran, verrückt zu werden. Die Soldaten sahen Häuser, Küchen, Speisen vor
sich im Schneefeld oder sie glaubten, auf dem Südbahnhof zu sein. Infolge der
andauernden Entbehrungen wurden viele schlicht wahnsinnig. Das Schwierigste
jedoch stand allen, die den westlichen Waldrand erreicht hatten, noch bevor.
Wer die deutschen Linien bei Mány, hinter Zsámbék und bei Szomor erreichen
wollte, der musste das flache, teils unbewaldete Zsámbéker Becken durchqueren,
wo sich der russische Panzerriegel langsam immer dichter schloss. Die deutsche
Hauptkampflinie erreichten insgesamt kaum mehr als 700 Soldaten von den circa
28.000, die es bis in die Berge geschafft hatten.
Die erste Gruppe,
der der Durchbruch gelang, wurde von dem ungarischen Oberleutnant d. R. László
Szilasi Szabó – im Zivilleben war er Schauspieler – geführt. Am Abend des 13.
Februar erreichten sie schon die zwischen Szomor und Máriahalom gelegene Anhöhe
bei Anyácsa-Puszta. Einige Stunden später kam die größte, ungefähr 300 bis 400
Mann starke Gruppe der Ausbrechenden durch, die von Helmut Wolff
beziehungsweise von Wilhelm Schöning, dem mit Eichenlaub ausgezeichneten
Kommandeur des 66. Panzergrenadier-Regiments, geführt wurde. Die Leute hatten
schon zuvor kleinere Gruppen von 15 bis 25 Personen gebildet, da sich das
Vordringen auf diese Weise am besten organisieren ließ.{mospagebreak}
Der Unteroffizier
Otto Kutscher gehörte zu einer dieser Gruppen: „… dann stiegen plötzlich zwei
grüne Leuchtraketen hoch. Das musste die eigene Truppe und HKL
[Hauptkampflinie] sein. Im Abstand von 500 bis 1.000 Metern entlang der
deutschen Linie gingen ebenfalls jeweils zwei grüne Leuchtraketen hoch. Wir
hatten den russischen Schützengraben erreicht, als wir angerufen wurden. Sofort
haben wir auf die Russen das Feuer aus unseren Handfeuerwaffen eröffnet, und
wer noch eine Handgranate hatte, hat diese sofort in den Schützengraben
geworfen. So schnell uns die Beine trugen und erlaubten, sind wir über den
Schützengraben gesprungen und dann begann der Russe auch zu schießen. Eine
Handgranate landete genau zwischen Schöning und mir. Schöning wurde am rechten
Fuß schwer verletzt, ich erhielt einen größeren Splitter durch den linken
Oberschenkel. Kriechend und humpelnd bin ich ein wenig vorwärtsgekommen, als
ich von zwei Soldaten – die dort in Stellung lagen – in die eigene HKL getragen
wurde. Auf dem Hauptverbandsplatz kamen dann die Tränen der Erlösung.“
Schöning erinnert
sich daran folgendermaßen: „Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass mir die Beine
abgerissen wurden, der Divisionsarzt Oberstabsarzt Seeger, der neben mir lag,
wollte mir helfen. Er beugte sich über mich und wurde dabei selbst schon
verwundet. Er bekam schon am Anfang des Ausbruchs einen Beinschuss, der die
Achillesferse freilegte, und bekam jetzt einen Treffer, durch den das ganze
Gesäß aufgerissen wurde. Da ich meine Pistole verschossen hatte, befahl ich
meinem Leutnant, mich zu erschießen, da ich nicht in Gefangenschaft geraten
wollte. Dieser war selbst am Arm verwundet. Er rief mir zu: ,Nur noch 2.000
Meter, Herr Oberstleutnant. Wir müssen es schaffen!’ Ich kroch durch den Schnee
einen Hang hoch, der Oberstabsarzt neben mir. (…) Zwei verwundete Grenadiere
meiner Kampfgruppe packten uns im schwersten Feuer unter den Armen, rissen uns
hoch, und ich schleppte mich so mit mehreren Schusswunden an den Füßen die zwei
Kilometer bis zur deutschen Stellung.“
Die überwiegende
Mehrheit der erfolgreich Ausbrechenden, 624 Mann, traf bis zum 16. Februar ein.
Später folgten ihnen nur noch wenige, höchstens 80 bis 100 Mann. Oberleutnant
Ernst Schweitzer war einer der letzten. Er wählte mit seinen drei Kameraden den
Weg nach Norden. Sie besaßen lediglich einen Schulatlas. In ihrer Not aßen sie
Schnee und fünf Wochen alte, verschimmelte Kommissbrote, die sie in einer
verlassenen Wohnung gefunden hatten. Nur Dank der Hilfe ungarischer Zivilisten,
die ihnen auch Lebensmittel schenkten, konnten sie den Weg finden. Sie
erreichten die eigenen Linien in einem unbeschreiblichen seelischen und
körperlichen Zustand am 20. Februar.
Der Durchbruch
war für einige jedoch erst nach Wochen oder gar Monaten beendet. Die deutschen
Soldaten, die sich vor der Gefangennahme fürchteten, verbargen sich bis zum
Frühling, sogar bis zum Sommer in den Wäldern. Einige konnten sich auch
zeitweilig in der Hauptstadt verstecken. Eine ungarische Familie, die vorher
vielen Juden Schutz geboten hatte, gewährte nach der sowjetischen Besetzung
einem deutschen Soldaten Zuflucht, der bis Mai 1945 in Budapest untertauchen
konnte. Einige besonders entschlossene deutsche Soldaten versuchten nach
mehreren Tagen des Versteckens, in Zivilkleidung aus Buda hinauszugelangen.
Zeugen berichten von jemandem, der frisch rasiert in einem eleganten Ballonmantel
die Passanten auf Deutsch (!) fragte, wo der Weg nach Budakeszi sei.
SS-Untersturmführer Fritz Vogel, der zum Universitäts-Sturmbataillon eingeteilt
war, wurde von seinen ungarischen Universitätskameraden bis April versteckt
gehalten. Vogel stellte sich taubstumm, nach dem Fall Wiens machte er sich auf
den Weg in seine Geburtsstadt, aus der er bis zur politischen Wende 1989
regelmäßig Briefe und Pakete an seine Retter schickte.
In der Zeit nach
dem 15. Februar 1945 braute sich in Ungarn die neue Offensive zusammen. Hitler
schickte zur Verstärkung ein ganzes SS-Panzerkorps, dem bald die komplette 6.
(SS)-Panzerarmee folgen sollte.
Dadurch , daß ich Konsaliks Buch “ Der Arzt von Stalingrad “ gelesen habe , hat mir meine Augen gegenüber der Vergangenheit des Zweiten Weltkrieges geöffnet . So ist es in der heutigen Zeit vergleichbar . Das Volk ist nur Mittel zum Zweck !!!
Ich bin immer noch auf der Suche nach meinen vermißten Onkel , Unteroffiuzier Ernst Weber , geb. am 06.11.1922 in Oederan , angeblich vermißt seit August 1944 in Rumänien , oder in der Tschechei , eventuell dann später , da ihn ein Bürger aus meiner Stadt Thum im Erzgebirge in der jeweiligen Region , kurz vor Kriegsende dort gesehen haben will . Er war in der 336 . ID. und dann später in der 294. ID. eingesetzt . Diese waren in den entsprechenden Gebieten immer vernichtet worden , obwohl nachweislich immer bestimmte Einheiten dieser Divisionen bis zu späteren Zeitpunkten existierten . Wer kann vielleicht Informationen über den Verbleib meines Onkels mir gegenüber erwähnen ?
Danke im Voraus Hartmut Weber !