Heilung von
Wunden
Der französische
Staatspräsident Nicolas Sarkozy unterstrich bei seinem Besuch in Budapest am
vergangenen Freitag die Bedeutung Ungarns und seiner Nachbarstaaten beim
Wiederaufbau von Beziehungen, die durch unterschiedliche Meinungen über den
Irak-Krieg beschädigt worden waren.
Von dieser Region
wird viel abhängen, zum Beispiel die Fähigkeit Europas, wirtschaftliche
Entwicklungen voranzutreiben“, sagte Sarkozy, der seit seinem Amtsantritt zum
ersten Mal in Ungarn war, nach einem Treffen mit seinem ungarischen
Amtskollegen László Sólyom. ,,Frankreich unterscheidet nicht zwischen kleinen
und großen Ländern (…) zwischen Ländern, die ihre Meinung laut äußern können,
und jenen, die still bleiben müssen“, fuhr er fort. ,,Es gibt nur
gleichberechtigte Nationen und Staaten.“
Beseitigung von Missverständnissen
Frankreichs
Beziehungen mit Ungarn und vielen Staaten der Region verschlechterten sich
2003, als der damalige Staatspräsident Jacques Chirac sagte, sie hätten eine
gute Gelegenheit verpasst, den Mund zu halten. Grund für diese Äußerung war
eine Unterschriftenaktion mittelosteuropäischer Länder, mit der sie den
Standpunkt der USA zum Thema Irak unterstützten. Sarkozy unterstrich, dass er
mit seinem Besuch auch diese Wunde heilen wolle. ,,In einem weiteren Sinn ist
er [der Besuch] ein Signal an Mitteleuropa, um alle Missverständnisse aus dem
Weg zu räumen, die in den vergangenen Jahren entstanden sind“, sagte Sarkozy am
vergangenen Freitag in einem Interview mit der Tageszeitung Népszabadság.
Rede im Parlament
Sarkozy traf auch
den sozialistischen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány und hielt eine Rede im
ungarischen Parlament. Er sagte, Ungarn spiele eine besonders wichtige Rolle in
der Region. Die beiden Nationen sollten strategische Partner sein.
Neben einem
Treffen mit Viktor Orbán, dem Vorsitzenden der rechtskonservativen
Oppositionspartei Fidesz, begleitete Sarkozy auch den Budapester
Oberbürgermeister Gábor Demszky bei einer Besichtigung der Metrolinie M4, an
deren Bau auch französische Unternehmen beteiligt sind.
Sarkozy, dessen
ungarischer Vater nach dem Zweiten Weltkrieg nach Frankreich gezogen war,
sagte, der Besuch seines väterlichen Heimatlandes sei für ihn mit starken
Emotionen verbunden. Obwohl der französische Präsident niemals in Ungarn gelebt
hat und kein Ungarisch spricht, wird er hierzulande fast als zurückgekehrter
Sohn behandelt. Während des Wahlkampfes hatte Sarkozy seine ethnischen Wurzeln
zum Thema gemacht. Als er schließlich zum Staatspräsidenten gewählt worden war,
bezeichneten ihn die ungarischen Medien als einen von ihnen.