"Zuhause ist zu Hause"
Die Strategie des Touristikamtes, die Ungarn von einem Urlaub in Ungarn zu überzeugen, scheint aufzugehen – mit Hilfe des Wetters. Von mehr als 1 Mio. ungarischer Familien, die dieses Jahr zwischen Mai und September eine Reise unternommen oder geplant haben, blieben nach einem Bericht der Tageszeitung Magyar Hírlap etwa 70% innerhalb der Landesgrenzen. An der Spitze der Reiseziele lag wenig überraschend der Balaton, im landesinternen Sprachgebrauch liebevoll ,,Balcsi“ genannt.
Laut dem Ministerium für Regionalentwicklung wurden in Ungarn zwischen Mai und September 1,2 Mio. Urlaubsreisen gebucht oder unternommen, involviert waren dabei 2,78 Mio. Ungarn. Etwa 487.000 dieser Reisen endeten am ,,Ungarischen Meer“. Das mag zum Teil das Ergebnis der Kampagne ,,Otthon itthon van!“ (Zuhause ist zu Hause!) des Tourismusamtes Magyar Turizmus sein, aber mindestens genauso groß dürfte der Einfluss des wochenlangen Sonnenscheins gewesen sein. Auch andere Urlaubsorte in Ungarn profitieren von den Heimatgefühlen: Die Große Tiefebene mit dem zweitgrößten Swimmingpool des Landes, dem Theiß-See, und die grünen Hügel in Nordungarn, werden bis zum Ende des Sommers 125.000 ungarische Reisegruppen besucht haben.
Kroatien hingegen, das beliebteste Auslandsreiseziel der Ungarn, kann in diesem Sommer nur noch mit 156.000 ungarischen Familien und Gruppen rechnen. Doch trotz dieser relativ niedrigen Zahl führen die Ungarn auch dieses Jahr wieder die Liste der Todesfälle in Kroatien an.
Erst am vergangenen Montag ertrank eine Ungarin in der stürmischen See. Die Zahl der ungarischen Todesfälle in Kroatien stieg damit auf sieben. ,,Sie gehen unerfahren, unvorbereitet oder überhitzt ins Wasser – viele bezahlen das mit ihrem Leben“, sagte ein Vertreter der ungarischen Botschaft in Zagreb.
Auf den nächsten beiden Plätzen der ungarischen Reiseziele stehen dieses Jahr Griechenland (110.000) und Italien (72.000). Die Zahl aller Ungarn, die ihren Urlaub im Ausland verbringen, liegt dieses Jahr bei etwa 380.000, das sind gerade einmal 4% der Gesamtbevölkerung. Diejenigen, die ins Ausland fahren, verbringen dort im Durchschnitt weniger als zehn Tage. Die Dauer von Inlandsurlauben ist sogar noch kürzer: durchschnittlich fünfeinhalb Tage.
Ansturm auf dem Hungaroring
Die Ungarische Grand Prix hat dieses Jahr bezüglich der Besucherzahlen alle bisherigen Rekorde gebrochen. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Ticketverkäufe um 25% gestiegen, teilte der Organisator Hungaroring Sport am vergangenen Mittwoch mit. Etwa 190.000 Zuschauer reisten an, um Hamilton, Alonso, Coulthard und all den anderen Formel-Eins-Piloten beim Rasen zuzusehen. Für dieses Privileg zahlten die Fans zusammen 2 Mrd. Ft (7 Mio. Euro).
Dabei machen die Deutschen die größte Gruppe unter den Bremsspur-Fans aus – trotz des Rücktritts von Überflieger Michael Schumacher. Auch die traditionellen (und einzigen) Verbündeten Ungarns, die Polen, kamen in Massen an den Hungaroring, um ihrem Nationalhelden Robert Kubica dabei zuzusehen, wie er das Gaspedal nach unten drückt. Um dem erwarteten Andrang der polnischen Rennfans gerecht zu werden, wurde sogar die nördliche Autobahn 2B, die derzeit wegen Bauarbeiten eigentlich gesperrt ist, wiedereröffnet.