Umzug teurer als geplant
Mit einem Preisgeld von 20 Mio. Ft (78.431 Euro) wurde die japanisch-ungarische Koproduktion geehrt, deren Entwürfe für den Bau des neuen Regierungsviertels hinter dem Westbahnhof ausgewählt wurden. Am vergangenen Donnerstag wurden die Pläne bei einer Pressekonferenz im Westbahnhof vorgestellt.
Ein grünes Haus steht im Mittelpunkt der Entwürfe, die von der Jury ausgewählt wurden. ,,Das Haus ist offen, räumlich variierbar, es bietet die Möglichkeit, eventuelle strukturelle Veränderungen in der Regierung nachzuvollziehen, und hat nichts mit der Symbolik von Macht zu tun“, stellte Ádám Sylvester, Vorsitzender der Budapester Kammer für Bauingeneure, die Entwürfe vor. Auch technisch entspreche das Gebäude allen Standards des 21. Jahrhunderts, für den Betrieb müssten kaum fossile Energiequellen genutzt werden, führte er weiter aus.
Namhafte internationale Jury
Insgesamt musste die hochrangige Jury, in der Architekten wie Hans Stimmann, einstiger Chefarchitekt Berlins, Josep A. Acebillo Marin, Chefarchitekt von Barcelona, und der US-Amerikaner Daniel Libeskind saßen, 17 Bewerbungen auswerten. Das Unternehmen Finta und Partner, dem Ungarns bekannter Architekt József Finta vorsitzt, wurde mit dem zweiten Preis geehrt. Wie György Görözdi, Beauftrager des Ministerpräsidialamtes, berichtete, hat die Regierung alle Entwürfe gekauft und will die verschiedenen Ideen, wenn auch nur zum Teil, bei der Planung verwenden.
Das neue Regierungsviertel soll auf einer 30 Hektar großen Fläche hinter dem Westbahnhof entstehen. Das Grundstück geht dieser Tage von den Ungarischen Staatsbahnen (MÁV) in den Besitz des Staates über. Der erste Bauabschnitt soll bis Ende 2009 übergeben werden. Ab dem Zeitpunkt werden die Minister in ihre neuen Büros hinter dem Westbahnhof auch einziehen können. Der gesamte Komplex kann allerdings voraussichtlich erst 2011 übergeben werden.
Insgesamt 140 Mrd. Ft (549 Mio. Euro) stellt die Regierung für den Bau des Viertels aus dem Budget zur Verfügung, wurde bei der Pressekonferenz erklärt. Davon werden etwa 2 Mrd. Ft (7,84 Mio. Euro) allein für die Planung ausgegeben. Das ist wesentlich mehr als zuvor veranschlagt: Im Dezember vergangenen Jahres hieß es noch, dass der Umzug nicht mehr als 50 Mrd. Ft (192,3 Mio. Euro) kosten würde. Hinzu kämen noch einige hundert Mio. Ft für die Planungsphase. Dafür erwartet Premier Ferenc Gyurcsány aus dem Verkauf der bisherigen Immobilien, die als Sitz des Regierungsapparates dienten, Einnahmen in Höhe von rund 100 Mrd. Ft (384, 6 Mio. Euro).
Die sozialliberale Koalition ist nicht die erste Regierung, die den Sitz der Ministerien verlegen möchte, aber die erste, die ihre Pläne nun tatsächlich umzusetzen scheint. Zuvor wollte die Regierung Antall beispielsweise ins Burgviertel ziehen, bis sie erkannte, dass die Gebäude für den Zweck nicht mehr geeignet sind. Deshalb entschied sie sich für die Pester Seite der Árpád-Brücke. Die folgende sozialistische Regierung unter Gyula Horn träumte von einem Umzug zum heutigen Millennium-Stadtviertel an der Lágymányosi-Brücke, erinnerte Index.hu. Die Orbán-Regierung konnte sich zwischen der Umgebung der Váci út, dem Millennium-Stadtviertel und der Insel Csepel nicht entscheiden. Schließlich blieben die Ministerien doch immer in der Nähe des Parlaments.