Autonomie des Széklerlandes im Visier
Die so genannte Sommer-Freiuniversität im siebenbürgischen Bad Tuschnad öffnete am vergangenen Mittwoch zum 18. Mal ihre Pforten. In seiner Eröffnungsrede betonte der Bürgermeister von Bad Tuschnad, Zoltán Zólya, die Freiuniversität habe die ,,Volljährigkeit“ erreicht.
Der Bürgermeister wies darauf hin, dass Bad Tuschnad stets ein Forum für die Interessen und Wünsche der ungarischen Minderheit in Rumänien und die Probleme der Volksgruppe der Székler gewesen sei. Die Székler bewohnen ein Gebiet im Osten Siebenbürgens, in der Mitte Rumäniens. 2002 lebten auf dem Boden des historischen Széklerlandes rund 670.000 Székler und etwa 407.000 Rumänen.
Zólya nutzte die Gelegenheit, um für die Autonomie der Székler einmal mehr eine Lanze zu brechen. Der Vizepräsident des Nationalrates der Siebenbürger Ungarn (EMNT), Zsolt Szilágyi, hob hervor, dass die Freiuniversität von einem Teil der rumänischen Presse einst als irredentistische Veranstaltung kritisiert worden sei. Vom ,,europäischen Geist“, der in Bad Tuschnad von Beginn an hochgehalten wurde, ist diese Kritik jedoch stets abgeprallt, so Szilágyi.
,,Scheindemokratie in Ungarn“
Der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses im ungarischen Parlament, Zsolt Németh (Fidesz), meinte am Eröffnungstag der Freiuniversität, dass die Veranstaltung in Bad Tuschnad von vielen immer noch skeptisch beäugt werde. Laut Németh bedeutet dies, dass das politische Gewicht der Freiuniversität nach wie vor riesig ist. Der ungarische Politiker betonte, dass die Europäische Union mangels Zusammenhalt schwach sei, ebenso seien auch Ungarn und Rumänien schwach. Németh sagte diesbezüglich, dass die ungarische Demokratie eine Scheindemokratie sei, Rumänien wiederum sei nicht einmal dazu imstande, das Für und Wider einer territorialen Autonomie für die Székler abzuwägen.
Kosovo als Richtschnur
Vor dem Hintergrund der Autonomiebestrebungen der Siebenbürger Székler wurde im Rahmen der Freiuniversität auch die Situation im Kosovo eingehend diskutiert. So wurde bereits am ersten Tag der Veranstaltung in Bad Tuschnad ein Gespräch am ,,runden Tisch“ über die Lage im Kosovo abgehalten. Csaba Lőrincz, der Berater jenes Ausschusses im ungarischen Parlament, der sich mit den ungarischen Minderheiten in den Nachbarländern befasst, meinte, dass die sich abzeichnende Autonomie der Serben im Kosovo auch als Lösung für Siebenbürgen herhalten könnte. Der Leiter des außenpolitischen Ressorts der ungarischen Zeitung Magyar Nemzet, Gábor Stier, sagte dazu, für die Ungarn sei die Situation der Serben vertraut, sei doch der Verlust des Kosovo für die Serben ebenso ein Trauma wie für Ungarn der Vertrag von Trianon.
Auch der parlamentarische Abgeordnete des Verbands der Ungarn in Rumänien (RMDSZ), Tibor T. Toró, meinte, dass das Modell der serbischen Autonomie im Kosovo Vorbildcharakter habe. Der Autonomieplan im Kosovo, sagte Toró, sei auch für die Autonomiebestrebungen der Siebenbürger Ungarn ein guter Bezugspunkt.