Restaurant Dió im fünften Bezirk

Tradition trifft Moderne

Das Dió ist leicht zu finden. Das Haus in der Sas utca, zwischen der Stephansbasilika und dem Erzsébet tér, sticht durch seine gelbe Farbe hervor. Die schlohweißen Tischdecken leuchten schon von weitem, obwohl die Terasse üppig von Grünpflanzen gesäumt wird. Das rot-schwarze Logo prangt gleich mehrmals an der Fassade. Beinahe dezent steht dagegen der Name neben dem Eingang. Dort wartet ein Kellner, gekleidet in Schlips und Kragen, der fließend Deutsch spricht. Die erste positive Überraschung.

Fast ist es einem peinlich, das Edel-Lokal nur in Jeans und T-Shirt zu betreten. Für das Personal des Restaurants, das erst im Januar diesen Jahres eröffnete, scheint jedenfalls ein strenger Dresscode zu gelten. Man muss sich nur umschauen, um zu wissen, warum. Über der Bar hängt ein riesiger, kunstvoll verzierter Spiegel. Das Licht ist gedämpft, die Musik angenehm, die Tische sind üppig gedeckt. Die Wände, die Decke, den Boden zieren Holztafeln aus schwerem, dunklen Nussbaumholz – dió ist das ungarische Wort für Wallnuss. Sogar die Türen der Toiletten, die man kaum als solche erkennt, bestehen aus diesen Holzschnitzereien. Dahinter wäscht man sich die Hände unter einem kleinen Wasserfall. Eines ist klar: Der Besitzer hat Fantasie und einen Sinn fürs Edle. Im Dió kann man sich stundenlang aufhalten und immer neue Details entdecken. Jetzt muss nur noch das Essen gut sein.

Fantasievolle Würzung

Die Karte verspricht traditionell ungarische Küche nach moderner Zubereitung. Besonders streng ist man bei den Getränken: Hier kommt nur einheimischer Wein auf den Tisch, und auch beim Fassbier und beim Mineralwasser sucht man vergeblich nach ausländischen Marken. Die meisten Gerichte auf der Speisekarte wirken vertraut, in der Zusammenstellung der Gewürze wird jedoch genau so viel Fantasie bewiesen wie bei der Einrichtung. Lediglich als strenger Vegetarier hat man es nicht leicht, dann muss man nämlich auf den Hauptgang verzichten. Als Vorspeise empfiehlt das Haus Langosch (2.380 Ft). Vorher bekommt jeder Gast aber noch geröstetes Brot mit einem schmackhaften Aufstrich aus Kartoffelpüree, Butter, Knoblauch und Möhren.

Das Langosch ŕ la Dió ist dunkelbraun und rund statt hell und flach, außerdem ist ein kleiner Teil Kartoffeln im Teig enthalten – in der deutschen Karte wird es deshalb als Kartoffelpuffer bezeichnet. Auch sonst kommt es tatsächlich wenig traditionell daher: nämlich garniert mit Waldpilzen, saurer Sahne sowie geschmolzenem Käse und gewürzt mit Safran und Dill. Eine spannende Mischung, nur: Besser geschmeckt hätte es ein wenig traditioneller – vielleicht mit Knoblauch oder Salz oder beidem, auf jeden Fall aber ohne Pilze. Die sind hier nämlich viel zu sauer und auf eine unangenehme Weise zu weich.

Das Auge isst mit

Zum Hauptgang kommt Zander (3.680 Ft) auf den Tisch. Auch dieser Fisch wird hier so zubereitet, wie ihn vermutlich noch nie ein Ungar gesehen hat: Als Beilage gibt es Ei, Gräupchen und Pfifferlinge. Letztere lasse man besser gleich beiseite, in der vagen Ahnung, dass man im Dió vielleicht generell keine Pilze essen sollte. Der Fisch dagegen ist gut, und die Gräupchen sind wunderbar bissfest, duften nach Knoblauch und sind mit milden, lila Zwiebeln garniert. Das Rührei ist ein wenig zu salzig, dafür ist es fest und rund. Es sieht aus wie ein Klecks Kartoffelpüree, garniert mit Petersilie. Im Dió isst das Auge mit.

Zum Nachtisch gibt es Espresso (350 Ft) und Safran-Mandel-Mürbeteig-Torte mit Johannisbeersauce (980 Ft). Die Torte ist köstlich und genau so gelb wie die Fassade des Restaurants. An den Safran-Geschmack gewöhnt sich die Zunge langsam, und die saure Johannisbeer-Sauce mit ganzen Früchten bietet den passenden Kontrast dazu. Vielleicht muss man sich an die ungewöhnlichen Gewürze wirklich erst gewöhnen. Dem Dió sollte man deshalb eine Chance geben. Nur die Pilze sollten besser ausgelassen werden.

Dió Restaurant & Bar

Geöffnet: Täglich von 12 bis 24 Uhr

V. Sas utca 4

Tel.: 328 0360

www.diorestaurant.com