Historische Figur oder Vollstrecker der Diktatur
Ex-Premier Gyula Horn scheidet wieder einmal die Geister in Ungarn. Während die einen seine Mitgliedschaft in der so genannten ,,Steppjackenbrigade“ (pufajkások) hervorheben, die als verlängerter militärischer Arm der kommunistischen Obrigkeit den Volksaufstand 1956 blutig niederzuschlagen trachtete, unterstreichen die anderen seine historischen Verdienste als Außenminister in den letzten Tagen des Kommunismus, als er im Juni 1989 unweit der Grenzstadt Sopron mit seinem österreichischen Amtskollegen Alois Mock symbolisch den ,,Eisernen Vorhang“ durchschnitt.
Grund für die jetzigen Diskussionen um die Person von Horn ist der jüngste Vorstoß von Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány, dem Ex-Premier aus Anlass seines 75. Geburtstags am 5. Juli eine staatliche Auszeichnung zu verleihen. Staatspräsident László Sólyom indessen bezeichnete die von Gyurcsány vorgeschlagene Staatsehrung für Horn wegen dessen Beteiligung an der Niederschlagung der Revolution 1956 als ,,bedenklich“. Sólyom delegierte die Frage deshalb an den Verfassungsgerichtshof (AB) weiter. Die Entscheidung des AB wird für diese Woche erwartet.
Gyula Horn wurde
Horn wurde in Deutschland bereits mehrfach ausgezeichnet: 1990 erhielt er den Karlspreis der Stadt Aachen, 1992 den Humanitären Preis der deutschen Freimaurer und 2005 wurde Horn erster Träger des Memminger Freiheitspreises. In Wertheim am Main (Baden-Württemberg) ist seit 2001 sogar eine Straße nach ihm benannt.