Wie viele der Verbrechen im post-kommunistischen Gerangel um Reichtum war auch der Ölbetrug naiv, einfallslos und vorhersehbar. Heizöl wurde staatlich subventioniert, Kraftstoff dagegen hoch besteuert. Die Regierung von 1990 ordnete an, dass das Heizöl rot gefärbt werden müsse.
Doch für die Verbrecher war es ein leichtes, die Personen zu bestechen, die mit der Zugabe des Farbstoffes beauftragt waren. Zudem wurde bald ein Weg gefunden, dem Öl den Farbstoff nachträglich wieder zu entziehen. Der so hergestellte Treibstoff war zwar minderwertig, aber dennoch brauchbar, und er wurde kanisterweise am Straßenrand verkauft. Bis 1993 entstand so der vielleicht profitabelste Geschäftszweig der Unterwelt in ganz Ungarn.
Im selben Jahr hatte das Ministerium für Industrie und Handel einen Ausschuss gebildet, der sich mit der Ölmafia beschäftigte. 1995 wurde das unterschiedliche Preissystem schließlich wieder abgeschafft. Damit wurde das Geschäft unattraktiv. Jedoch hatten die Beteiligten bis dahin längst ein Vermögen gemacht und woher die Gelder kamen, war schwer nachvollziehbar. Vielen der reichsten ungarischen Geschäftsmänner wird heute nachgesagt, sie hätten ihre ,,Karriere“ einst bei der Ölmafia begonnen.
Im Februar 2000 war vom FKGP-Abgeordneten László Pallag erneut ein parlamentarischer Ausschuss lanciert worden, der sich mit der Ölmafia beschäftigte – denn deren Verbrechen hatten den Staat mehrere hundert Mrd. Ft gekostet. Am 8. Juni sorgte die Aussage von Zsolt Nógrádi für Aufsehen, der nach eigenen Angaben selbst ein Mitglied der Ölmafia gewesen war. Er erklärte vor dem Ausschuss, dass angeblich verschiedene führende Politiker, drei Parlamentsparteien, das Zollamt, die Steuerbehörde und die Polizei in die Aktivitäten der Ölmafia verwickelt gewesen seien.
Im November 2000 nahm das ungarische Parlament den Abschlussbericht des Ausschusses an. Dieser wurde jedoch von beiden Seiten des politischen Spektrums kritisiert. Ausschussmitglieder erklärten empört, dass viele Fakten, die im Ausschuss ans Licht gekommen waren, im Bericht fehlten – so nannte dieser keine Namen und stellte keine Verbindungen zwischen der Ölmafia und der Politik her. Die Sitzungsprotokolle, die Details darüber enthalten, was hinter geschlossenen Türen besprochen wurde, wurden auf 85 Jahre zu streng geheimen Staatsdokumenten erklärt.