
ich speziell in meiner Gesellschaft einen Nachholbedarf bei der
Optimierung unserer Strukturen und Prozesse. Für sehr wichtig halte ich
es auch, die Management-Qualität auf eine breite Basis zu stellen –
Stichwort partizipatives Management. Ich möchte die Verantwortung dort
übernommen wissen, wo sie hingehört, also in den Abteilungen und bei
den Spezialisten, nicht nur bei dem Geschäftsführer. Weiterhin möchte
ich die Attraktivität von Bosch als Arbeitgeber in Ungarn erhöhen. Es
soll für einen Ingenieur etwas Erstrebenswertes sein, gerade für Bosch
zu arbeiten. Wir stehen im Personalbereich mit anderen produzierenden
Firmen im harten Wettbewerb um die besten Arbeitskräfte. Wollen wir
dabei weiterhin gut abschneiden, müssen wir das Prestige unserer Marke
– insbesondere für Ingenieure – noch weiter anheben. Mit einer hohen
Identifikation mit Bosch wollen wir auch die Fluktuation niedrig
halten. Die Fluktuation ist unserer Erfahrung nach dort am geringsten,
wo sich die Mitarbeiter am meisten mit den Herausforderungen ihres
Arbeitsplatzes identifizieren – vorausgesetzt natürlich, das Gehalt ist
angemessen. Sicherheit, soziale Absicherung und
Entwicklungsperspektiven sind weitere entscheidende Parameter. Wenn wir
hier wettbewerbsfähig sind, dann bekommen wir auch gute Leute.
können. So unterhalten wir beispielsweise eigene Buslinien, die
Mitarbeiter aus einem Umkreis von bis zu 100 Kilometern herbringen,
teils auch aus der Slowakei. Um langfristig mit entsprechenden
Arbeitskräften versorgt zu sein, arbeiten wir eng mit den technischen
Universitäten in Budapest und Miskolc zusammen. Unterstützend kommt
hinzu, dass wir inzwischen durch unsere Mitarbeiter über ein immer
weiter wachsendes Netzwerk verfügen. Immer mehr neue Mitarbeiter
rekrutieren sich durch Mundpropaganda aus dem privaten Umfeld unserer
Mitarbeiter. Auch die Teilnahme an verschiedenen Jobbörsen ist ein
probates Mittel bei der Arbeitskräfterekrutierung.
Integrationsfähigkeit Grenzen gesetzt. Wir können nicht beliebig viele
Mitarbeiter wirklich integrieren. Es muss ja nicht nur ein Arbeitsplatz
geschaffen werden, die neuen Mitarbeiter müssen auch entsprechend
eingearbeitet werden. Neben dem Wissenstransfer geht es auch um einen
Kulturtransfer. Beides kostet Zeit und bindet bereits vorhandene
Mitarbeiter. Man muss sich über seine Kapazitäten im Klaren sein.
immer ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Produktivität
ist im Ingenieurwesen mittlerweile sehr gut. Selbst mit Blick auf die
Möglichkeiten in den Nachbarländern Ungarns denke ich, dass wir in
Ungarn für die nächsten Jahre weiterhin gut aufgestellt sind. Bei der
Bewerbung um die Schaffung neuer Ingenieur- und Entwicklungsleistungen
ist Ungarn innerhalb der europäischen Bosch-Standorte voll
wettbewerbsfähig. Ungarn und insbesondere die ungarische Kreativität
haben innerhalb der Bosch-Gruppe eine sehr gute Reputation. Die
Kombination von ungarischer Kreativität und schwäbischer Genauigkeit
ist extrem spannend und fruchtbar. Mit unserer Hilfe sind Ergebnisse
entstanden, die zuvor in Deutschland nicht für möglich gehalten worden
sind. Damit es bei dieser positiven Einschätzung bleibt, dürfen
allerdings nach dem Konvergenzprogramm keine weiteren signifikanten
Belastungen auf uns zukommen.
Bestehenden. Bei den Entwicklungsaktivitäten gibt es einige neue
Geschäftsfelder, die Interesse angemeldet haben. Im nächsten halben
Jahr werden wir beginnen, für sie Kapazitäten aufzubauen.
Mitarbeiter. Damit sind wir nach GE der größte ausländische Arbeitgeber
in der Industrie. In den kommenden Jahren wird sich diese Zahl um rund
800 pro Jahr erhöhen – vorausgesetzt natürlich, dass die
Rahmenbedingungen wettbewerbsfähig bleiben.
Anpassungsmaßnahmen sind das Problem. Ganz entscheidend wird sein, ob
sie die erhofften Ergebnisse bringen werden. Kommt es nicht dazu, dann
wird das Vertrauen auf eine harte Probe gestellt.
Rahmenbedingungen härter für den Zuschlag neuer Projekte innerhalb der
Bosch-Gruppe kämpfen?
die Maßnahmen an sich sind den meisten jedoch vertraut und werden als
notwendig toleriert. Die Durchführung eines Anpassungsprogrammes ist
kein ungarisches Spezifikum. Das ist relativ einfach erklärbar.
Problematisch wird es – wie gesagt – erst dann, wenn die angepeilten
Ergebnisse ausbleiben. Dann würde natürlich auch der Erklärungsbedarf
steigen.
politischen Unruhen vom vergangenen Jahr mögliche Fertigungs- oder
Forschungsaufträge nicht bekommen?
Folge – nicht zuletzt, weil es gewisse Erfahrungswerte gibt. Bosch ist
eine global agierende Firmengruppe. Relativ gesehen gehört Ungarn trotz
aller kurzfristiger Ausschläge eher zu den stabilen Ländern mit
kalkulierbaren Risiken. Fliegende Tomaten machen schließlich noch keine
Revolution. Die Einsatzbereitschaft unserer Mitarbeiter ist
unverändert. Selbst die Reallohneinbußen haben nicht zu einer
Verschlechterung der Motivation geführt. Das unsicherer gewordene
Umfeld hat sogar die Sicherheit und Berechenbarkeit, die ein
Arbeitsverhältnis bei uns bietet, zu einem noch höher geschätzten Wert
werden lassen. Insofern hat die momentane Situation auch günstige
Effekte.
vielfältig. Gerade über die Vereinigungen ausländischer Unternehmen in
Ungarn gibt es sehr gute Plattformen für sachliche Gespräche, wo unsere
Meinung bis zu einem gewissen Grad von Vertretern des Staates gehört
wird. Bevor der ungarische Premier Ferenc Gyurcsány Anfang des Jahres
unserem Werk in Miskolc einen Besuch abstattete, hatte er sich
überraschend eingehend mit unserer Situation, insbesondere mit unseren
Entwicklungsaktivitäten beschäftigt. Was für mich in Ungarn jedoch
einzigartig ist, das ist der Umgang zwischen Regierung und Opposition.
Die hier herrschende Polarisierung findet man nur in wenigen Ländern.
In den meisten Ländern gibt es zumindest eine Form von Arbeitskonsens.
Der fehlt hier fast völlig. Das birgt langfristig ein gewisses
Gefahrenpotenzial in sich, weil man nicht sicher sein kann, wie bei der
nächsten Wahl eine gewisse Kontinuität weitergetragen werden kann.
Daher sollte der Staat seinen Beitrag leisten, die Nachhaltigkeit der
Investitionen entsprechend zu honorieren. Immerhin rechnet es sich
langfristig für Ungarn, wenn im Land zusätzlich zu seinen
Produktionskapazitäten auch Technologiekompetenz entwickelt wird. Dann
ist das Wachstum nachhaltig gesichert.
Rahmenbedingungen betrifft, etwa hinsichtlich des Abbaus der
Bürokratie. Ungarn ist ein Land mit einer sehr ausgeprägten Bürokratie.
ganz einfach. Auf jeden Fall lässt es aber zu, dass man sich weiterhin
gut in Ungarn entwickeln kann. Ich persönlich gehe davon aus, dass
Ungarn für Bosch ein ganz interessanter Standort bleiben wird.